Keimschleuder Shisha Keimschleuder Shisha: Ansteckende Krankheiten aus dem Pfeifen-Schlauch
Halle (Saale) - Nach einem Vergiftungsfall in einer halleschen Shisha-Bar wird die Kritik an den Wasserpfeifen-Lokalen lauter. Politiker und Ärzte warnen vor den Folgen des Rauchs und fordern mehr Kontrollen. Am Freitag war ein Besucher einer Shisha-Bar am Joliot-Curie-Platz bewusstlos zusammengebrochen. Ärzte hatten eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid festgestellt, das beim Rauchen entsteht.
Auch fünf weitere Gäste des Lokals wurden verletzt. Am Montagnachmittag entschieden das Gewerbeaufsichtsamt und das Ordnungsamt der Stadt, die Bar bis auf Weiteres zu schließen. Die Polizei ermittelt gegen den 20-jährigen Betreiber der Bar wegen fahrlässiger Körperverletzung.
CDU-Stadtrat: Stadt muss Shisha-Bars verstärkt kontrollieren
CDU-Stadtrat Andreas Scholtyssek sagte: „Die Anzahl der Shisha-Bars in Halle hat augenscheinlich stark zugenommen. Wenn davon eine Gesundheitsgefahr ausgeht, muss die Stadt sie verstärkt kontrollieren.“ Die Stadt müsse ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Bereits am Wochenende hatte der innenpolitische Sprecher der SPD, Rüdiger Erben, bemängelt, die Ordnungsämter würden nicht genug Augenmerk auf die Gefahren in Shisha-Bars legen. Auflagen und Kontrollen seien zu lasch. Eine Anfrage im Landtag 2017 habe ergeben, dass man in Sachsen-Anhalt noch nicht einmal wisse, wo solche Bars betrieben würden.
Tatsächlich gab das Wirtschaftsministerium auf Erbens Anfrage an, in Halle gebe es keine einzige Shisha-Bar. Es schränkte jedoch selbst ein, dass ein Problem mit der Definition vorliege. Wegen der Art und Weise der Anmeldung sei nicht ersichtlich, ob eine Gaststätte als Shisha-Bar geführt werde, so das Ministerium.
Auf die gesundheitlichen Gefahren weist auch Professor Stephan Feller, Tumorbiologe an der Medizinischen Fakultät der Uni Halle, hin. Shishas bezeichnet er als „Keimschleudern“. Schlauch und Mundstück würden wegen der Wasserkühlung nicht warm genug, um Bakterien und Viren abzutöten. „So können etwa Tuberkulose, Herpes und Hepatitis darin überleben und übertragen werden.“ Die Tuberkulose sei zwar in Deutschland lange kein Thema gewesen, komme aber in typischen Flüchtlings-Ländern wie Syrien und Afghanistan häufiger vor und werde so auch in Deutschland immer mehr über Shishas verbreitet.
Bezogen auf das Krebsrisiko seien Wasserpfeifen zwar genauso schlimm wie Zigaretten, das giftige Kohlenmonoxid breite sich jedoch viel stärker im Körper aus. Es dockt an die roten Blutkörperchen an, die eigentlich den Sauerstoff durch die Adern transportieren sollen. Bei Shisha-Rauchern könnten bis zu 25 Prozent der Blutkörperchen blockiert sein, bei Zigaretten-Rauchern nur zehn Prozent, so Feller. Er fordert Kohlenmonoxid-Warner und bessere Lüftungsanlagen in Shisha-Bars.
Die Stadtverwaltung will sich auf der Beigeordneten-Konferenz zum Thema äußern. (mz)