Halle Halle: Rendezvous mit der Schönen
Halle (Saale)/MZ. - Am Himmel schwingt ja immer ein wenig der Mythos mit. Und Homer, der alte griechische Chefmythiker, hätte seine Freude gehabt am Mittwoch in Halle. Nach Tagen des Grau bahnte die rosenfingrige Morgenröte ihrem Bruder Helios, dem Gott der Sonne, den Weg, damit er freie Bahn hatte für das Rendezvous mit der Schönen, mit Aphrodite - oder Venus, wie sie mit römischem Namen heißt. Und mit der schwarzen Venus schon im Schlepptau präsentierte sich der Sonnengott den irdischen Voyeuren fast ohne Schleier - ein Lustspiel mit Ansage, zur Verzückung der Dabeigewesenen.
"Das ist einfach großartig", schwärmt Dirk Schlesier vom Astroverein Halle, der mit einigen Vereinsmitstreitern mit schwerem Beobachtungsgerät aus dem Planetarium auf der Peißnitz zum Hasenberg in Heide-Süd gezogen war. "Wir hatten vorher nicht wirklich geglaubt, dass es so klar ist." In der Tat: Bei Sonnenaufgang kurz vor fünf Uhr war der Osthorizont so gut wie wolkenfrei - die Venus vor der aufsteigenden Sonne gut auszumachen. Beobachtungsbrillen wurden gezückt, Teleskope ausgerichtet - der Rest war Staunen. Auch für Hobby-Astronom Wolfgang Herring: "Wir haben wirklich Glück gehabt mit dem Wetter. Das zweite Mal in acht Jahren einen Venusdurchgang beobachten zu können - das ist ein Highlight, eine große Seltenheit."
"Na das hat sich ja wirklich gelohnt", meinte auch Helmut Grätz, beim Zusammenpacken seiner Beobachtungsgeräte auf dem Ochsenberg. Dabei hatte er nach dem Wetterbericht noch seine Bedenken gehabt, ob der Himmel wirklich eine Beobachtung des Himmelsspektakels zulassen würde. Doch bis etwa 6.20 Uhr konnte man den Venus-Transit vom Ochsenberg aus gut beobachten.
Grätz, der an der halleschen Universität zukünftige Astronomielehrer ausbildet, war mit einigen seiner Studenten auf dem Kröllwitzer Porphyrhügel. "Ich bin Punkt fünf Uhr auf dem Ochsenberg eingetroffen", erzählt Martin Quast, der Lehramt Mathematik, Physik und Astronomie studiert. "Es war einfach super. Der Sonnenaufgang war ganz klar. Alles war gut zu sehen", gerät er ins Schwärmen. Die Astronomie habe es ihm schon seit der Kindheit angetan. Er hatte sein großes Linsenteleskop aufgestellt und ließ auch die wenigen interessierten Hallenser, die sich zeitig aus dem Bett gewagt hatten, gern durchschauen.
Gegen 6.30 Uhr war aber Schluss. Die Sonne zog den Wolkenschleier vor, und die glücklichen Voyeure zogen ihrer Wege.