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Keine CDU-Wahlempfehlung für Lange Keine CDU-Wahlempfehlung für Lange: Schwierige Stichwahl für Linken-Kandidat

Von Dirk Skrzypczak und Jonas Nayda 16.10.2019, 05:00
Am Wahlabend trafen sich Andreas Silbersack (links) und Hendrik Lange im Stadthaus. Silbersack zeigte sich als fairer Verlierer.
Am Wahlabend trafen sich Andreas Silbersack (links) und Hendrik Lange im Stadthaus. Silbersack zeigte sich als fairer Verlierer. dpa

Halle (Saale) - Am Tag nach der OB-Wahl in Halle ist von den Spitzen der Volksparteien kaum Selbstkritik zu hören. „Wir hätten mit dem heißen Wahlkampf vielleicht früher starten können. Und wir haben sicher auch Fehler gemacht. Es gibt aber keinen Grund, alles in Frage zu stellen. Andreas Silbersack war der richtige Kandidat“, sagte CDU-Kreis-Chef Marco Tullner.

Der CDU-FDP-Bewerber lag nach dem vorläufigen Endergebnis 1.794 Stimmen oder 2,25 Prozent hinter Hendrik Lange (Linke), der auch von Grünen und SPD unterstützt wird. Damit verpasste Silbersack den Einzug in die Stichwahl.

Das sagt der CDU-Chef

Noch am späten Sonntagabend richtete Andreas Schmidt, Vorsitzender der SPD in Halle, eine Botschaft an das bürgerliche Lager. „CDU und FDP müssen nun die Frage beantworten, ob sie die plakatierten Wechsel wollen. Wir erwarten eine klare Antwort.“ Die gibt es. „Wir werden als CDU keine Wahlempfehlung für einen Kandidaten der Linken abgeben. Wir werden uns als Vorstand aber auch nicht für Wiegand aussprechen“, sagte Tullner auf MZ-Nachfrage. Ohnehin glaube er nicht, dass sich die Parteibasis von Wahlempfehlungen lenken lasse, wenn der eigene Bewerber nicht mehr im Rennen sei.

Nach der zweiten Wahlschlappe innerhalb eines Jahres kündigte Tullner zudem für die Zukunft eine intensive Sacharbeit an. Bei der Stadtratswahl im Mai war die CDU nur zweitstärkste Kraft hinter den Linken geworden. „Wir liegen nicht am Boden, werden unsere Arbeit aber neu ausrichten. Wir müssen wieder näher an die Menschen ran.“

Auf offiziellem Wahlschein ist Hendrik Lange nur als linker Kandidat ausgewiesen

Dass auf dem offiziellen Wahlschein Hendrik Lange nur als linker Kandidat ausgewiesen ist, Grüne und SPD aber fehlen, „könnte schon eine Rolle gespielt haben“, sagte Marianne Böttcher, Vorsitzende im Stadtverband der Linken.

„Der Grund dafür ist einfach. Die drei Stadtverbände hatten Hendrik Lange in einer offenen Wahl zum Kandidaten erklärt. Danach hatte das Land aber das Kommunalverfassungsgesetz geändert. Und das schreibt geheime Wahlen vor“, so Böttcher. Die Linke hatte Anfang 2019 die Nominierung deshalb nachgeholt, Grüne und SPD nicht. Auch bei der Stichwahl wird Lange auf dem Wahlzettel ohne SPD und Grüne stehen.

So positioniert sich die Linke

Böttcher zufolge werden die Uhren jetzt aber wieder auf Null gestellt - trotz des großen Abstands zu Amtsinhaber Bernd Wiegand nach der ersten Runde. „Das Ergebnis ist in dieser Form zu erwarten gewesen. Im ersten Wahlgang war die Frage, wer neben dem Amtsinhaber in die Stichwahl zieht. Jetzt heißt es Wiegand oder Lange“, so Böttcher.

Man werde nun das Ergebnis von Sonntag analysieren und versuchen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. „Der erste Schritt ist gemacht. Jetzt wollen wir die Chance nutzen“, sagt Böttcher. Dass Wiegand am Sonntagabend nicht im Stadthaus erschienen war - so wie es bei Wahlen eigentlich immer üblich ist - zeige die Arroganz des OB.

Die Grünen-Vorsitzende Melanie Ranft zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Eigentlich haben wir gewonnen“, meinte sie. Vor allem in den traditionellen Grünen-Hochburgen Paulusviertel und Innenstadt habe Hendrik Lange gute Ergebnisse einfahren können. Ranft setzt nun darauf, dass die Wähler, die den Wechsel wollen, also auch von CDU und FDP, nun auch konsequent bleiben und für Lange stimmen. „Wir freuen uns auf die Stichwahl. Auf der Silberhöhe und in Neustadt müssen wir noch eine Schippe drauflegen, aber das wird uns gelingen. (mz)