Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Hallenser in der Warteschleife
Halle (Saale)/MZ. - Die Folge: Etliche Hallenser müssen zum Beispiel länger auf eine Steuerrückerstattung vom Staat warten. Zum Vergleich: Im Merseburger Finanzamt waren es in den ersten vier Monaten 40 Tage durchschnittliche Bearbeitungszeit, in Naumburg 48 Tage. Der Landesschnitt liegt bei 66 Tagen. Selbst das Finanzamt Halle-Nord, das im selben Gebäude untergebracht ist wie das Amt Halle-Süd, hat deutlich bessere Zahlen. Hier benötigt man pro Akte rund 80 Tage - fast 40 weniger als auf den Etagen der Schwester-Behörde.
In der zuständigen Oberfinanzdirektion in Magdeburg sind diese Probleme bekannt. Hier nennt man vor allem eine angespannte Personalsituation als Ursache für den Bearbeitungsstau. "Einige Kollegen in Halle-Süd sind krank, andere im Mutterschutz", erklärt Behördenmitarbeiter Thomas Schuller. Ohnehin sei die Personaldecke sehr dünn. In der Behörde Halle-Süd kümmern sich derzeit nur 14 Mitarbeiter um die rund 29 000 Steuererklärungen von Angestellten, die im Jahr anfallen.
Dass man zeitweise überlastet war, habe aber noch andere Gründe, sagt Vize-Amts-Vorsteher Stefan Habenicht. "Das Einspruchsverhalten der Hallenser war in den vergangenen Monaten anders als gewohnt." Die Behörde habe mit deutlich mehr Einsprüchen gegen erlassene Steuerbescheide zu tun gehabt, als in den letzten Jahren. "Das kostet natürlich Zeit."
Noch eine Besonderheit: Wegen des Hochwassers waren beide hallesche Finanzämter zu Jahresbeginn für einige Tage lahm gelegt, die Datenleitungen waren nicht zu gebrauchen. Die Finanzbehörden der Saalestadt sind in einem Plattenbau in Neustadt untergebracht, das besonders vom ansteigenden Grundwasser betroffen war. Sehr dringende Fälle hatte man deshalb in den Räumen des nur wenige Kilometer entfernten Merseburger Finanzamtes bearbeitet, dennoch sind Akten für Tage unbearbeitet liegen geblieben.
Stefan Habenicht vom Finanzamt Halle-Süd betont, dass man bestrebt sei, die langen Bearbeitungszeiten wieder herunterzuschrauben. Bereits jetzt liegt man bei rund 90 Tagen im Schnitt - also eine Verbesserung. Allerdings ist dieser Wert immer noch höher als anderswo im Land. "Die Finanzämter sind in einem Konkurrenzkampf um die besten Zahlen. Auch wir werden hier wieder aufholen", so Habenicht. Mehr Personal gibt es allerdings sicher nicht - Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) hatte vor wenigen Tagen seinen strikten Sparkurs bekräftigt.
Aber alles hat sein Gutes. Von der Personalnot im Finanzamt profitieren die Hallenser, die Steuern nachzahlen sollen - dafür können sie nämlich noch ein wenig länger sparen, wenn der Bescheid auf sich warten lässt.