Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Inken ist der Schatz für die „Schwemme“ in Halle
Als Ehrenamtliche ist die 54-Jährige fast jeden Tag für den Verein in der alten Brauerei vor Ort und hilft bei der Sanierung.
Halle (Saale) - Was der Verein „Schwemme“ erreichen möchte, macht er in seinem Untertitel deutlich: „Kreativität am Fluss“. Der etwa 30 Mitglieder starke Verein will die rund 300 Jahre alte ehemalige Brauerei vor dem Verfall retten und gleichzeitig zu einem Kulturort in der Stadt machen. Dabei helfen viele Ehrenamtliche, doch eine besonders, meint Vereinsmitglied Johanna Voll: „Ich möchte sehr gerne Inken Peters für den Bürgerpreis nominieren. Sie ist im Verein „Schwemme“ aktiv und dort nahezu täglich im Einsatz - komplett ehrenamtlich. Sie ist ein Schatz für den Verein.“
Dabei ist das Engagement der 54-Jährigen alles andere als selbstverständlich. 2015 erkrankte sie schwer, aufgrund eines Hirntumors musste die frühere Seminarleiterin dreimal operiert werden. „Ich musste wieder laufen und sprechen lernen und kann heute noch schwer lesen“, spricht Inken Peters offen über ihre Erkrankung. Mit vielen Therapien steht sie heute wieder mitten im Leben, auch wenn sie nach wie vor an einer Aphasie, einer Sprachstörung, leidet und erwerbsunfähig ist. „Über die Freiwilligenagentur und die Plattform ’Engagiert in Halle’ bin ich zur Schwemme gekommen“, berichtet sie weiter. Denn: „Es war für mich schwer, nichts zu tun zu haben“, sagt Inken Peters. Da sie mit Kreissäge und Bohrschlaghammer umgehen kann, war diese Einsatzstelle für sie genau das richtige.
„Hier wissen alle Bescheid über meine Krankheit“, sagt sie und betont, wie glücklich sie ist, die Schwemme gefunden zu haben. „Das Handwerkliche macht mir Spaß.“ In einem Dreierteam, bestehend aus Inken Peters, einem Rentner und einem jungen Mann im Freiwilligen Sozialen Jahr, hilft die Hallenserin dabei, Baufreiheit herzustellen, Reparaturen an Treppenstufen auszuführen oder andere kleinere Hilfsarbeiten zu machen. Das Gute dabei: Weil die Arbeit ehrenamtlich ist, kann sie sich dabei nach ihrem tagesaktuellen Gesundheitszustand richten und an schlechten Tagen einfach zu Hause bleiben.
„Dieses Trio ist symbolisch für unser Projekt. Wir sind offen für alles und jeden“, sagt Johanna Voll. Und so gehören zur bunten Truppe im Verein nicht nur ehrenamtliche Handwerker wie Inken Peters, sondern auch Johanna Voll, die in einem Podcast Geschichten und aus der Geschichte des ehemaligen Brauhauses erzählt. Und ein Braumeister, der regelmäßig unterschiedlichste Biersorten in kleinen Mengen anfertigt. „Am Freitag, 8. April, ist bei uns Saisonstart und Treseneröffnung“ kündigt Johanna Voll das Kulturprogramm 2022 in der Schwemme an. Im Mai soll dann Richtfest für den neuen Dachstuhl im Südteil gefeiert werden, einer der Höhepunkte im Frühling. Auch bei der Fete de la musique ist die Schwemme im Juni mit dabei.