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Halle Halle: Neustadt behält nun doch seinen Friedhof

Von MICHAEL TEMPEL 28.10.2010, 19:21
Blick über den Friedhof in Halle-Neustadt. (FOTO: THOMAS MEINICKE)
Blick über den Friedhof in Halle-Neustadt. (FOTO: THOMAS MEINICKE) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Das geplante Aus für den Friedhof in Neustadt im Jahr 2038 ist vom Tisch. Der hallesche Stadtrat hat sich mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, einen 2008 gefassten Schließungs-Beschluss wieder aufzuheben. Das Rathaus teilte am Donnerstag indes mit, dass der Friedhof damit zwar fortbesteht. An den festgelegten Zeitgrenzen für die verschiedenen Bestattungsarten wolle man jedoch nicht rütteln.

Knappe Entscheidung

Weil Halles 14 kommunale Friedhöfe laut Verwaltung zu wenig ausgelastet sind, sollte die Neustädter Anlage dicht gemacht werden, um die Friedhofsgebühren langfristig stabil zu halten. Dies hatte unter vielen Halle-Neustädter Bürgern für heftige Proteste gesorgt. Der Rat billigte nun mit 22 Ja- zu 21 Nein-Stimmen einen Antrag von Andreas Schachtschneider (CDU), von diesen Plänen wieder abzurücken. Unterstützt wurde Schachtschneider von der Linken und den Grünen. In seiner eigenen Fraktion konnte er indes nur zum Teil Befürworter finden. "Ich freue mich, dass das, wofür viele Menschen gekämpft haben, nun endlich geklappt hat", sagte Schachtschneider. 2008 war die Linke noch mit einem Antrag gescheitert, den Schließungs-Beschluss wieder aufzuheben.

Wie Dörthe Riedel vom Bau- und Planungsdezernat am Donnerstag sagte, ist mit dem Votum lediglich die Entscheidung über das Aus der Anlage gekippt worden. An der Bewirtschaftungspraxis werde nichts geändert. Diese erfolgt nach einem Kompromiss-Konzept, das Anfang 2009 nach zähem Ringen zwischen Verwaltung und Schließungsgegnern abgestimmt worden war: So sollen Urnen- und Erdbestattungen in bestehenden Wahlgräbern noch bis Ende 2028 beziehungsweise bis 2018 möglich sein. Letzteres trifft auch für neu angelegte Einzel-Erdgräber zu. Nutzungsrechte für Einzel- und Gemeinschafts-Urnengräber können noch bis Ende 2028 erworben werden. Neue Wahlgrabstätten wird es hingegen nicht mehr geben - auch nach dem jüngsten Ratsbeschluss nicht. "Die Verwaltung ist nicht verpflichtet, alle Grabarten auf allen Friedhöfen anzubieten", sagte Riedel.

Große Verunsicherung

Damit dürften weitere Diskussionen programmiert sein. Denn die Schließungsgegner monierten auch, dass die Bürger die komplizierte Zeitstaffelung der unterschiedlichen Bestattungsformen häufig nicht überblicken. "Die Verunsicherung ist groß", so Schachtschneider. Die Folge: Angehörige würden ihre Verstorbenen auf anderen Friedhöfen beisetzen lassen. Sogar Bestattungsunternehmen würden andere Anlagen für Beerdigungen empfehlen.

Laut Riedel verfügen die städtischen Friedhöfe über insgesamt 96 000 Grabstellen. Die Auslastung liege im Schnitt bei 50 Prozent. 2010 habe es bisher 1 791 Bestattungen gegeben, darunter zumeist Urnenbeisetzungen. 2009 waren es 2 470 und 2008 insgesamt 2 366 Bestattungen.