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Huckepack-Projekt  Huckepack-Projekt : Pauken mit Rabauken

Von Sandy Schulze 17.08.2016, 13:45
Drei für „Huckepack“: Louise Schellenberg (v.l.n.r.) Marianne Günthel und Johanna Schick gehören zu den Gründungsmitgliedern.
Drei für „Huckepack“: Louise Schellenberg (v.l.n.r.) Marianne Günthel und Johanna Schick gehören zu den Gründungsmitgliedern. Jens Schlüter

Halle (Saale) - Beim Blättern durch bunte Hochglanzmagazine sieht es noch verlockend mühelos aus: Wer Vieles gleichzeitig erledigen muss, bekommt auf Fotos einfach sechs Arme verpasst. Oder für besonders Stressgeplagte auch mal acht. Gleichzeitig telefonieren, wichtige Texte durcharbeiten, eine Präsentation erstellen oder den Terminkalender hervorkramen - klappt alles wie am Schnürchen. Sogar das Kleinkind kann nebenbei noch in den Schlaf geschaukelt werden.

Louisa Schellenberg, Marianne Günthel und Johanna Schick würden mit einigen Zusatzhänden zwischen Arbeit und Kindern wohl auch gut leben können. Ab Herbst unterstützen sich die jungen Mütter mit weiteren Eltern deshalb einfach gegenseitig. Im Glaucha-Viertel öffnet dann das Eltern-Kind-Büro „Huckepack“. Sechs Erwachsene und acht Kinder werden sich ab Mitte Oktober an vier Tagen in der Woche fünf Zimmer im Gemeindehaus in der Glauchaer Straße teilen. Zwischen neun und 12 Uhr wird eine betreute Arbeitszeit angeboten. Die Eltern und freiwillige Unterstützer kümmern sich abwechselnd um die Kinder, die im eigenen Spielzimmer ihren Platz haben. In einem anderen Raum kann währenddessen ungestört gearbeitet werden.

Still- und Ruhezimmer

Zusätzlich gibt es Still- und Ruhezimmer, einen Gemeinschaftsraum und eine Küche, in der mittags gemeinsam gekocht wird. „Wir wollen das Essen auch nutzen, um uns austauschen zu können“, sagt Marianne Günthel. Die 29-Jährige ist Mutter eines dreijährigen Sohnes und einer einjährigen Tochter und will die Zeit im Eltern-Kind-Büro nutzen, um ihre Bachelorarbeit in Erziehungswissenschaften zu schreiben.

Austausch gibt es dabei auch über Erziehungsfragen hinaus. „Ich erhoffe mir auch Impulse und Rückmeldungen für die Arbeit“, sagt Johanna Schick. Die 24-Jährige studiert Musik und Deutsch auf Lehramt und möchte das Büro auch nutzen, weil ihr Kind mit sechs Monaten noch zu jung ist, um in einer Kindertagesstätte betreut zu werden. Nach einer Pause im Sommersemester möchte Johanna Schick zum Herbst wieder in ihren Studienalltag einsteigen.

Suche nach weiteren Eltern

Zu den ersten „Huckepackern“ gehört neben fünf Müttern auch ein Zwillingsvater: „Wir sind noch auf der Suche nach weiteren Eltern“, sagt Louise Schellenberg, „Und wir suchen für die Mischung explizit auch nach Vätern.“ Louise Schellenberg ist Mutter von zwei kleinen Kindern und promoviert in Kulturwissenschaften. Die 31-Jährige ist wie auch Marianne Günthel Mitglied der Evangeliumsgemeinde, in deren Räumlichkeiten das Büro entsteht. Religiös ausgerichtet ist das Projekt allerdings nicht. Johanna Schick kam wie sie sagt über „fünf Ecken“ zu der Initiative. Eine Bedingung ist ihnen trotzdem wichtig. „Unser Projekt funktioniert nur mit Verbindlichkeiten“, sagt Marianne Günthel. Eltern sollten deshalb mindestens drei Monate bleiben - auch damit sich die Kinder aneinander und an die Erwachsenen gewöhnen können. Um eine kostendeckende Finanzierung zu gewährleisten, kostet ein Monatsabo derzeit etwa 100 Euro.

Am Samstag können zur Nacht der Kirchen am Glauchaplatz die Räume besichtigt werden. Informationen gibt es auch beim Schwetschkestraßenfest im September. (mz)

Weitere Informationen unter huckepackhalle.wordpress.com