Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle: Rätselhafter Goldring kommt ins Museum

Halle/DPA - Geheimnisvolles Schmuckstück für das Landesmuseum: Der rund 1700 Jahre alte Goldring von Chörau bei Dessau-Roßlau birgt ein Rätsel. Ein Landarbeiter hatte das große Stück aus 22 Gramm purem Gold 1931 beim Arbeiten auf einem Kartoffelacker entdeckt. Der Schatz hatte sich in seiner Egge verfangen. Später gelangte das Schmuckstück in den Kunsthandel und wurde vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle angekauft. „Das Stück wird derzeit restauriert und im nächsten Abschnitt der Dauerausstellung gezeigt“, sagte Archäologe Arnold Muhl. Der nächste Abschnitt wird im kommenden Jahr eröffnet.
Auf dem Ring sind zahlreiche Verzierungen. „Auffallend sind das doppelkonturige X-Motiv, die Rauten und kreuzförmigen Punktreihen. Die Zeichenanordnung wirkt wie ein Logogramm, das aber bis heute rätselhaft ist“, sagte Muhl. „Die Zeichen entstammen keinem christlichen Bildprogramm, sondern entsprechen ehe einer magischen Symbolsprache.“
Schon aufgrund seiner Größe wirkt der Ring eindrucksvoll, allein die Schauplatte misst 1,3 Zentimeter. „Die kulturelle Zuordnung des Prunkringes fällt nach wie vor schwer, es gibt keine eindeutigen Vergleichsstücke“, sagte Muhl. Einige Experten sehen in der Form einen südeuropäischen byzantinischen Einfluss. „Wahrscheinlich kommt der Ring aber aus dem Norden, weil bei einem Schlangenkopfring aus Vestringe auf der Insel Gotland einzelne Motive mit dem Ring identisch sind“, sagte Muhl. Jedenfalls stand der mitteldeutsche Raum in dieser Zeit in regem Austausch mit dem Norden Europas. Wahrscheinlich stamme der Ring direkt von dort und wurde nicht hierzulande nach nordischem Vorbild gefertigt.
In der Zeit zwischen 200 und 400 nach Christus gab es in Skandinavien erhebliche Goldmengen - meist in der Form von Münzen aus dem Römischen Reich, erklärte der Archäologe. Die Geldstücke wurden oft zu schwerem und reich verziertem Goldschmuck umgeschmolzen. „Den Fingerring trug mit Sicherheit ein Angehöriger der damaligen Elite“, sagte Muhl. Der Ring könne aber auch speziell als Grabbeigabe angefertigt worden sein. Zumindest zeige der teilweise scharfkantige Rand, dass der Ring kaum getragen wurde.