Hallescher FC Hallescher FC: Mittelstürmer kommt aus Schottlands Elite-Liga
Halle (Saale)/MZ. - Es war das am besten gehütete Geheimnis beim Fußball-Regionalligisten HFC: der Name des neuen Mittelstürmers. Ein richtiger Kracher sollte es ein. Prominente Namen, die den Fußball-Fans der Region durchaus geläufig waren, wurden gehandelt. Vom Ex-Magdeburger und jetzigen Rostocker Radovan Vujanovic war da die Rede, vom Jenaer Christian Reimann und zuletzt vom Ex-Cottbuser Francis Kioyo. Angeblich sei sogar mit Marko Topic verhandelt worden, der von 2001 bis 2003 für Energie Cottbus in der ersten Bundesliga spielte und die letzten drei Spielserien beim russischen Erstligisten Saturn Ramenskoje verbracht hatte.
Alles weit gefehlt. Das Objekt der Begierde von Manager Ralph Kühne und Trainer Sven Köhler kickte in Schottland beim Erstligisten Dundee United und heißt Andis Shala.
Der 22 Jahre alte Kosovo-Albaner mit deutscher Staatsbürgerschaft ist der Sohn des ehemaligen Profis Kujtim Shala. Der spielte in den 90er Jahren beim Chemnitzer FC und dann bis zum Zweitliga-Abstieg 1998 beim VfB Leipzig.
Seit sechs Wochen war Kühne auf der Jagd nach dem 1,91 Meter großen Mittelstürmer und musste sich dabei sogar der Konkurrenz des Zweitligisten FC Ingolstadt erwehren. "Uns ist signalisiert worden, dass Shalas Vertrag bei Dundee nicht verlängert wird und er sich mit einem Wechsel zurück nach Deutschland beschäftigt", sagt Kühne. Also besorgte sich der HFC umfangreiches Videomaterial und nach "nur wenigen Stunden Studium" stand für Kühne und Köhler fest: "Das ist unser Wunschkandidat Nummer eins. Groß, schnell, torgefährlich, kopfballstark und noch keine 23 Jahre." Letzteres ist wichtig, weil der HFC in jeder Partie mindestens vier Spieler aus diesem Altersbereich aufbieten muss.
Weil die Saison in Schottland aber schon im Mai beendet war, gab es keine Chance mehr, Shala live zu erleben. Als er schließlich vor gut zwei Wochen in Ingolstadt zum Probetraining auftauchte, besorgte sich Kühne den Testspielplan der Bayern und reiste am ersten Juli-Wochenende ins Trainingslager nach Österreich hinterher. "Andis war schon erstaunt, als plötzlich der Manager eines Viertligisten vor ihm stand und ihm den Wechsel zu einem Zweitligisten ausreden wollte. Ich bin mir relativ sicher, dass genau diese Bemühung mit zum Erfolg geführt hat", sagt Kühne. Dabei war Ingolstadts Trainer Benno Möhlmann durchaus angetan von Shalas Leistungen. Er wollte ihn allerdings noch weiter zur Probe trainieren lassen, "um zu sehen, ob das auch wirklich richtig passt". Und so verlor er ihn.
Kühne genügte der Eindruck im Testspiel der Ingolstädter gegen den FC Lekaran aus Aserbaidschan. Beim 4:1-Erfolg schoss der Angreifer ein Tor selbst, bereitete zwei weitere vor und holte zudem noch einen Elfmeter heraus. "Er war der beste Mann auf dem Platz. Am Freitag, als unsere Mannschaft bei Lok Leipzig gespielt hat, war ich bei Shala und habe per Handschlag alles perfekt gemacht", sagt Kühne.
Shala ist am Sonntagabend in Halle angekommen, wird am Montag erstmals mit der Köhler-Elf trainieren und am Nachmittag den medizinischen Test bei Mannschaftsarzt Thomas Bartels absolvieren. Gibt der sein Einverständnis, unterschreibt Shala danach seinen Zweijahres-Vertrag bei den Rot-Weißen.