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Halle Halle: Der Vergessenheit entrissen

Von DETLEF FÄRBER 31.08.2011, 16:40

Halle (Saale)/MZ. - Fast hätte keiner dran gedacht. Und geplant war schon gleich gar nichts für das Jahr des 90. Geburtstags von Gerhard Lichtenfeld. Doch nach einem Artikel in der MZ, der die hallesche Ignoranz auch gegenüber diesem großen Bildhauer beklagte, hat es mit einer Würdigung doch noch geklappt. Und mit was für einer! Die Galerie Stelzer / Zaglmaier - von jeher die beste hiesige Adresse für die Plastik - stampfte eine spektakuläre Schau aus dem Boden, die nicht nur den Weidanz-Schüler und -nachfolger in der Burg-Professur selbst, sondern auch noch dessen Schüler Horst Brühmann und im Garten mit Michael Karlovski einen jüngeren Vertreter der maßgeblich auch von Lichtenfeld herkommenden halleschen Bildhauerschule präsentiert.

Im Mittelpunkt steht natürlich Lichtenfeld, von dem Bronzen und Skizzen gezeigt werden - und dazu noch eine Foto-Dokumentation seiner besten im öffentlichen Raum platzierten Arbeiten - wie etwa des Frauenbrunnens in Neustadt und des Künstlerbrunnens vor der Konzerthalle Ulrichskirche. Einer Bronze zum Verwechseln ähnlich sieht auch die Plastik im Mittelpunkt der Schau: das bronzefarbene Gipsmodell einer Frauenfigur, die - als Lichtenfelds vielleicht größter Erfolg - einst vor dem Berliner Palast der Republik stand und von dort, wie besagter Palast auch, spurlos verschwunden ist.

Was den Reiz dieser Schau ausmacht, ist die Chance, die Kontinuität und Gemeinsamkeit in der deutschlandweit ja mit führenden halleschen Schule figürlicher Plastik nachzuvollziehen. Ins Auge fällt hier - bei aller Unterschiedlichkeit - der jeweils eigene Zauber und dieses von innen kommende Leuchten, wie man es bei Lichtenfelds Werken ebenso wie etwa bei denen seines Nachfolgers Bernd Göbel findet. Und beim Göbel-Schüler Karlovski und bei manch anderem halleschen Bildhauer. Und so natürlich vor allem auch bei Horst Brühmann.

Der ist wie Gerhard Lichtenfeld ein fast Vergessener. Dass es bei ihm nun wohl endgültig gelingt, ihn dieser unverdienten Vergessenheit zu entreißen, ist maßgeblich das Verdienst der Architekten und Galeristen Helmut Stelzer und Thomas Zaglmaier. Nächstes Jahr wird Brühmann 70. Und nächstes Jahr wartet auf ihn ein großer Erfolg, auf den er selber so lange hat warten müssen. Der Brühmann-Brunnen wird am Domplatz aufgestellt - und zwar im Frühjahr, wie Thomas Zaglmaier, zugleich betreuender Architekt des Projekts, sagt. Die Figuren seien bereits fertig gegossen - und alle Probleme gelöst. "Im Prinzip könnte es losgehen", sagt er - doch sei es nicht sinnvoll, einen Brunnen vor dem Winter aufzustellen. Aber zu den nächsten Händelfestspielen werde das Wasserspiel mit der Darstellung der Lebensalter eine neue Attraktion darstellen. Zwei der dafür gegossenen Brunnenfiguren und ein Bildmodell des Brunnens sind auch schon in dieser kleinen Kabinettschau von Brühmann zu sehen - dazu auch reizvolle Kleinplastik und eine große Auswahl von Brühmann-Bildern, die von ihrer eindrucksvollen Qualität und Strahlkraft weit über das hinausgeht, was gemeinhin Bildhauerbilder heißt.

Schau in der Großen Steinstraße 57 bis 11. Oktober. Geöffnet werktags 13.30 bis 18.30 Uhr. Künstlergespräch am 22. September mit Horst Brühmann und Gerhard Lichtenfelds Witwe. Finissage am 6. Oktober - Beginn jeweils um 19.30 Uhr.