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Gemälde-Angebot für Halle Gemälde-Angebot für Halle: Plötzlich wollen alle Genscher

Von Detlef Färber 12.08.2014, 21:17
Ein Genscher-Bild von Uwe Pfeifer hängt in Reideburg.
Ein Genscher-Bild von Uwe Pfeifer hängt in Reideburg. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Kopfschütteln war am Dienstag die mindeste Reaktion: Dass die Stadt das Angebot des Bamberger Künstlers Cleff III abgelehnt hatte, ein Porträt des langjährigen Bundesaußenministers zu erwerben oder - etwa im Rathaus - als Leihgabe zu zeigen, stieß in Halle vielfach auf Unverständnis. MZ-Leser Martin Schneider nannte es „ein Armutszeugnis und peinlich“. Weil Hans-Dietrich Genscher als Sohn der Stadt so große Verdienste hat, müsse sich „doch auf jeden Fall Geld und ein Platz für das Gemälde“ finden lassen.

Halles Kulturdezernentin: Judith Marquardt war es, die in einem Brief an den Maler Cleff III das Angebot von dessen Genscher-Porträt dankend abgelehnt hatte.

Begründung: Die Stadt könne das Bild „weder erwerben noch in einem angemessenen Kontext dauerhaft präsentieren“. Nirgends ein geeigneter Platz. Auf eine Nachfrage bei der Stadt dazu gab es am Dienstag keine Antwort.

Von einer „unangenehmen Situation“ sprach auch Silke Hüttenrauch, die Geschäftsführerin der FDP-nahen Erhard Hübener-Stiftung, die das Genscher-Geburtshaus als „Begegnungsstätte Deutsche Einheit“ in Halles Stadtteil Reideburg betreibt. Dort hängt bereits ein Genscher-Bild des halleschen Malers Uwe Pfeifer - ein Vorentwurf jenes Porträts, das sich die Stadt Berlin für ihren Ehrenbürger Genscher geleistet hat. Obwohl das Genscher-Haus „kein Museum“ sei, gebe es vielleicht eine Möglichkeit, dort auch noch das Bild von Cleff als Leihgabe zu zeigen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wer alles Interesse an dem Bild hat.

So eine Möglichkeit, dem Bild in würdigem Rahmen einen Platz zu geben und es öffentlich zu präsentieren, dürften freilich auch anderen Institutionen in der Stadt haben. Auf Nachfrage erklärt Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamts, so ein Angebot sei „eine große Ehre“. Freilich fände man es in der Landesbehörde „sinnvoller, wenn die Stadt das Angebot noch einmal wohlwollend prüfen würde, weil Genscher ja viel mehr mit der Stadt zu tun hat“. Falls sich aber im Rathaus keine Lösung finden sollte, werde man im Landesverwaltungsamt darüber nachdenken. Auch in den Franckeschen Stiftungen würde man es begrüßen, „wenn es ein Bild unseres ehemaligen Kuratoriumsmitglieds Genscher in der Stadt geben würde“, so Stiftungssprecherin Kerstin Heldt. Ähnlich die Reaktion aus der Universität, in der der hallesche Ehrenbürger Genscher Ehrensenator ist. „Wir sind bisher nicht gefragt worden, würden das Angebot einer Dauerleihgabe aber natürlich prüfen und mit Hans-Dietrich Genscher Rücksprache halten. Ein Ort für das Gemälde könnte zum Beispiel der Senatssaal sein, wo auch das Porträt von Wolfgang Röller, ebenfalls Ehrensenator der Universität, hängt. Dort ist es nicht öffentlich zugänglich, aber es finden auch Veranstaltungen und die Pressekonferenzen der Universität statt“, so Uni-Sprecherin Manuela Bank-Zillmann.

Indes machte die Geschichte um das Genscher-Bild fast schon europaweit die Runde. Ein Holländer habe ihn auf den MZ-Bericht hin angerufen, sagt der Maler Cleff. Und nicht nur ihn. Auch Bertram Thieme, den Chef des halleschen Dorint-Hotels, hatte der Mann angerufen - weil er dort schon gelegentlich gewohnt hatte. Ebenso wie Genscher, der bei seinen Heimat-Besuchen Stammgast im „Charlottenhof“ ist. Und dort war das Interesse dann auch gleich sehr groß: „Wir nehmen mit dem Künstler Kontakt auf“, sagte Thieme. Eine Möglichkeit sei es, das Bild im Moritzburgsaal des Hotels aufzuhängen, wo es bei bis zu 15 000 Besuchern im Jahr auch die nötige öffentliche Wahrnehmung hätte. „Wir könnten dort eins unserer beiden Halle-Bilder abhängen und es durch das Genscher-Porträt ersetzen“, so Thieme auf Anhieb über seine wohl doch schon etwas konkretere Absicht. (mz)

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