Juliane Leopold Juliane Leopold: Im Herzen Hallenserin

Halle (Saale) - Paris, New York, Halle. So fasst Juliane Leopold die Orte zusammen, an denen sie in letzter Zeit Station gemacht hat. Auch wenn sie seit Jahren in Berlin lebt und arbeitet: „Halle ist meine Heimat. Ich bin eine große Patriotin der Stadt,“ sagt die 32-Jährige, als sie in Nietleben durch den Regen stiefelt und in Richtung See zeigt: „Dort drüben hat mein Vater mit dem Heimatverein eine Bank aufgestellt“.
Vom Haus ihrer Eltern ist der Heidesee nur wenige Meter entfernt. Zur Entspannung zieht es Juliane Leopold auch heute noch an den Strand oder ins NT-Café in die Innenstadt. Orte, die seit ihrer Jugend einen festen Anker bilden. „In den vergangenen Jahren hat sich hier unheimlich viel verändert. Aber in Berlin erlebe ich es genauso. Kaum ist man fünf Monate nicht U-Bahn gefahren, hat man das Gefühl, dass in der Zwischenzeit ein komplett neues Viertel entstanden ist“.
„Ich bin abenteuerlustig“
Vor Bewegung scheut sich die Journalistin trotzdem nicht. „Ich bin abenteuerlustig und mache mir mein Leben passend“. Nach dem Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Berlin arbeitete sie in der Schweiz für die Neue Zürcher Zeitung, später für Zeit und Zeit Online. Bis ihr Name für den deutschen Ableger des Onlineportals BuzzFeed ins Spiel gebracht wurde.
Als eines der beliebtesten englischsprachigen Medienportale hatte das Unternehmen vor zwei Jahren eine Person gesucht, die das neue Start up in Berlin leiten würde. Und Juliane Leopold war plötzlich Chefin: „Das war eine riesige Herausforderung. Ich habe ein eigenes Team aufgebaut, die Redaktion geführt, redigiert, mit Freien kommuniziert und geschrieben“.
Dabei war ihr wichtig, dass es in der Redaktion nicht nur Frauen und Männer arbeiten, sondern auch Ost- und Westdeutsche. „Ich wollte ein ostdeutsches Abbild zeigen, dass nicht nur Krise ist“, sagt sie. Deshalb bekamen die Kollegen gern auch Nudeln mit Tomatensoße und Jägerschnitzel vorgesetzt oder testeten sich durch die volle Bandbreite an DDR-Süßigkeiten. Der erste Eindruck von Hallorenkugeln zumindest ließ einen Teil der Redaktionsmitglieder einigermaßen ratlos zurück: „Die sehen aus wie Mini-Dickmann’s“, hieß es dann. Oder: „Wieso hast du weiße Füllung und ich nicht?“
Dimensionen und Planungen
Als die Mauer fiel, war Juliane Leopold sechs Jahre alt, politische Dimensionen und Planungen waren ihr damals nicht bewusst. Später ging sie in Neustadt aufs Gymnasium: „Ich empfand auch die Plattenbauten nie bedrückend. Ich denke, es kommt auch immer auf die Erlebnisse an, die man mit einem Ort verbindet. Und ich hatte eine sehr schöne Kindheit“
Jenseits Top-Ten-Listen, Quizfragen und lustiger Katzenvideos wird das Portal auch von politischen Fragen bestimmt. „15 Antworten, mit denen Du Vorurteile gegen Flüchtlinge entkräften kannst“ war einer der bisher erfolgreichsten Beiträge.
Beim Preis „Journalisten des Jahres 2014“ wurden Leopold und ihre Mitarbeiter auf Platz zwei der „Newcomer des Jahres“ gewählt. Trotzdem trennte sie sich im Januar von BuzzFeed: „Es war eine herzzerreißende Entscheidung“, sagt sie heute. Zu unterschiedlich waren die Ansichten zwischen ihr und dem Unternehmen, in welche Richtung es nach der Startphase für BuzzFeed in Deutschland weitergehen sollte.
Momentan arbeitet Juliane Leopold als freiberufliche Beraterin für Medienunternehmen in Deutschland und in den USA. Aber sie auch schon neue Pläne: „Ich habe auf jeden Fall Lust, wieder ein Team zu führen“. (mz)