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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Hochwasser: Stadt steht auf dem Schlauch

Von MICHAEL TEMPEL 27.05.2011, 19:38

Halle (Saale)/MZ. - Dieser "Doppelkammerschlauch" sollte am Gimritzer Damm verlegt werden, um dort den Deich zu erhöhen und eine Überschwemmung der Neustadt zu verhindern. Er kam aber gar nicht zum Einsatz.

"Das ist doch Verschwendung von Haushaltsmitteln", kritisiert Sabine Wolff von der Fraktion Mitbürger / Neues Forum. Anlass für Wolff ist eine Passage in dem Bericht, die den Verdacht auf eine Fehlinvestition nährt: "Der Einsatz des Doppelkammerschlauchs ist grundsätzlich ein geeignetes Mittel zur Erhöhung der Deichkrone. Im konkreten Fall ,Gimritzer Damm' sind aber hier Randbedingungen gegeben (kiesige Unterlage, Bewuchs), die den Einsatz vor Ort nicht ermöglichen", heißt es dort.

"Wenn man so etwas kauft, dann muss man sich doch vorher genau damit befassen", sagt Wolff. Angesichts der Finanzkrise der Stadt, wegen der Vereine Fördermittelkürzungen hinnehmen müssten, sei die Anschaffung fragwürdig. Ein Beispiel: Das Kommunikationszentrum für Arbeitslose in der Brüderstraße, das einst 46 000 Euro pro Jahr von der Stadt bekommen hat, macht Ende Mai zu, weil die Zuschüsse gestrichen worden sind.

Der Hochwasserbericht wird nun in den Stadtratsausschüssen diskutiert. Ob Wolffs Kritik auch in den anderen Fraktionen geteilt wird, wird sich zeigen. Zum Schlauch gab es aber schon während der Flut Kritik: So sollen Einsatzkräfte, die ihn probeweise aufbauen sollten, überfordert gewesen und der Schlauch deshalb nicht eingesetzt worden sein.

Das weist Innendezernent Bernd Wiegand entschieden zurück. Er war Chef des 35-köpfigen Hochwasser-Krisenstabs. Das Gremium habe sich einstimmig für einen Schlauch ausgesprochen, so Wiegand. "Es bestand eine akute Gefahr. Der Stab und ich stehen voll hinter dem Kauf." Der Schlauch sei letztlich nicht aufgebaut worden, weil am Gimritzer Damm bereits Sandsäcke verlegt worden seien und die Flut nicht so hoch wie befürchtet gestiegen sei. Laut Wiegand könne der Schlauch jederzeit am Gimritzer Damm und anderswo eingesetzt werden, es müssten aber Sand und Vlies darunter verlegt werden, um den Schlauch vor Schäden durch Glas oder Äste zu schützen. "Das war uns bekannt", so Wiegand, der sich von der Formulierung im Hochwasserbericht distanziert. Die Endfassung sei unter Regie von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) erfolgt.

Rückendeckung erhalten Wiegand und sein Stab vom Technischen Hilfswerk (THW). "Mit dem Schlauch spart die Stadt im Gegensatz zum Einsatz von Sandsäcken Zeit, Personal und langfristig viel Geld", so Lutz Löwe von der THW-Geschäftsstelle Halle. Der Schlauch sei rasch verlegt, mit Wasser gefüllt und wiederverwendbar. Das System könne auch ohne Schutzvorkehrungen am Gimritzer Damm eingesetzt werden, so Löwe.