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Halle Halle: Jurist veruntreut Geld der Mandanten

Von MICHAEL FALGOWSKI 12.10.2012, 19:17

Halle (Saale)/MZ. - Claudia I. ist widerfahren, was nie hätte geschehen dürfen. Ihr Anwalt hat sie beziehungsweise eine nahe Verwandte betrogen. Rund 12 000 Euro hat der Hallenser unterschlagen, Geld, das eine Schuld tilgen sollte. Ein Albtraum: Das Geld ist weg, die Schulden sind aber noch da. Inzwischen habe es einen Suizidversuch gegeben, ihre Verwandte sei in der Psychiatrie, sagt Claudia I.

Nun kämpft die Hallenserin selbst einen einsamen Kampf. Die Krankenschwester vergräbt sich in Rechtsliteratur, schreibt Briefe an das Justizministerium und die Anwaltskammer. "Ich fühle mich vor allem alleingelassen. Niemand will mir etwas sagen", klagt sie. Längst geht es auch um ihr eigenes Geld. Und sie ist nicht die einzige Geschädigte: Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Anwalt wegen Veruntreuung in vier Fällen erhoben. Das Oberlandesgericht Naumburg hat nach Auskunft von Werner Budtke, Sprecher des Amtsgerichts Halle, jetzt einen sogenannten Strafbefehl gegen den Rechtsanwalt erlassen. Dies ist ein Urteil, das ohne Verhandlung zustande kommt. In wenigen Tagen muss der Anwalt das Urteil annehmen oder es ablehnen. Letzteres ist jedoch unwahrscheinlich, denn der Jurist hat die Vorwürfe längst eingeräumt und Mitte Juli 2011 auch seine Zulassung zurückgegeben.

Claudia I., die den Anwalt als erste Geschädigte in Halle anzeigte und so die Ermittlungen ins Rollen brachte, erlebt Schlimmes. "Meine Verwandte ist schwer an Multipler Sklerose erkrankt, damit gehen psychische Probleme einher. Und sie hatte damals Schulden gemacht." Zusammen habe man schließlich Hilfe beim Verein "Rückenwind" gesucht, der beim Schuldenabbau beraten und mit dessen Hilfe man auch den Anwalt engagiert habe, der sich mit Privatinsolvenzen auskenne. Der Jurist habe auch einen Vergleich ausgehandelt. Nachdem eine Rentennachzahlung gekommen sei, wurden 12 000 Euro an den Anwalt überwiesen, der es an die Gläubiger weiterzureichen versprach. "Das hat er aber nicht getan. Obwohl er sogar Buchungsbelege vorlegte - gefälschte." Claudia I. ist heute in drei Verfahren involviert: in das Strafverfahren und in das zivilrechtliche Verfahren gegen den Anwalt, außerdem in das Insolvenzverfahren ihrer Verwandten. Da diese Verwandte bereits für die Verhandlung mit dem Gläubiger durch den Anwalt Gerichtskostenhilfe erhalten habe, gab es keine neue. 5 000 Euro, so die junge Frau, habe sie bislang ausgegeben. Durch das Insolvenzverfahren werde sie davon wohl nichts wiedersehen.

Claudia I. hatte gehofft, im Prozess gegen den Anwalt Informationen zu bekommen. Doch ein Prozess fand wegen des Strafbefehls nicht statt. Übrigens wird die große Mehrzahl der Strafverfahren so entschieden. Die Höchststrafe lautet Geldstrafe oder Bewährungsstrafe von bis zu einem Jahr.