Halle Halle: Emanzipation durch den Akt
Halle (Saale)/MZ. - Die ist es wert, publik gemacht zu werden - zum Beispiel in einer geplanten Ausstellung samt Buch, so die Idee T. O. Immischs, Kurator der Foto-Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg.
Eine der ersten und bekanntesten Vertreterinnen ist die Kunsthistorikerin Eva Mahn, Jahrgang 1947, die in Halle lebt und arbeitet und mit Publikationen und fotografischen Serien über die Themen Frauen, Männer und Familie überregional für Aufmerksamkeit sorgte. Schon kurz nach ihrem Diplom, als künstlerische Mitarbeiterin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, assistierte Mahn dem bekannten Leipziger Mode- und Werbefotografen Günter Rössler. Trat sie damals als (bekleidetes) Model für die Illustrierten "Pramo" und "Saison" vor Rösslers Kamera, lichtete dieser sie später auch nackt ab. Seit Mitte der 70er Jahre ist die Wahl-Hallenserin als einstiges Model auch selbst fotografierend aktiv.
Erste Arbeiten waren Frauen-Akte, die Mahn dem damals herrschenden DDR-Bild von Frauen - perfekt in ihrer Dreifachrolle als weibliche Arbeitskraft, Mutter und (Ehe-)Frau - entgegensetzte. "Meine Aktbilder waren immer auch ein Abbild meiner eigenen Lebenssituation", so Eva Mahn, die vor allem in jungen Jahren in ihren Bildern auf die Suche nach der eigenen Bedeutung als Frau, nach Selbstsicherheit, ging und zugleich so gar nicht dem körperlichen wie auch gesellschaftlichen Ideal entsprach. "Zugleich habe ich mich mit meinen Fotos von meinem Impulsgeber Rössler emanzipiert", so Eva Mahn, die seit 1995 an der Burg im Bereich Grundlagen der Fotografie lehrte.
Waren es anfangs nur Frauenakte, "kamen später auch zahlreiche Männer auf mich zu mit der Bitte, Modell stehen zu dürfen", erinnert sich Mahn, die dem gern nachgekommen ist. So entstanden in den folgenden Jahrzehnten zahllose inszenierte Fotografie-Serien und Einzelbilder: provozierende wie die "Schattenbilder" - Abbildungen "aggressiver" Frauen, die zugleich ihre sanfte Seite zeigen -, aber auch Bilder mit religiösem oder biblischem Bezug wie ihre berühmten Engel- und Teufel-Zyklen. Selbst solche sensiblen Themen wie Familie oder Alter hat Eva Mahn in ihren Akten nicht ausgespart - und bleibende, zeitlose fotografische Kunstwerke geschaffen.