Geschäftsschließung in Halle Geschäftsschließung in Halle: Görtz-Filiale macht dicht - Mitarbeiter auf der Straße
Halle (Saale)/MZ. - Halles Innenstadt verliert einen weiteren namhaften Anbieter. Die Filiale des Schuhhandels-Konzerns Görtz (Hamburg) am unteren Boulevard schließt zum 30. Juni. Das teilte Pressesprecher Michael Jacobs auf MZ-Anfrage mit. Den zehn Mitarbeitern sei gekündigt worden.
Und das, obwohl die Filiale in 1-A-Lage laut Jacobs keine roten Zahlen geschrieben hat. "Die Rentabilität lag aber nicht im erforderlichen Maß", sagte er. Zahlen nannte Jacobs nicht. Damit fällt die hallesche Filiale entgegen früheren Aussagen des Konzerns einem folgenreichen Sanierungskonzept zum Opfer.
Im Sommer 2012 hatte Görtz angekündigt, 30 der deutschlandweit 260 Filialen schließen zu wollen. Noch im Juli hatte eine Sprecherin versichert, dass Halle nicht darunterfallen werde. Jetzt sagte Jacobs, dass das Geschäft am Boulevard nicht mehr ins "Angebots-Portfolio" passe. Den Angestellten habe man gekündigt, weil man ihnen in der Region keine Jobs in anderen Filialen anbieten konnte.
Der 1875 gegründete Handelskonzern hatte 2011 erstmals Verlust gemacht, angeblich im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Die Konzernführung hatte daraufhin umfangreiche Restrukturierungs-Maßnahmen angekündigt, in dessen Rahmen vor allem ältere sowie kleinere unrentable Filialen geschlossen werden sollten. Gleichzeitig wollte sich die Kette, die ohnehin Schuhe im gehobenen Preissegment anbietet, auf qualitativ hochwertigere Produkte konzentrieren.
"Von 200 Marken streichen wir zehn Prozent aus dem Sortiment", sagte Jacobs. Offenbar wird dafür in Halle nicht genügend Kundschaft gesehen. "Wir können damit nur in Metropolen und Großstädten erfolgreich sein." So blieben in Mitteldeutschland die Filialen in Leipzig und Dresden erhalten. Bis Juni läuft im halleschen Görtz-Geschäft nun noch der "Räumungsverkauf". Jacobs: "Dabei wird der Bestand aus der Filiale sowie Vorjahres- und Vorsaisonware aus anderen Geschäften verkauft."
Das Aus der Schuhhauses sorgt derweil unter den anderen Innenstadthändlern für Betroffenheit. Zumal erst Mitte 2012 bekannt geworden war, dass sich auch die Modekette Wöhrl aus Halle zurückziehen will. Am 30. September wird deren Filiale am Markt geschlossen. "Das bedauern wir sehr", reagierte Wolfgang Fleischer von der Citygemeinschaft der Innenstadthändler auf das Ende von Görtz.
"Wir bemühen uns seit Jahren, die Qualität des Angebots in der Innenstadt zu verbessern. Da tut es immer weh, wenn ein Guter geht." Auch die Stadt ist nicht erfreut und betrachtet die Schließung als "Schwächung" des Schuhhandels in der Stadt. Nachdem Görtz die Immobilie am Boulevard verkauft hatte, bemüht sich das Rathaus gemeinsam mit dem neuen Eigentümer um einen Nachnutzer. Interessenten gibt es bislang wohl nicht.