Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“: Hallenser wollen Kinos mit Spendenaktion retten
Sven Sandow und Dirk Braungardt haben eine Hilfsaktion für die Programmkinos initiiert. Jetzt sind sie deshalb für den wichtigsten Ehrenamtspreis in Halle nominiert.
Halle (Saale)/MZ - Für gleich mehrere MZ-Leser steht fest: Sven Sandow und Dirk Braungardt sollten ihrer Meinung nach in diesem Jahr mit dem Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ ausgezeichnet werden - deshalb haben sie sie nominiert. Die beiden Bühnenarbeiter der Oper Halle haben im Frühjahr 2021 eine wohl einmalige Hilfsaktion zugunsten der drei halleschen Programmkinos gestartet. Unter dem Motto „Kunst fürs Kino“ haben sie 40 Künstler motiviert, Werke für eine Online-Auktion zu spenden, die dann 20.700 Euro eingebracht hat. Das Geld wurde zu gleichen Teilen unter dem Luchskino, dem Puschkino und dem Zazie aufgeteilt.
Gebote bis zur letzten Minute
Gab es damals, als der gesamte Kulturbetrieb im Lockdown war und damit in der Krise, nicht böses Blut beim Arbeitgeber Oper? „Nein, es gab niemanden, der uns gefragt hat, warum macht ihr das nicht für die Oper“, beteuert Dirk Braungardt. Sven Sandow ergänzt, dass es damals zwar auch an der Oper Kurzarbeit gab, „aber die Oper ist hochsubventioniert, die kleinen Programmkinos brauchten eine solche Aktion, um zu überleben“.
Im Gegenteil: Die Oper unterstützte das Projekt sogar, so wie viele andere auch. Künstler meldeten sich selbst bei den beiden und boten ihre Werke an - darunter so namhafte wie Martin Möhwald, Marc Fromm oder Helmut Brade. Die Thalia-Buchhandlung stellte für die Aktion Schaufenster zur Verfügung, in denen die Bilder und Objekte ausgestellt wurden. „Und auch die Anfragen der Käufer hörten gar nicht mehr auf. Bei der Aktion haben sie sich bis zur letzten Minute immer wieder überboten“, freut sich Sven Sandow über den Erfolg.
Das Ziel der beiden war damit erreicht: „Wir wollen die Kulturlandschaft erhalten.“ Dass es dabei auch noch so viel Unterstützung durch die Spender und Käufer gab, sei etwas Besonderes gewesen. „Eine rein unpolitische Aktion mit Hilfe der Bevölkerung, das gibt es nicht oft“, sagt Sven Sandow. Die Solidarität sei groß gewesen, und das sei das Schönste an der ganzen Aktion gewesen. „Der Wille war groß, gemeinsam etwas zu erreichen.“ Sogar aus Berlin und Hamburg habe es Käufer und damit Mitunterstützer gegeben. Zur abschließenden Dankeschön-Veranstaltung im Sommer im Luchskino waren dann alle Beteiligten eingeladen. Wer nicht kommen konnte, bedauerte das sehr, betont Sandow.
Stadt unterstützt die Aktion
Er räumt jedoch ein, dass er und Dirk Braungardt sich die Sache am Anfang doch etwas leichter vorgestellt haben - vor allem, wie das Geld auf einem korrekten Weg zu den Kinos kommen kann. „Die Kulturbeigeordnete der Stadt, Judith Marquardt, hat uns dabei sehr geholfen“, bedanken sie sich nochmals dafür. Und auch, dass das Projekt so viel Zeit in Anspruch nimmt, hätten die beiden Engagierten nicht gedacht. Viel Bürokratie habe daran gehangen, die Beantwortung von rund 700 Mails, die Auslieferung der Bilder - das sei fast ein Vollzeitjob gewesen. Und jetzt? Haben die beiden die Nase voll von einem so zeitaufwendigen ehrenamtlichen Engagement? Keineswegs - die nächste Aktion steigt schon am 26. Februar. Die beiden haben eine Unterstützungsaktion für das Theater Stendal auf die Beine gestellt.
Die Bühne ist seit zwei Jahren wegen eines Umbaus geschlossen, die Schauspieler müssen unter Corona-Bedingungen auf ein Ausweichquartier in einem leerstehenden Kaufhaus zurückgreifen. Um dem Theater zu helfen, gibt es am 26. Februar einen Abend der Musik in diesem Kaufhaus mit dem Liedermacher Wenzel. „Es ist jetzt schon so gut wie ausverkauft, nur 80 Plätze dürfen aufgrund der Hygieneregeln besetzt sein“, sagt Braungardt. Die Einnahmen gehen an das Theater -, aber Sponsoren werden auch noch gesucht.
Das Projekt haben die beiden aufgrund privater Kontakte sowohl zu Hans-Eckhardt Wenzel als auch zu Mitgliedern des Stendaler Ensembles organisiert. „So etwas machen wir jetzt nicht jedes Jahr, wir sind nach wie vor angestellte Bühnenarbeiter der Oper“, betont Sandow. Aber wenn die Kultur in Not sei, „dann muss man sie unterstützen“. Auch die Künstler und Musiker leiden unter der Pandemie, da sie sehr wenige Auftrittsmöglichkeiten haben.