Messerstecherei auf dem Schulhof Frau vor Diesterweg-Grundschule niedergestochen: Tatverdächtiger soll am Mittwoch Haftrichter vorgeführt werden

Halle (Saale) - Es sind furchtbare Szenen, die sich am Dienstagmorgen bei Unterrichtsbeginn vor der Diesterweg-Grundschule in Halles Süden abspielten. Ein 40 Jahre alter Mann soll auf dem Schulhof mehrfach auf seine 31 Jahre alte Ex-Partnerin eingestochen haben. Die Frau brach bewusstlos zusammen und wurde später im Krankenhaus notoperiert. Sie ist außer Lebensgefahr.
Andere Eltern verfolgten das Geschehen, riefen die Polizei und den Rettungsdienst. Die Kinder befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Gebäude. Ihnen blieben die schrecklichen Bilder erspart. 7.30 Uhr, zur Tatzeit, begann für die 260 Mädchen und Jungen der Unterricht.
Frau vor Grundschule niedergestochen: Polizei geht von Beziehungstat aus
Die Polizei geht von einer Beziehungstat aus und hat Ermittlungen wegen versuchten Totschlags aufgenommen. Das Schulgelände wurde weiträumig abgesperrt. „Das Opfer hatte sich vor einigen Monaten von dem Mann getrennt und ihre Tochter am Morgen zur Schule gebracht. Als sie zurückkam, traf sie vor dem Haus auf den Tatverdächtigen“, sagt Polizeisprecher Ralf Karlstedt.
Unklar ist, ob es noch zu einem Streit kam oder der Ex-Partner gleich zustach. Eine Befragung des mutmaßlichen Täters vor Ort scheiterte, weil der Mann kein Deutsch spricht. Er stammt wie das Opfer aus Syrien. Die Polizei forderte einen Dolmetscher an.
Versteckte Tatverdächtiger Tatwaffe im Pestalozzipark?
Wie Zeugen berichteten, soll die Klinge des Messers etwa 20 Zentimeter lang gewesen sein. Direkt nach dem Angriff floh der 40-Jährige über die Diesterwegstraße in den angrenzenden Pestalozzipark. Danach kehrte er zurück und wurde von den eintreffenden Einsatzkräften festgenommen. „Er hat keinen Widerstand geleistet“, sagt Polizeisprecherin Lisa Wirth vor Ort der MZ. Ein Messer hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht bei sich.
Dafür klebten nasse Blätter eines Busches an seiner Kleidung. Die Polizei suchte daraufhin die Grünanlage ab und wurde nicht weit von der Schule entfernt in einem Gebüsch fündig. Ob es sich bei dem dort entdeckten Messer auch tatsächlich um die Tatwaffe handelt, müssen nun Untersuchungen in der Kriminaltechnik ergeben.
Der Täter selbst saß zu diesem Zeitpunkt in einem Polizei-Transporter auf dem Schulhof. Beamte hängten Müllbeutel vor die Fenster des Bullis, um den mutmaßlichen Täter vor neugierigen Blicken abzuschirmen.
Schulpsychologen kümmern sich um Kinder und Lehrer
In der Schule kümmerte sich ein Kriseninterventionsteam um die Tochter der Schwerverletzten. Besorgte Eltern eilten in die Diesterwegstraße, weil sie von dem Drama gehört und um ihre Kinder Angst hatten. „Die Schüler sind nicht in Gefahr“, erklärte Wirth.
Marco Tullner (CDU), Sachsen-Anhalts Bildungsminister, meldete sich gegenüber der MZ zu Wort. „Der Vorfall macht traurig und betroffen. Für uns gilt es nun in erster Linie, die Situation an der Schule zu stabilisieren. Deshalb wurden unverzüglich erfahrene Schulpsychologen eingesetzt, die vor Ort sind.“ Sie würden den weiteren Betreuungsbedarf analysieren und psychologische Hilfe leisten. Die Schulleitung selbst wollte sich am Dienstag nicht äußern.
Verdächtiger soll heute Haftrichter vorgeführt werden
Offen ist nun, wie es nach dem Familiendrama weitergeht. Die Staatsanwaltschaft will Haftantrag stellen. Am Mittwoch soll der Syrer dem Haftrichter vorgeführt werden. Um die drei Kinder der 31-Jährigen kümmert sich vorerst das Jugendamt, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt.
Unterdessen warnt Tarek Ali vom Ausländerbeirat in Halle vor pauschalen Urteilen. „Auch in Syrien ist es üblich, dass sich Frauen von Männern trennen. Ist eine Beziehung zerrüttet, versuchen zunächst die Angehörigen beider Partner, zu vermitteln. Klappt das nicht, kann sich die Frau scheiden lassen.“ Dass eifersüchtige oder gekränkte Männer zu Gewalt gegen Frauen greifen, „kommt in allen Kulturkreisen vor“. Man müsse immer den Einzelfall betrachten und dürfe jetzt keine Vorurteile schüren. (mz)