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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Bürgermeister aus Wettin siegt im Duell

Von KORNELIA PRIVENAU 01.12.2010, 18:34

LÖBEJÜN-WETTIN/MZ. - Es war wie die Neuauflage eines alten Duells: Diesmal hatte der Mann aus Wettin die Nase vorn und überflügelte den Konkurrenten aus Löbejün: Dennoch ziehen beide in den Stadtrat der Doppelstadt Löbejün-Wettin ein: Wettins Bürgermeister Volker Härzer (FDP-Liste) mit 717 Stimmen und Löbejüns Bürgermeister Thomas Madl mit 696 Stimmen für die Liste der CDU, die ihn vor einigen Monaten wegen einer Gehälteraffäre ausgeschlossen hatte.

Der Konflikt zwischen Wettin und Löbejün schwelt seit Jahren. Schon vor der Bildung der Verwaltungsgemeinschaft Saalkreis Nord wurde verbittert um den Sitz der Verwaltung gerungen. Und immer waren es die Wettiner, die ihrer Meinung nach Zweite im Ziel waren. Sie zogen ihr historisches Rathaus leer, die Ämter wanderten ab nach Löbejün. Zurück blieb ein sorgenvoller Stadtrat, der sich mühte, Mieter für das Haus zu finden.

Stürmisch voran ging es in Löbejün in punkto Stadtgestaltung. Kein Dorferneuerungsprogramm, das nicht für die Sanierung des historischen und denkmalgeschützten Stadtkerns genutzt wurde. Wettin konnte da in keiner Weise mithalten. Stattdessen häuften sich die Schulden, bröckeln die Burgmauern und das Gymnasium harrt einer Sanierung.

In die am 1. Januar gebildete Doppelstadt im Range einer Einheitsgemeinde bringen auch die anderen Orte ihre Probleme ein. Unter dem Strich muss sich der neue Stadtrat mit der Tilgung von 24 Millionen Euro Schulden befassen. Auf die Prioritätenliste werden wohl auch die vielen ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer gespannt sein. Befürchtungen, man werde wohl den Rotstift zuerst dort ansetzen, wo Bildung und Kultur zu Hause sind, machen allerorten die Runde. Namen wie Stadtgut Löbejün, Speicher Wettin, Museum und Carl-Loewe-Haus werden immer wieder genannt.

Ob die Elle hoch oder niedrig angelegt wird, das muss der neue Stadtrat entscheiden und Augenmaß beweisen. Dass dabei auch unangenehme Fragen auf den Tisch kommen, bleibt nicht aus.

Die 28 Sitze im neuen Stadtrat werden mit einer ganzen Reihe von Abgeordneten besetzt, die kommunalpolitische Erfahrungen mitbringen oder ehrenamtlich engagiert arbeiten. Zu ihnen gehören beispielsweise Matthias Haak, Evelyn Sponfeldner (beide CDU), Siegfried Grünhagen (Die Linke), Hiltrud Blaue (SPD), Christof Rupf (Bündnisgrüne) und Dieter Gottstein (FDP). Sie und ihre anderen Ratskollegen kennen die Probleme vor Ort, das könnte positiv zu Buche schlagen. Ins Blickfeld rücken auch Frieder Wagner, Wolfgang Tassler und Iris Rode (alle Wählergruppe Sportvereine) sowie Andreas Brömme, Uwe Franz und Roland Gießler (alle Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr).

Die erste Stadtratssitzung wird es erst im neuen Jahr geben. Zeit genug, um sich über Soll und Haben ins Bild zu setzen. Diese Schularbeiten müssen nicht nur die großen Parteien erledigen, auch, wenn sie die meisten Stimmen einheimsen konnten. Ein Berg Arbeit wartet auch auf den einzigen Einzelbeweber, Frank Röthe aus Plötz. Für ihn stimmten 304 Wähler. Wahlberechtigt waren 9 315 Einwohner.