Zweiter Anschlag auf Synagoge geplant? Kommentar zu neuen Terror-Ermittlungen in Halle: Diesmal war die Polizei schneller
Dass Sicherheitsbehörden einen 19-Jährigen in der Schweiz festnehmen konnten, bevor er seine mutmaßlichen Terrorpläne umsetzte, ist beruhigend. Der Fall zeigt aber auch, dass die Gefahr durch Extremisten real ist.

Magdeburg/MZ - Es gibt einen Unterschied zwischen dem Anschlag auf die hallesche Synagoge 2019 und den nun bekannt gewordenen mutmaßlichen Terrorplänen eines 19-Jährigen: Die Behörden waren diesmal rechtzeitig zur Stelle, um den Verdächtigen festzunehmen.
2019 kam der Angriff des Neonazis Stephan B. auf das jüdische Gotteshaus noch aus dem Nichts. Diesmal war die Polizei offenbar in der Lage, die Pläne im Telegram-Chat mitzulesen – und rechtzeitig zuzupacken. Das ist beruhigend. Die Sicherheitsbehörden haben ihre Fähigkeiten offenkundig so weiterentwickelt, dass sie mutmaßliche Terroristen mittlerweile besser im Blick haben als noch vor Jahren.
Der aktuelle Fall zeigt: Extremisten fühlen sich oft sicher
Allerdings: Der aktuelle Fall zeigt, dass die Terrorgefahr durch Rechtsextremisten in Deutschland real ist. In Online-Chatgruppen wird offenkundig freimütig besprochen, welche Angriffsziele sich lohnen. Und obwohl bekannt ist, dass bei Telegram und Co. auch mal verdeckte Ermittler von Polizei und Geheimdienst mitlesen, legen Extremisten dort sogar ihre aktuellen Waffenbesorgungen offen.
Das zeigt, wie sicher potenzielle Täter sich teilweise fühlen. Betroffene ihres Hasses – etwa die jüdische Gemeinde in Halle – leben zwangsläufig mit einem Gefühl der Unsicherheit.
Mit wem chattet der Verdächtige in englischer Sprache über seine Pläne?
Für deutsche Sicherheitsbehörden ist das aktuell einer der größten und schwierigsten Aufträge: Die Bekämpfung gewaltbereiter Terroristen, die sich im Internet weitgehend selbst radikalisieren. Vieles ist im aktuellen Fall in Halle noch unklar, etwa diese Frage: Mit wem besprach der 19-Jährige seine Terrorpläne?
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Dass er sein Vorhaben auf Telegram laut Staatsanwaltschaft in englischer Sprache beschrieb, deutet darauf hin, dass Mitwisser im Ausland sitzen – was es für Ermittlungsbehörden noch komplizierter macht. Umso wichtiger ist es, dass Polizei und Staatsanwaltschaft den aktuellen Fall nun zügig und rigoros ausermitteln. Im besten Fall schreckt das potenzielle Täter ab.