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Halle Halle: 200 Millionen Euro für Krebszentrum

Von MICHAEL FALGOWSKI 16.08.2011, 15:14

Halle (Saale)/MZ. - Die Protonentherapie gilt als Hoffnungsträger im Kampf gegen den Krebs. Mit diesem in Europa neuartigen Verfahren soll das Krebsgewebe viel genauer - und damit mit geringeren Nebenwirkungen - als mit herkömmlichen Röntgenstrahlen zerstört werden. In Halle ist nun das "Mitteldeutsche Protonentherapiezentrum Halle" geplant, das mit der neuen Technologie bestrahlt. Mitte 2015, in knapp vier Jahren, könnten so bis zu 2.600 Patienten jährlich behandelt werden. 200 Millionen Euro kostet die Groß-Medizin samt einem Patienten-Hotel auf dem Weinbergcampus in Heide-Süd. Bei einer Eröffnung in vier Jahren wäre es erst das vierte Protonentherapiezentrum in Deutschland - der Wettlauf der Investoren läuft längst.

Eröffnung Mitte 2015?

Als Partner dieser Großinvestition in Halle fungieren die Betreibergesellschaft "Proton Therapy Operating Company mbH" und jene katholische Stiftung, die Träger des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara ist. Im Elisabeth-Krankenhaus wurde am Dienstag ein Kooperationsvertrag unterzeichnet. "Das Ding wird was", gab sich Elisabeth-Stiftungsgeschäftsführer Stephan Schwarte optimistisch.

Für die 200 Millionen Euro muss indes Hans-Jürgen Schenk sorgen. Der hallesche Unternehmer nennt sich "Investitionsmanager". "Die Finanzierung steht. Es sind nur noch Formalien", versichert er. Allerdings will Schenk seine Geldgeber nicht preisgeben. Das Land und die Stadt jedenfalls sitzen finanziell nicht mit im Protonentherapie-Boot.

Die "Röhre" in Halle wird wie ein überdimensionierter Computertomograf aussehen. 120 Tonnen schwer ist das Gerät, das um den Patienten herumfährt und den Protonenstrahl, also Atompartikel, punktgenau über das krebskranke Gewebe lenkt. Jährlich erkranken in Deutschland 400 000 Menschen an Krebs, 1 200 allein in Halle. "Für rund 20 Prozent davon wäre die Protonenbehandlung ideal", sagt Schenk-Mitarbeiter Peter Dehn. Die Kosten der Therapie orientierten sich an den von den Kassen bezahlen Sätzen der konventionellen Strahlentherapie. "Rund zwei Drittel der Patienten sollen normale Kassen-Patienten sein", so Dehn. Details der Abrechnung müssten aber erst mit den Kassen geklärt werden - es gibt also noch Gesprächsbedarf.

Klar ist indes, dass viele privat zahlende Patienten aus dem Ausland kommen sollen. Dafür spricht auch, dass das Mitteldeutsche Protonentherapiezentrum "Europäisches Konsultationszentrum für Protonentherapie" werden soll. Dieses Netzwerk soll sich über Osteuropa, Zentralasien und Russland erstrecken und die Therapie bekannter machen. Dehn: "Dort gibt es sehr viele Patienten. Gleichzeitig aber noch immer eine Unterversorgung bei der Strahlentherapie."

Onkologisches Zentrum

Bisher war vor allem die Uniklinik Halle das Zentrum der klinischen onkologischen Forschung in Sachsen-Anhalt. Nun soll offenbar - nach Vorstellung der Investoren - das Elisabeth-Krankenhaus nicht nur Betten, sondern auch die wissenschaftliche Begleitung der Protonentherapie übernehmen. Davon spricht dessen ärztlicher Leiter Walter Asperger aber nicht. Er will vor allem die Bandbreite der onkologischen Behandlung ausbauen. "Wir wollen Onkologisches Zentrum werden." Dafür soll auch baulich investiert werden.