Landespokal Sachsen-Anhalt Landespokal Sachsen-Anhalt: BSV Ammendorf sorgt für den Paukenschlag
Halle (Saale) - In ihrem Jubel-Kreis stimmten die Kicker des BSV Ammendorf zunächst ein Geburtstagsständchen an. Sie ließen ihren Präsidenten Lutz Schülbe hochleben, der zwei Tage vor diesem großen Tag 56 Jahre alt geworden war. Dann kniete Stimmungskanone Patrick Siegel im Zentrum der Glückseligkeit auf dem zerwühlten Rasen und zettelte mit Urschreien die interne Ufta-Orgie an.
Schülbe stand und hüpfte mit. Er hatte feuchte Augen dabei. Weniger, weil ihn die Gratulation angefasst hätte. Sondern vielmehr wegen der fußballerischen Sensation davor. Mit 1:0 hatte der Verbandsligist BSV Ammendorf den Regionalligisten Germania Halberstadt im Viertelfinale des Landespokals ausgeschaltet.
Nicht aus Glück. Das Kämpfer-Team von Trainer Christian Kamalla hatte den zwei Ligen höher angesiedelten Kontrahenten völlig verdient stolpern lassen. Immerhin ein Gegner, der in diesem Jahr noch das Finale bestritten - 0:1 gegen den 1. FC Magdeburg - und in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokal nur 1:2 gegen den Bundesligisten SC Freiburg verloren hatte. Was die Wucht des Ammendorfer Paukenschlags unterstreicht.
Ammendorf begeistert sogar Halberstadts Trainer Petersen
Der Hallesche FC und der FCM suchen im engen Drittliga-Spielplan noch einen Termin, an dem sie ihr Viertelfinale austragen können. Im Lostopf des Halbfinales ist bereits Lok Stendal (Siebter der Oberliga), das beim Verbandsliga-14. Haldensleber SC 6:5 nach Elfmeterschießen gewann. Auch Verbandsliga-Spitzenreiter Blau-Weiß Zorbau ist ein möglicher Ammendorf-Gegner nach dem 3:2 gegen Bernburg, den Oberliga-Neunten.
„Überragend“, fand also der um Worte ringende Lutz Schülbe die Leistung seiner Jungs. Und Gästetrainer Andreas Petersen analysierte gefasst: „Uns hat die Gier gefehlt im letzten Drittel. Ammendorf stand kompakt und hat uns immer wieder in Nöte gebracht. Für mich ist das auch ein Oberliga-Team - bei der Qualität.“
In der Tat. Ammendorf bot eine überzeugende Vorstellung. Man ließ den Favoriten anrennen - völlig normal. Aber die Abwehr stand wie eine Wand und produzierte keinen nennenswerten Fehler. Natürlich hatten die Gäste gefühlt 70 Prozent Ballbesitz, starben aber in Harmlosigkeit oder verhedderten sich in den zwei aufmerksamen BSV-Viererketten.
BSV Ammendorf: Tobias Cramer mit dem Tor des Tages
Halberstadt traf einmal die Latte (58.) aus der Distanz. Ammendorfs Gerson Sachs schaffte Gleiches auf der anderen Seite (66.). Und hätte der Schiedsrichter nach einem Halten an Sachs womöglich auf Notbremse entschieden, hätte Ammendorf ab der 55. Minute sogar in Überzahl agieren können.
Brauchten sie aber gar nicht. Im Anschluss an einen Freistoß bekam Tobias Cramer den Ball serviert und versenkte ihn zielsicher per Innenpfosten (75.) zum Tor des Tages. Trotz des persönlichen Glücks hielt er aber fest: „Gewonnen haben wir das Spiel in der Defensive.“ Ähnlich klang Coach Kamalla: „Wir wollten mutig sein, mitspielen und den Ball nicht nur wegdreschen. Das haben die Jungs großartig gemacht. Wir haben uns das Weiterkommen redlich verdient.“
BSV Ammendorf: Bitte bloß kein Drittligist im Halbfinale
Nun heißt es Halbfinale. Und diese Aussicht verleitete Lutz Schülbe zu einem verspäteten Geburtstagswunsch: „Ich will jetzt nicht gegen einen Drittligisten spielen.“ Er hofft auf eine gute Auslosung, auf ein Heimspiel gegen Stendal oder Zorbau. Diese Gegner sind für diese großartigen Ammendorfer schlagbar. „Und dann“, rechnete das einstige HFC-Stürmer-Idol hoch, „wünsche ich mir ein Finale gegen Magdeburg.“
Natürlich schlägt Schülbes Herz eigentlich rot-weiß. Aber er ahnt: „Magdeburg wird mindestens Vierter in der dritten Liga, dadurch wären wir mit dem Final-Einzug - wie Halberstadt zuletzt - im DFB-Pokal. Das einmal zu schaffen, ist ein Traum.“
Schülbes Augen glänzten immer noch. In der ersten Hauptrunde gegen den FC Bayern - was für eine Vision. Seit Samstag nicht gänzlich abwegig. „Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin!“, rief eine Handvoll Fans.
(mz)