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Hochwasserschutz am MMZ Hochwasserschutz am MMZ: Dieses Parkhaus kann kontrolliert geflutet werden

Von Dirk Skrzypczak 06.10.2019, 13:00
Andreas Nowak steht im Parkdeck der Etage „minus 4“. Bei einem schlimmen Hochwasser wie 2013 kann das Deck kontrolliert geflutet werden.
Andreas Nowak steht im Parkdeck der Etage „minus 4“. Bei einem schlimmen Hochwasser wie 2013 kann das Deck kontrolliert geflutet werden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Andreas Nowak ist eine Frohnatur. Der Geschäftsführer des Mitteldeutschen Multimediazentrums (MMZ) macht selten ein ernstes Gesicht. 2013 war das anders. 13 Meter hoch stand die Wassersäule damals im Gebäude. Eineinhalb Wochen benötigte das Technische Hilfswerk (THW), um die Brühe aus Halles Innovationswürfel zu pumpen. 20 Zentimeter Schlamm blieben zurück.

„Damals den Glauben zu haben, dass wir alles wieder aufbauen können, war anfangs schwer“, sagt Nowak. Er steht in der grundhaft sanierten Tiefgarage des MMZ, die seit einigen Wochen wieder nutzbar ist - und die die angespannte Parkplatzsituation am westlichen Rand der Altstadt etwas entspannt.

„Zusätzlich ist das Parkdeck so ausgelegt, dass wir es kontrolliert fluten können“

Und dieses unterirdische Parkhaus mit seinen drei Etagen ist etwas Besonderes, speziell die Ebene minus vier. Sollte die Saale noch einmal mit voller Wucht über die Ufer treten, wird das MMZ zwar mit einer mobilen Spundwand abgeschottet. „Zusätzlich ist dieses Parkdeck aber so ausgelegt, dass wir es kontrolliert fluten können“, sagt Nowak. Dazu werden Schutzelemente bis zu einer Höhe von 1,20 Meter vor den Ein- und Ausgängen eingezogen. Das Wasser im Parkhaus soll mit seinem Gewicht das MMZ stabilisieren und verhindern, dass das Gebäude aufschwimmt.

„Dafür verwenden wir gereinigtes Saalewasser und keine schmutzige Brühe“, so Nowak. 3.000 Quadratmeter ist das Parkdeck groß. „Wir haben aus der Flut unsere Lehren gezogen. Die sensible Technik ist jetzt überall hochwassersicher installiert.“ Die Tiefgarage hat 228 Stellplätze, von denen 90 immer für Kurzzeitparker frei gehalten werden. Der Tageshöchstsatz für Parker kostet neun Euro, für eine Stunde muss ein Euro für das Ticket bezahlt werden.

„Zwillingstürmchen“ sind jeweils 4,20 Meter hoch

Auch von außerhalb betrachtet nimmt das neue MMZ Konturen an. Auf die Tiefgarage wurden zwei Gebäudekuben aufgesetzt, die „Zwillingstürmchen“ sind jeweils 4,20 Meter hoch. 30 Büros entstehen hier. „Das wird aber keine Erweiterung für das MMZ, sondern ist der Ersatz für jene Räume, die nach dem Hochwasser nicht mehr zur Verfügung stehen“, sagt Nowak. Mitte des nächsten Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Dann brechen im MMZ neue Zeiten an - denn die Hochwasserschäden wurden nicht einfach nur beseitigt. Nowak und sein Team haben die Gunst der Stunde genutzt, um das MMZ noch besser aufzustellen und vor allem auch nach Außen zu öffnen. Aus der alten Tonmischung wird ein Eventsaal mit einer Empore.

„Das Geld zahlen wir zurück“

Es entsteht zudem eine Veranstaltungszone mit vier Sälen, die abgetrennt werden und insgesamt 280 Personen aufnehmen können. In Kombination mit der neuen Freitreppe hinunter zur Saale und dem Bootsanleger, beides befindet sich direkt vor der Haustür, entsteht ein Hotspot für Kreativität und Events.

„Natürlich sind die vergangenen Jahre stressig gewesen. Und 21 Millionen Euro über die Fluthilfe zu verbauen, ist auch eine Verpflichtung für die Zukunft“, sagt Nowak. Das MMZ sieht er gut aufgestellt. Seit 2015 arbeitet das Haus ohne Zuschüsse der Stadt. Unmittelbar nach der Flut hatte das Multimedia Zentrum noch einen Liquiditätskredit über 500.000 Euro als Soforthilfe erhalten. „Das Geld zahlen wir zurück“, sagt Nowak - und setzt wieder sein breites Lachen auf. Schließlich sind auch die neuen Büros fast alle schon vergeben. (mz)

Blick auf die beiden Gebäude-Kuben des MMZ, die 2020 fertig werden sollen.
Blick auf die beiden Gebäude-Kuben des MMZ, die 2020 fertig werden sollen.
Silvio Kison