Hilfe aus Halle Hilfe aus Halle: Alles andere als Urlaub
Halle (Saale)/MZ. - Das Klima wird tropisch sein, es gibt keine Bezahlung, kaum Zeit für Land und Leute, dafür aber Arbeitsbedingungen, die ganz anders sein werden als daheim. Dennoch: Unter Leitung von Henry Völpel, einem erfahrenen Chirurgen und Spezialisten für Plastische Chirurgie, wird ein Ärzteteam aus Halle Ende des Monats nach Bangladesh fliegen, um im Krankenhaus des Distriktes Kishoreganj Menschen zu helfen, die auf eine plastisch-chirurgische Behandlung angewiesen sind, sich diese aber unter normalen Umständen nicht leisten können.
Die Hallenser - neben Völpel noch die Chirurgen Anita Kestel und Carsten Ernert, die Anästhesisten Jana Völpel und Nils Hagenberg und der Pfleger Holger Weigt - kommen auf Einladung der vor fast zwei Jahrzehnten von Anita Kestel und ihrem aus Kishoreganj stammenden Mann Humayoun gegründeten Entwicklungshilfeorganisation Association for Rural Poor (ARP).
Die sammelte anfangs Spenden, um etwa Rikschafahrern zu eigenen Rikschas zu verhelfen oder Frauen zur Gründung eines eigenen Gewerbes Mikrokredite zu gewähren. Anita Kestel, die wie alle anderen Spezialisten des Teams vom Bergmannstrost in Halle kommt, kennt durch ihre häufigen Besuche in der Heimat ihres Mannes aber auch die schwierige Situation des Gesundheitswesens in Bangladesh. Im ganzen Land mit seinen 164 Millionen Einwohnern gibt es nur 15 Chirurgen mit einer plastisch-chirurgischen Ausbildung. Und da keine Krankenversicherung existiert, haben nur Angehörige von Mittel- und Oberschicht Zugang zu deren Praxen.
Gerade die beiden einzigen Stationen für Verbrennungsopfer im Land sind regelmäßig überfüllt. Arme und Menschen, die auf dem Land wohnen, haben keine Möglichkeit, fachärztlich versorgt zu werden.
Statt in den Urlaub zu fahren, entschlossen sich die sechs Mediziner also für das ganze Gegenteil: Zwei Wochen wollen sie Patienten in Bangladesh kostenfrei behandeln, die sonst dauerhaft unter Entstellungen oder Schmerzen leiden oder nur eingeschränkt bewegungsfähig wären. "Alle Teammitglieder arbeiten ohne Bezahlung aus rein humanitären Gründen", versichert Initiatorin Kestel. Ziel sei es, mit den Kollegen vor Ort die Funktion betroffener Körperteile wieder herzustellen. "Rein ästhetische Operationen werden nicht ausgeführt", betont Anita Kestel.
Es wird auch so schon genug zu tun sein für die Experten vom Bergmannstrost, die vor Ort von ihrem Kollegen Deen Mohammad erwartet werden. Im städtischen Sadar-Hospital werden zwei Operationsplätze kostenfrei für die Patienten der Deutschen bereitgestellt, auch Klinikbetten stehen zur Verfügung, Instrumente bringt Henry Völpel selbst mit, fehlende will der Bergmannstrost bei Bedarf kostenfrei ausleihen. Was die Helfer aus Halle noch suchen, sind Spender, die helfen, das benötigte Einmal-Material wie sterile Handschuhe, Medikamente und Verbandszeug zu finanzieren. Dabei geht es um keine großen Summen - neben den Reisekosten des Teams werden nur etwa 9 000 Euro benötigt, um 75 Patienten helfen zu können. Spenden gehen über die Aktion "Eine Welt" in Zwiesel direkt an die ARP, die auch Spendenquittungen ausstellt, wenn unter Verwendungszweck Spendername und Adresse angegeben werden. "Wir sind für jeden kleinen Betrag dankbar", sagt Anita Kestel. MZ
Aktion Eine Welt Zwiesel e.V.
Stichwort: ARP Bangladesh
Kontonummer:102 550 121
BLZ: 741 641 49