Jüngste Amtsinhaberin der DDR Jüngste Amtsinhaberin der DDR: Ex-Oberbürgermeisterin von Halle-Neustadt ist gestorben
Halle (Saale) - Liane Lang, die ehemalige Oberbürgermeisterin von Halle-Neustadt, ist gestorben. Zuletzt hatte die 85-Jährige in einem Seniorenheim in Neustadt gelebt. Das teilt ihre Familie mit. Die SED-Politikerin war von 1970 bis 1990 Stadtoberhaupt der damals eigenständigen Stadt Neustadt. Im Alter von 35 Jahren wurde sie in das Amt gewählt und war damals die jüngste Amtsinhaberin in der DDR. Sie war sehr beliebt wegen ihrer offenen Art und galt nicht als Hardlinerin.
Schon früh in der DDR politisch engagiert
Die Tochter eines Bergarbeiters stammte aus einer kinderreichen Familie aus Teuchern (Burgenlandlandkreis) und wuchs mit sechs Geschwistern auf. Nach ihrer Schulzeit lernte sie zunächst den Beruf der Traktoristin. Auch nach der Wende machte Liane Lang keinen Hehl daraus, dass sie gerne die Möglichkeiten ergriffen hatte, die ihr die gerade gegründete DDR bot:
Delegation an die Landesjugendschule, FDJ-Kreisleitung in Weißenfeld, der Eintritt in die SED im Jahr 1953 und das Studium an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg mit dem Abschluss Diplomjurist. Auch ihr Ehemann Horst Lang, mit dem sie zwei Kinder hatte, war studierter Jurist und als Justiziar in Leuna beschäftigt. Er stand jedoch nie so im öffentlichen Fokus wie seine Ehefrau.
Am 8. April 1970 wurde Lang zur Oberbürgermeisterin von Halle-Neustadt gewählt
Die frischgebackene Juristin machte erste Verwaltungserfahrung als Bürgermeisterin der Stadt Wolfen, wo sie ab 1964 eingesetzt war. Am 8. April 1970 wurde Lang dann zur Oberbürgermeisterin von Halle-Neustadt gewählt. Bis zur Wende leitete sie die Geschicke der neugegründeten Stadt mit zeitweise bis zu 90.000 Einwohnern.
Rund 170 Mitarbeiter hatte die Stadtverwaltung Neustadt damals. Dass Liane Lang auch als Oberbürgermeisterin mit ihrem Charme spielte, erzählte sie in einem Interview vor einigen Jahren: „Mit meiner für Handel zuständigen Stadträtin Helga Gries bin ich oft in die Großhandelskombinate gefahren und habe um Kontingente gerungen. Zwei so schicken Damen wie uns konnte man nur schwer einen Wunsch abschlagen“, sagte sie damals schmunzelnd.
Liane Lang ging mit 55 Jahren in den Vorruhestand
Die Versorgung war das entscheidende Thema - mit Wohnungen, Telefonleitungen, Konsumgütern und Straßenbeleuchtung. Abrupt endete ihre Amtszeit mit der Eingemeindung von Neustadt nach Halle am 6. Mai 1990. In einer Einwohnerbefragung hatten sich 66 Prozent der Neustädter für die Fusion ausgesprochen.
Liane Lang ging mit 55 Jahren in den Vorruhestand. Ihr Engagement für den Stadtteil blieb jedoch: So kämpfte sie unter anderem für den Erhalt des Neustädter Friedhofs, auf dem sie nun ihre letzte Ruhestätte finden wird. (mz)