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Was Einzelhändler und Kunden sagen In Halle zwischen Shoppinglust und Frust

Von Franz Ruch 26.05.2021, 09:30
Viele Hallenser haben am Montag die Chance genutzt und waren auf der Einkaufsmeile der Leipziger Straße flanieren.
Viele Hallenser haben am Montag die Chance genutzt und waren auf der Einkaufsmeile der Leipziger Straße flanieren. (Foto: Franz Ruch)

Halle (Saale) - In Halle sinken die Inzidenzwerte und eine Lockerung jagt die nächste: Seit Dienstag darf der Einzelhandel wieder regulär öffnen. Das heißt: Termin- und Testpflicht entfallen, Anwesenheitslisten und Maskenpflicht bleiben. Händler und Kunden starten mit gemischten Gefühlen in die wiedergewonnene Shopping-Freiheit. Sie wünschen sich vor allem eins: Dass auch noch die letzten Beschränkungen fallen.

„Die richtig fetten Batzen haben wir am Dienstag noch nicht verkauft“, sagt Kerstin Folter. Die Inhaberin des Juweliergeschäfts „Uhren & Schmuck Am Hallmarkt“ sei am ersten Tag der Wiederöffnung hauptsächlich mit Serviceanliegen, wie Batteriewechsel oder Armbandarbeiten, beschäftigt gewesen. Alles Dinge, die sie eigentlich schon in den vergangenen Wochen hätte abarbeiten dürfen. Doch dass die Werkstatt des Schmuckgeschäfts durchgehend geöffnet war, hätten viele ihrer Kunden gar nicht auf dem Schirm gehabt. Und auch von der Wiederöffnung am Dienstag hätten einige erst vor Ort erfahren: „Als Inhaber beschäftigen wir uns natürlich ständig mit den wechselnden Regeln, aber die Kunden nicht. Viele haben heute brav vor der Ladentür gewartet und geklingelt, obwohl sie einfach hätten reinkommen können.“

„Ich bin bestimmt nicht aus Lust am Einkaufen hier“

Die Kunden, die am Dienstag ihren Weg in die halleschen Läden gefunden haben, müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen. Die meisten störe das nicht, sagt Mandy Kossira, Filialleiterin vom Modehaus Fischer im Stadtcenter „Rolltreppe“. „Wir haben ganz selten die Situation, dass Kunden sich daran stören. Anders war es in den vergangenen 14 Tagen, als die Testpflicht noch galt. Das war wie eine Schranke“, sagt sie. Jetzt hätten jedoch zahlreiche Kunden wieder Lust in den Laden zu kommen. „Der Andrang war heute deutlich höher als sonst. Der Fokus liegt auf der persönlichen Begegnung. Die Leute wollen wieder ein Erlebnis haben.“

Das gilt allerdings nicht für alle. So ist das Shopping am Dienstag für eine 54-jährige Hallenserin mit mehreren Einkaufstüten unter dem Arm eher eine Notwendigkeit als eine Freude: „Ich bin bestimmt nicht aus Lust am Einkaufen hier. Ich bestelle nicht im Internet, brauchte aber dringend T-Shirts und Schuhe für die Arbeit“, sagt sie.

Insgesamt sei die Wiederöffnung aber ein Schritt, der Händler und Kunden einen Weg in Richtung Normalität zeige, sagt Wolfgang Fleischer von der Citygemeinschaft Halle. Die jetzigen Auflagen würden das Geschäft zwar weiterhin bremsen, doch bei den Innenstadthändlern mache sich Aufbruchsstimmung breit. Vor allem auch, da das Termin-Shopping nach einem anfänglichen Hoch im Frühjahr inzwischen nachgelassen habe. „Click & Meet hatte zuletzt deutlich abgenommen“, sagt Fleischer. Ferner hätte sich auch der logistische und finanzielle Aufwand hinter dem Termin-Shopping für viele Händler nicht gelohnt. (mz)