Judo-WM in Astana Judo-WM in Astana: Hallenserin Luise Malzahn zeigt ihre erfolgreichen Techniken

Halle (Saale) - Das dumpfe Geräusch lässt Außenstehende unweigerlich zusammenzucken. Dieses Geräusch, wenn Luise Malzahn ihren Widerpart auf die Matte wuchtet.
Beim Foto-Termin mit der MZ, bei dem Halles aktuell erfolgreichste Judo-Kämpferin ihre Techniken vorstellt, mit der sie bei den Weltmeisterschaften am Freitag in Astana ihre Gegnerinnen bezwingen will, schlüpft Alexander Lenk ausnahmsweise in die Rolle des Gegners. Der Bundesliga-Kämpfer bekommt bei der Demonstration die ganze Klasse der deutschen Meisterin zu spüren.
Bis der Fotograf den „O-Goshi“ im Kasten hat, muss die SV-Athletin mehrmals ran. Blitzschnell befördert sie Lenk kopfüber mit Schwung zu Boden. Dieser große Hüftwurf über die rechte Körperseite nach vorn ist eine von Luise Malzahns Spezialtechniken. So manchen wichtigen Kampf hat sie so vorzeitig gewonnen.
„Ich bin in der Hüfte sehr beweglich“, erklärt die 78-Kilo-Frau. Dadurch beherrscht sie verschiedene Techniken. Ihre eigentliche Geheimwaffe ist also die Flexibilität. „Wer zur Weltspitze gehören will, der muss in alle vier Richtungen werfen können. Also rechts und links jeweils nach vorn und hinten“, erklärt Luise Malzahn.
Rechts ist die Schokoladenseite
Auch der „Ura-Nage“, einer der Opferwürfe, ist eine ihrer Spezialitäten. Das Besondere dieser Variante: Wenn sie den Gegner rechts nach hinten wirft, begibt sich die Angreiferin selbst in Rückenlage, gibt ihr Gleichgewicht auf. „Man muss sich seiner Sache also sicher sein“, sagt die SV-Kämpferin. Sonst kann es passieren, selbst ausgekontert zu werden.
Rechts, das gibt Luise Malzahn zu, ist ihre Schokoladenseite. Doch das wissen auch ihre Gegnerinnen. Deshalb wendet sie als Überraschung auch gern mal den Schulterwurf links vorn, den „Ippon-Seoi-Nage“ an. Lenk kann das anschließend bestätigen: Auch Luises Vanille-Seite muss nicht unbedingt jedem schmecken.
„Würge“ zwingt Gegner zur Aufgabe
Doch nicht nur Würfe bringen Luise Malzahn zum Erfolg. Als Ass hat sie auch noch die eine oder andere Bodentechnik im Ärmel. Wenn dem Gegner ein Angriff nicht gelingt, kann sie dessen missliche Lage auf den Knien für einen „Koshi-Jime“ nutzen, den sogenannten Hüftwürger. Dazu packt sie ihren Gegner am Jackenkragen und wirbelt ihn so schnell über die Matte, dass dessen eigener Judoanzug zur Falle wird und ihm die Luft abdreht. In einer solchen Situation bleibt dem Judoka nur noch als Zeichen der Aufgabe das Abklopfen.
Vor der WM in Astana hat Luise Malzahn alle großen Gegnerinnen per Video studiert, sich deren Stärken und Schwächen vor Augen geführt. Im Laufe der Jahre hat die Hallenserin viele Kämpferinnen kennengelernt. Und auch sie ist den meisten keine Unbekannte.
Gutes Bewegungsgefühl
Was Luise Malzahn zugute kommt: „Ich habe insgesamt ein gutes Bewegungsgefühl.“ So kann sie auch mal spontan eine Technik anwenden, die nicht zu ihrem bevorzugten Repertoire gehört. Das macht die SV-Athletin unberechenbar.
Und was sich auch auszahlen kann: Bei den vielen Wettkämpfen in den letzten Jahren und Monaten hat sich die 25-Jährige eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aneignen können. „Ich habe gelernt, mit Druck umzugehen“, sagt sie deshalb auch. Indes: Ein bisschen Glück in der Auslosung kann aber trotzdem nicht schaden.
Die Gewichtsklasse bis 78 Kilo wird bei der WM am Freitag ausgekämpft. Am Sonntag steht der nichtolympische Teamwettkampf auf dem Programm.


