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Künftiger Opern-Intendant Florian Lutz  Künftiger Opern-Intendant Florian Lutz : Große Pläne für die nächste Spielzeit

Von Detlef Färber 01.06.2016, 08:00
Demnächst Intendant: der 36-jährige Florian Lutz
Demnächst Intendant: der 36-jährige Florian Lutz Thilo Beu/TOOH

Halle (Saale) - Der Mann muss nicht erst kommen, denn er ist längst da. Und zwar seit Wochen. Allein schon das lässt aufhorchen in einer Stadt, in der seit vielen Jahren immer wieder Inhaber künstlerischer Chefposten oder Kunstprofessuren - obwohl sie „längst da sind“ oder da sein müssten - tatsächlich durch lange Abwesenheiten glänzen und anderswo anderweitigen „Verpflichtungen“ nachgehen. Oder gleich von Anfang an von entfernten Wohnorten bloße Gastrollen in Halle spielen. Und wohl auch spielen dürfen. Da fällt es auf, wenn einer seinen hiesigen Traumjob von Anfang an ernst nimmt, nach Halle zieht und sich - wie er sagt - auch „für die nächsten Jahre auf Halle beschränken“ will.

Einer der jüngsten deutschen Intendanten

Der Mann heißt Florian Lutz, ist 1979 geboren, bislang noch freier Opern-Regisseur, aber mit Beginn der Spielzeit 2016/17 Nachfolger von Axel Köhler auf dem Chefposten des halleschen Musiktheaters. Und dann wohl einer der jüngsten deutschen Intendanten: Wenn das kein Grund ist, sich bei so einer Chance voll reinzuhängen!

Genau das tut der gebürtige Kölner, der sich nicht zuletzt mit mehreren Gast-Inszenierungen in Halle für den Intendanten-Job ins Gespräch gebracht und empfohlen hatte. So auch mit der viel beachteten Arbeit „Liebeswahn“ zu Händels römischen Kantaten bei den Festspielen vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der renommierten Batzdorfer Hofkapelle. Oder mit Henzes „Phaedra“ im Vorjahr.

Und bereits im Jahr 2009 mit Christian Josts Oper „Die arabische Nacht“. Insgesamt kann er schon auf ein umfangreiches Regie-Werk zurückblicken - der 36-Jährige, der einst in Berlin Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie studiert und seinen Zivildienst in Israel absolviert hat.

Mannschaft für kommende Spielzeit steht

Ein ähnliches Tempo wie das, mit dem er es in den letzten Jahren an zahlreiche deutsche und ausländische Bühnen geschafft hat, legt Lutz nun auch in Halle vor. Die nächste Spielzeit ist durchgeplant, und die Mannschaft dafür steht inzwischen. Insgesamt acht Leute hat Florian Lutz „mitbringen“ dürfen - darunter den kompletten künftigen Leitungsstab mit Stellvertreter Veit Güssow, Chef-Dramaturg Michael von zur Mühlen, Chor-Direktor Rustam Samedov und der Chefdisponentin und Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros Steffi Turre - „der wichtigste Posten“, wie Lutz nur ein bisschen lächelnd anmerkt: Acht Leute - wenn das kein Neubeginn ist!

Aber solch ein Auftakt will natürlich auch angemessen zelebriert sein. Lutz und sein Team haben dafür einen Premieren-Reigen konzipiert, für den ein auf den gesamten Saal erweiter Bühnenbau entsteht, der es ermöglichen soll, dass sich die Grenzen zwischen Akteuren und Publikum hier mal fließend gestalten. Wagners „Der fliegende Holländer“ in der Regie von Florian Lutz (Premiere 23. September) führt diesen Reigen an.

Insgesamt für sieben Inszenierungen wird anschließend diese aufwendige, saalfüllende Bühnensituation genutzt - 14 Tage lang: Damit entsteht ein Aufführungsblock, der innerhalb der kommenden Spielzeit noch drei Mal wiederholt werden soll. Unter anderem auch das NT mit Elfriede Jelineks „Wut“ und die Staatskapelle mit ihrem bisher womöglich spektakulärsten Projekt, dem Zwölf-Stunden-Konzert „Farben der Moderne“, werden die „Raumbühne“, wie Lutz sie nennt, dann nutzen.

Oper soll wieder zu einem Treffpunkt werden

Doch auch mit anderen Räumen hat sich der angehende Intendant bereits eingehend befasst. Mit dem Opernhaus natürlich insgesamt, das er als „von außen unsagbar schön und edel“ empfindet. Und dem er in Zukunft wieder zu einer viel zentraleren Rolle im gesellschaftlichen Leben Halles verhelfen will. „Halles Oper muss wieder zu einem Treffpunkt werden“, sagt Florian Lutz: Und glaubt auch schon ansatzweise zu wissen, wie man das - wie er das - bewerkstelligen könnte.

Das Operncafé, dieser für ihn unschöne, aber ja eben erst sanierte Anbau aus DDR-Jahren, spielt dabei ein wichtige Rolle. Da müsse „eine Ganztags-Gastronomie“ rein, so sei er sich mit den Opern-Kantinen-Betreibern einig. Zudem brauche man dort dringend eine fest installierte Bühnentechnik und ein theaterwürdiges und zugleich flexibles Innenraumkonzept. Aber das könne man wohl auch ohne Extra-Etat dafür aus Bühnenbild-Mitteln realisieren, meint Florian Lutz.

Als Programm fürs Opern-Café plant er eine neunteilige „Wagner-Soap“, bei der verschiedene Regisseure „Ring“-Themen und -episoden mit Texten des Wagner-Zeitgenossen Karl Marx in Beziehung setzen werden. All das lässt hoffen, dass Halles alte Oper von ihrem jungene Leitungsteam vielleicht schon sehr bald auf eine ziemlich neue Weise gerockt wird. (mz)