Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Kulturprogramm gegen Rechts: Ehrenamtler machen Bildungswochen gegen Rassismus möglich
Ohne die ehrenamtlichen Helfer wären die Bildungswochen gegen Rassismus in Halle nicht denkbar. Was sie motiviert, ist die Überzeugung, dass man gesellschaftliches Miteinander fördern muss.
Halle (Saale)/MZ - An diesem Freitag enden die Bildungswochen gegen Rassismus in Halle. Und zwar so, wie sie vor 14 Tagen auch begonnen haben – mit einem großen Aktionstag. Fand die Auftaktveranstaltung noch auf der Silberhöhe statt, wird zum Abschluss nun nach Heide-Nord in die Heideringpassage eingeladen.
Ab 15 Uhr startet das Bühnenprogramm mit einer Break-Dance-Show, gefolgt von weiteren Tanzeinlagen und Auftritten der halleschen Bands Rosedust und Monomachine. Hinzu kommt ein Mitmach-Programm vom Fußball-Quiz bis zum Kinderschminken. Quasi zum Ausklang gibt es danach noch die Abschlussparty unter dem Titel „Kultur statt Hetze“ ab 20 Uhr bis in die Nacht im Waldorf Jugendtreff (Lauchstädter Straße 24).
Mehr als 40 Veranstaltungen hat es während der Bildungswochen im Stadtgebiet gegeben. Ein solches Programm lässt sich nicht mal eben so auf die Beine stellen. Schon im September hat sich daher das Organisationsteam – die „AG Bildung“ im Bündnis Halle gegen Rechts – zur ersten Klausur getroffen und auf ein Motto für die diesjährigen Bildungswochen geeinigt. Es lautet: „Rechte für alle, statt alle nach rechts.“
Mit Lesung persönlichen Wunsch erfüllt
„Das Motto gibt den Rahmen für das Programm vor“, sagt Sarah Sisouphantavong. Die 28-Jährige arbeitet für den Dachverband der Migrantinnenorganisationen (Damigra) und ist halb beruflich/halb privat im Orga-Team tätig, das im Kern aus sieben und insgesamt aus bis zu 15 Leuten besteht.
Danach gefragt, bestätigt Sarah Sisouphantavong, dass sie selbst schon Rassismus erfahren hat. Ihr Vater war in die DDR migriert, sie ist in Halle geboren. Sie werde zwar meist „als weiße Person gelesen“, schon aufgrund ihres Namens aber „exotisiert“. Sie sagt auch, dass anti-asiatischer Rassismus oft mit Sexismus verwoben sei. Zu den Bildungswochen hatte sie die in Merseburg aufgewachsene Autorin Hami Nguyen eingeladen, die ihr Buch „Das Ende der Unsichtbarkeit: Warum wir über anti-asiatischen Rassismus sprechen müssen“ vorstellte – vor über hundert Besuchern.
Für Sarah Sisouphantavong war die Lesung eine Herzensangelegenheit und zugleich die persönliche Note, die sie ins Programm einbrachte. Dann diesen Zuspruch zu sehen, „gibt Kraft“, sagt sie.
Absprachen kosten viel Zeit
Ab Oktober gingen die Vorbereitungen für die Bildungswochen richtig los. Lena Lehmann schätzt, dass sie in der Stoßzeit bis März rund zehn Stunden die Woche für die Mitarbeit in der AG Bildung investiert hat – und zwar rein ehrenamtlich. Während der Bildungswochen seien es noch einmal mehr Stunden geworden.
Welche Aufgaben die meiste Zeit verschlingen? „Es gehört unheimlich viel Kommunikation dazu“, sagt die 39-Jährige. Dabei gehe es um Absprachen mit den vielen Projektpartnern in der Stadt und die Organisation der Veranstaltungen vor Ort. Eine wesentliche Aufgabe der AG Bildung sei zudem, das Programm zu kuratieren und Überschneidungen zu verhindern, damit ähnliche Veranstaltungen sich nicht das Publikum wegnehmen.
Lena Lehmann freut sich schon auf die Abschlussparty, die es dieses Jahr erstmals gibt. Die Party war ihre Idee. Die Bildungswochen sind aus ihrer Sicht wichtig, da sie einen niedrigschwelligen Zugang schaffen, um sich mit Problemen wie Antisemitismus und einem zunehmenden Rechtsruck zu beschäftigen. Dass das Angebot für Kinder in diesem Jahr noch ausgebaut wurde, findet sie gut.
„Dafür den Rahmen zu schaffen, ist sehr schön“
Dann spricht Lena Lehmann noch den ganz persönlichen Antrieb für ihr Engagement an. Sie sagt: „Ich fühle mich wirksam.“ Als Bildungsreferentin beim Verein Miteinander erkläre sie stets, dass Demokratie heiße, mitzugestalten. Genau das könne sie in der Arbeitgruppe, noch dazu in sehr freier Form.
Was sowohl Lena Lehmann als auch Sarah Sisouphantavong an den Bildungswochen schätzen: Dass man erleben könne, wie viele Menschen in Halle sich für die Zivilgesellschaft engagieren. „Dafür den Rahmen zu schaffen, ist sehr schön“, sagt Sarah Sisouphantavong.
Während Amelie Basan, die Koordinatorin der Bildungswochen gegen Rassismus und einzige Vollzeitkraft im Orga-Team, betont: „Ohne die Ehrenamtlichen würde das Ganze gar nicht funktionieren.“ Das Team der AG Bildung ist nun für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
25.000 Euro Förderung für die Bildungswochen
Neben der ehrenamtlichen Unterstützung gibt es noch die finanzielle Förderung der Bildungswochen, die hauptsächlich von der „Hallianz für Vielfalt“ und aus dem Demokratieförderprogramm des Landes kommt und laut Amelie Basan rund 25.000 Euro beträgt.
Laut der Koordinatorin sind die Wochen in diesem Jahr ähnlich gut besucht, wie vergangenes Jahr, als insgesamt rund 2.000 Teilnehmer gezählt wurden.
Nominierung für den Bürgerpreis
Zum 21. Mal verleihen die Mitteldeutsche Zeitung, die Volksbank und die Bühnen Halle den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“. Ab sofort können Ehrenamtliche aller Altersstufen dafür vorgeschlagen werden: Ob Einzelperson, Verein, Organisation oder loser Zusammenschluss ist dabei egal. Was zählt, ist das ehrenamtliche Engagement für andere.
Den Datenschutz nehmen wir ernst.
Daher bitten wir, bei Vorschlägen, die uns zugeschickt werden, ausschließlich ihre eigene Telefonnummer anzugeben. Schreiben Sie bitte nur auf, wen sie nominieren (nur den Namen), was dafür spricht, dass die Person den Preis erhalten sollte und wo man Informationen über den Nominierten oder die nominierte Gruppe finden kann.