Friseure dürfen öffnen Friseure dürfen öffnen: Kosmetiker kritisieren einseitige Entscheidung zum Lockdown

Halle (Saale) - Elisa Schmelzer hat ihre Selbstständigkeit im Lockdown begonnen. Seit April 2020 führt die 24-jährige Hallenserin mit dem „Glitzerstübchen“ ihr eigenes Studio für Nageldesign und Wimpernverlängerungen. „Ich hatte mich schon Ende 2019 für die Selbstständigkeit entschieden und Anfang des nächsten Jahres alles angemeldet“, sagt sie.
Seitdem hat sie fast die Hälfte ihres ersten Geschäftsjahrs nicht arbeiten dürfen. Dass Friseure jetzt ab März wieder Kunden empfangen können und die Kosmetikbranche weiter auf dem Trockenen sitzt, möchte die junge Frau nicht hinnehmen und fordert mit einer Petition nach einer Perspektive.
Unmut und Kritik über Entscheidung zum Lockdown
Sie selbst sei noch in einer vergleichsweise guten Position, sagt Elisa Schmelzer. Ihre Geschäftsräume sind noch an das Haus ihrer Eltern in Petersberg angegliedert. So müsse sie immerhin keine Miete zahlen. Doch andere laufende Kosten, wie beispielsweise für die Krankenversicherung, bleiben. „Wenn es mir in der Situation schon so schlecht geht, wie muss es dann erst anderen Kollegen gehen?“, fragt sie.
Dieser Gedanke war auch der Grund für ein Video auf Instagram, dass die junge Unternehmerin kürzlich veröffentlichte. In diesem stellt sie vor allem eine Frage: „Warum dürfen Friseure arbeiten und wir nicht?“ Von der Glasscheibe, die sie und ihre Kunden trennt, über die Handschuhe bis hin zum obligatorischen Mundschutz sei sie bestens im Sinne der Hygieneregeln ausgestattet. „Ich wüsste nicht, was ich noch tun kann.
Hallenserin ist mit Leib und Seele Kosmetikerin
Von mir aus trage ich noch einen kompletten Schutzanzug.“ So bleibt für Elisa Schmelzer die Frage offen, wann sie wieder Kunden empfangen darf. In einer von ihr gestartet Online-Petition fordert sie deshalb: „Unsere Existenzen und euer Wohlbefinden stehen auf dem Spiel. Bitte unterstütze diese Petition, damit wir etwas bewirken können und eine Zukunft haben.“
Wann es endlich weiter geht, fragte auch Ines Metzschke in dieser Woche auf ihrer Instagram-Seite und fügte hinzu: „Ich vermisse meine Kunden.“ Seit acht Jahren betreibt die Hallenserin im Graseweg ein eigenes Kosmetikstudio, selbstständig ist sie schon seit 28 Jahren. „Ich habe mein ganzes Leben nichts anderes gemacht, habe immer in dem Bereich gearbeitet“, sagt die ausgebildete Kosmetikerin. „Die Coronazeit ist definitiv die längste Zeit, in der ich zu habe.“
Verlängerte Lockdowns - Perspektive für Öffnung fehlt
Seit Mitte Dezember darf die 56-Jährige keine Kunden mehr in ihrem Salon empfangen. Wobei sie von dem Glück spricht, dass Kosmetiker in Sachsen-Anhalt anders als in anderen Bundesländern überhaupt so lange noch arbeiten durften. Das Weihnachtsgeschäft sei dadurch trotzdem weggefallen. „Da ist sonst immer noch einmal viel los.“
Seitdem hat die Kosmetikerin die mit ihren Kunden vereinbarten Termine immer wieder umgelegt - auf die Zeit nach dem Lockdown, der dann erneut verlängert wurde. Aktuell gilt der Beschluss der Landesregierung, dass Sachsen-Anhalt bis zum 10. März im Lockdown bleibt. Ines Metzschkes Terminbuch für die Tage danach ist bereits voll.
Kosmetiker fühlen sich im Vergleich zu Friseuren benachteiligt
Während die Landesregierung Friseuren erlaubt, unter Auflagen bereits ab dem 1. März wieder zu arbeiten und auch Dienstleistungen der Fußpflege von da an wieder zulässt, „gibt es für weitere körpernahe Dienstleistungen wie etwa Kosmetiker noch keine konkrete Öffnungsperspektive“, teilt die Handwerkskammer Halle mit. Den Kosmetikern bleibt nur die Hoffnung, dass sie ihre Salons nach dem Ende des derzeit geltenden Lockdowns wieder öffnen dürfen. Doch das ist keinesfalls gewiss.
Anders als im vergangenen Jahr, wo für Friseure und Kosmetiker die gleichen Regeln galten, ist das nun anders und das Land macht einen Unterschied zwischen den Berufsfeldern. Ines Metzschke hat dafür kein Verständnis. „Als Kosmetikerin fühle ich mich benachteiligt.“ Schließlich würden auch die Friseure eine körpernahe Behandlung anbieten. Und sie selbst habe das ganze letzte Jahr schon mit FFP2-Maske gearbeitet, Handschuhe und Wegwerfkittel getragen, nach jeder Behandlung den Platz des Kunden desinfiziert. Sie sagt: „Ich bin mit dem Kunden allein im Geschäft. Die Hygienevoraussetzungen werden erfüllt.“
Finanzen werden knapp
Ihr Vermieter habe ihr die Miete für Februar erlassen. „Das finde ich eine ganz große Geste.“ Finanzhilfen vom Staat habe sie noch nicht bekommen. Sie verdient derzeit noch Geld mit dem Verkauf von Kosmetikprodukten, „aber das ist verschwindend wenig“. So lebt sie vom Ersparten.
Zwar wird auch Ines Metzschke ab dem 1. März Kunden empfangen, die zur Fußpflege in ihren Salon kommen. „Doch das hilft mir nicht wirklich.“ Die Fußpflege mache gerade einmal zehn Prozent ihres Geschäfts aus. Die Kosmetikerin hofft, zeitnah wieder richtig arbeiten zu dürfen. „Es fängt an, langsam dünn zu werden“, sagt sie.
„Es stehen Existenzen auf dem Spiel.“
Die Möglichkeit, Kosmetiker wieder arbeiten zu lassen, hält auch Ariane Garzareck für gegeben. Sie ist im Vorstand der Friseur- und Kosmetikerinnung Halle-Merseburg-Saalekreis und betont: „Keiner will, das Menschen an Corona erkranken.“ Doch Hygiene sei in der Branche immer schon ein wichtiges Thema gewesen. „Und ich bin sicher, bei uns würden sich alle daran halten.“
Sie sagt auch: „Es stehen Existenzen auf dem Spiel.“ Und in dieser Lage würden laut Garzareck manche auch im Privaten weiterarbeiten. „Ich finde das nicht in Ordnung“, stellt sie klar. Zumal sie es unsolidarisch findet. Doch zugleich könne sie auch verstehen, dass Kosmetiker Angst haben, ihre Kunden zu verlieren. (mz)
