Engagement Hilfe für Hallenser direkt aus dem Wärmebus
Heiße Suppe, warme Kleidung und freundliche Worte: David und Diana Strübing helfen mit ihrem Team sozial Schwachen - deswegen wurden sie für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Halle/MZ - Die Geschichte des Kälte- und Tafelbusses „Vierjahreszeiten“ begann mit dem Tod eines Obdachlosen. Im Januar 2021 war das. David Strübing hatte dem Mann, der oft vor einem großen Einkaufsmarkt Pfandflaschen sammelte, immer wieder sein Leergut überlassen. „Dann war er auf einmal weg“, erzählt der 43-Jährige. Wenig später entdeckt er im Internet die Nachricht, dass der Mann gestorben sei. „Ich konnte nicht glauben, dass so etwas in Deutschland passiert, und wollte etwas tun“, sagt Strübing.
Kurzerhand kaufte er zusammen mit seiner Frau Diana Strübing einen alten Bus. Den bauten sie gemeinsam mit ihrer Tochter Jessica Strübing sowie vielen weiteren Helfern zu einem Kälte- und Tafelbus um. Seit Anfang April vergangenen Jahrs sind sie damit in Halle unterwegs, um Obdachlosen und sozial Schwachen zu helfen: mit heißer Suppe und warmem Kaffee, mit Hygieneartikeln, dicken Jacken und Schlafsäcken - und auch mit einem offenen Ohr und freundlichen Worten.
Unterstüzungsaktion auch für Flutopfer im Ahrtal
Für dieses Engagement sind David und Diana Strübing sowie das Team des Kälte- und Tafelbusses „Vierjahreszeiten“ für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert. Der MZ-Leser, der die Bus-Mannschaft nominiert hat, hebt als Begründung für seinen Vorschlag das Engagement für sozial Schwache in Halle hervor, aber auch andere Unterstützungsaktionen, die David Strübing organisiert hat. So half er den Flutopfern im Ahrtal, indem er ihnen Hilfsgüter brachte. Am Beginn der Corona-Pandemie organisierte er einen Einkaufsdienst und als in Halle die Gartenlaube einer Familie abbrannte, half er bei der Schuttbeseitigung und beim Wiederaufbau. „Also wenn so ein Mensch den Preis nicht verdient hat, dann weiß ich auch nicht“, meint der MZ-Leser.
Mehrfach hat die Mitteldeutsche Zeitung bereits über David Strübing und sein Team berichtet. Im Dezember konnte eine Fahrt des Busses „Vierjahreszeiten“ begleitet werden. Die Temperaturen lagen rund um den Gefrierpunkt. Am Steintor, dem ersten Stopp, warteten damals bereits Lothar und Dino, zwei Männer, die die meiste Zeit des Tages draußen verbringen. „Wenn ich das Essen hier nicht hätte, hätte ich gar nichts“, sagte Lothar, der früher Maler war. Bevor es den Bus gab, habe er viele Dinge gestohlen. „Jetzt bekomme ich hier Schuhe, mal ein Duschbad und eine Hose.“ Das sei viel besser als stehlen. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag ist der Kälte- und Tafelbus unterwegs. Was sie den Bedürftigen geben, haben die Strübings meist aus Spenden.
Vereinsgründung ist geplant
Die erhalten sie mittlerweile von vielen Seiten. Zuletzt etwa sammelte eine sechste Klasse der Marguerite-Friedlaender-Gesamtschule Geld, um davon vor allem Hygieneartikel zu kaufen. Dafür gestalteten sie Plakate, mit denen sie im Schulgebäude zum Spenden aufriefen. So kamen sieben Klappkisten zusammen, wobei die Schüler aussuchten, was vom Geld gekauft wurde. Bald ein Verein David und Diana Strübing sowie ihr Team sind auf solche Unterstützung angewiesen. Um ihr Hilfsprojekt auch rechtlich besser abzusichern, gründen sie gerade einen Verein. „Die Satzung ist gerade beim Notar“, sagt David Strübing. Lange werde es also nicht mehr dauern, bis der „Bus Vierjahreszeiten e.V.“ eingetragen ist. „Dann sind auch unsere ganzen Helferlein vernünftig abgesichert und versichert, falls doch mal jemand stürzt.“ Und noch eine Neuerung gibt es. „Wir werden in Halle einen Standort der Barber Angels Brotherhood eröffnen“, verrät Strübing. Dahinter verbergen sich Friseure, die ehrenamtlich Obdachlosen die Haare schneiden. Bald schon werden im Bus also auch Kamm und Schere geschwungen.