Werkelnder Wetterfrosch in Kröllwitz Jörg Kachelmann: „In Halle denkt man, es würde schon regnen, sobald es nur nach der Möglichkeit aussieht“
Der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann macht Regendaten aus Halle online zugänglich.
Halle (Saale)/MZ - Das Wetter kann sich an diesem Montag in Kröllwitz nicht so recht entscheiden. Mal staut sich feucht-schwüle Hitze an, dann droht der Horizont eine Weile mit dunklen Gewitterwolken, bevor der Himmel doch blau wird - und der Zirkus von neuem beginnt. Wer verlässliche Daten zu solchen meteorologischen Wechselspielen in Halle haben möchte, musste sich seit der Schließung der einzigen Wetterstation in der Stadt vor ein paar Jahren mit dem Blick nach oben begnügen. Das ist nun anders.
Am gestrigen Montag weihte der bekannte Wettermann Jörg Kachelmann in der Kleingartensiedlung am Fuchsberg seine neue Messstation ein. Aber wie kommt der Schweizer Regenprophet in die Gartenparzelle in Kröllwitz? „Es war meine Aufgabe bei der Sache, die Tür nach Halle zu öffnen“, sagt der hallesche Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD). Im Rahmen seiner Wahlkampftour ist Diaby Ehrengast bei der Eröffnung. Kachelmann wollte unbedingt die Sammlung von Wetterdaten in der Saalestadt wieder anschieben und wandte sich bei der Suche nach einem Standort vertrauensvoll an Diaby. Dieser wiederum dachte sofort, dass ein Kleingarten ein idealer Ort sein könnte. Seit Diaby im Zuge seiner Promotion in Geoökologie in den 90er-Jahren in vielen halleschen Kleingärten zur Schwermetallbelastung von Pflanzen forschte, ist er in der Szene bestens vernetzt. Da auch die zuletzt geschlossene Messstation in Kröllwitz stand, dachte er an den Fuchsberg. Von der ersten Ortsbegehung bis zur Eröffnung dauerte es dann nur einen guten Monat.
„In Halle denkt man, es würde schon regnen, sobald es nur nach der Möglichkeit aussieht“
Als Kachelmann am Fuchsberg vorfährt, steht das Anbringen eines Regenmessmoduls an oberster Stelle der Tagesordnung. Er ist gut gelaunt, scherzt mit Ehrengast Diaby und den Umstehenden, die alle argwöhnisch die dunkleren Wolken beäugen. „In Halle denkt man, es würde schon regnen, sobald es nur nach der Möglichkeit aussieht“, sagt er. Mit einer Kiste Elektronik auf der Schulter läuft Kachelmann vom Parkplatz zu seiner Parzelle, in der bereits Daten zu Luftdruck und Blattfeuchte sowie zur Feuchtigkeit und Temperatur in Boden und Luft gesammelt werden. Mit der Hilfe von Diaby will er den Regenmesser installieren: Doch die Gewindegrößen in Apparat und Halterung passen nicht zusammen. Es beginnt eine Bastelei. Schnell wird klar, dass es vorne und hinten an Material und Werkzeug fehlt. Zum Glück ist ein Parzellennachbar zur Stelle, der dem umtriebigen Wetterfrosch mit Leiter, Zange, Schraubenzieher, Wasserwaage und Klebeband aus der Patsche hilft.
Mit Seelenruhe und guter Laune werkeln Kachelmann und Diaby am Regenmesser, klopfen dabei ihre Sprüche. Die beiden geben ein Bild ab wie die liebenswertesten Kleingartenfreunde, die mit einer Mischung aus Bastelwut und Hilfsbedürftigkeit alle Umstehende mit einbeziehen. Nach einer Dreiviertelstunde ist es geschafft. Noch immer macht sich Kachelmann über die besorgten Blicke gen Regenwolke lustig: „Es ist ein ganz normaler Tag“, sagt er, als prompt die ersten Tropfen einen kurzen Schauers fallen. „Und Regen macht schön“, ergänzt er. Alle Daten vom Fuchsberg gibt es unter www.kachelmannwetter.de