Herrenlose Katzen Herrenlose Katzen: Wer füttert, muss mit Bußgeld rechnen
Halle/MZ. - Herrenlose Katzen sollen es auch in Zukunft schwer haben in Halle. Wenn es nach dem Willen der Stadträte geht, soll ihnen das Futter versagt werden. In der neuen Gefahrenabwehrverordnung (GVO), die derzeit in der Diskussion ist, wird das Füttern streunender Tiere im Stadtgebiet als Ordnungswidrigkeit benannt. Bei Zuwiderhandlung droht laut Stadt ein Bußgeld von 50 Euro. Der hallesche Tierschutzverein ist entsetzt: Für ihn ist das ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Auch nach der derzeit gültigen GVO ist das Füttern streunender Tiere nicht erlaubt. Der hallesche Tierschutzverein ist mehrmals dagegen Sturm gelaufen. Nun wird die neue GVO vorbereitet - am Mittwoch war die Vorlage im Innenausschuss - und wieder ist der umstrittene Paragraph enthalten. Eine der Begründungen kam von Stadtrat Werner Misch (CDU): "Ziel muss es sein, langfristig verwilderte Tiere im Stadtgebiet wegzubekommen." Die erste Reaktion von Christine Kaiser, Sprecherin des Tierschutzvereins: "Wir werden einen Einspruch formulieren."
Dabei wünschen sich die Tierschützer ebenfalls nichts sehnlicher, als eine Stadt ohne verwilderte Tiere. "Aber der Weg dorthin kann nicht über Aushungern, also Tierquälerei, führen", so Christine Kaiser. "Der Futter-Paragraph der GVO verstößt gegen das Tierschutzgesetz." Kein gesundes Wirbeltier dürfe getötet werden, heißt es dort. Ein Verbot der Fütterung aber käme einer langsamen Tötung gleich.
Streunende Katzen - und in letzter Zeit zunehmend auch Hunde - seien von Menschen ausgesetzt worden, sagt Christine Kaiser. "Sie haben sich das Leben auf der Straße nicht ausgesucht." Damit ihre Zahl nicht noch mehr ansteigt, setzt der Tierschutzverein seit Jahren auf Kastration. Zunächst hatte sich die Stadt mit rund 50 000 Mark jährlich an diesem Projekt beteiligt. Im letzten Jahr schmolz der Betrag auf weniger als ein Zehntel. Die Tierschützer versuchten, die Kastrationskosten über Spenden aufzubringen - mit Teilerfolgen.
Dennoch: Auf der einen Seite sage die Stadt ja zur Kastration und damit zum Leben der Katzen. Auf der anderen wolle sie sie aushungern. "Das verstehe, wer will. Für mich ist es purer Unsinn", meint die Tierschützerin. Sie befürchtet nun, dass die vor allem älteren Menschen, die regelmäßig Katzen füttern, künftig Anfeindungen ausgesetzt sein könnten, vielleicht sogar angezeigt und mit einem Bußgeld belangt werden. "Dabei sind wir froh, dass wir die Futterstellen haben." Rund 150 solcher Futterplätze gebe es. Die Tiere, die dorthin kämen, würden auch ärztlich betreut, seien also gesund. Und: "Wo Katzen sind, sind keine Ratten und Mäuse. Das muss doch auch im Sinne der Katzenhasser sein", so Kaiser impulsiv. Statt gegen diejenigen vorzugehen, die sich um die rund 6 000 frei lebenden Tiere kümmern, sollte die Stadt endlich jene mit Bußgeld belegen, die Tiere verantwortungslos aussetzen.