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Frau von Hans-Dietrich Genscher in Halle Frau von Hans-Dietrich Genscher in Halle: "Er hätte sich sehr über die Ehrung gefreut"

Von Dirk Skrzypczak 31.03.2017, 09:43
Barbara und Hans-Dietrich Genscher sind 47 Jahre verheiratet gewesen. Der FDP-Politiker hat seine Frau oft mit nach Halle genommen.
Barbara und Hans-Dietrich Genscher sind 47 Jahre verheiratet gewesen. Der FDP-Politiker hat seine Frau oft mit nach Halle genommen. dpa

Halle (Saale) - Gegen 8 Uhr will Barbara Genscher am Freitagmorgen in Pech bei Bonn in Richtung Halle starten. „Ich hoffe, wir sind rechtzeitig da“, sagt die Gattin des früheren Außenministers, im Telefonat mit der MZ. Hans-Dietrich Genscher, der am 31. März 2016 im Alter von 89 Jahren gestorben war, wird von seiner Heimatstadt geehrt. Der Bahnhofsvorplatz soll künftig seinen Namen tragen.

Frau Genscher fährt die etwa 490 Kilometer übrigens mit dem Auto. Knapp fünf Stunden meldet der Reiserechner, mit der Bahn wären es bei vier mal umsteigen gut zwei Stunden mehr gewesen. „Wie wird das Wetter?“, fragt sie. Gut, die Meteorologen sagen Sonne und 23 Grad Celsius voraus, der bislang schönste Tag des Jahres. „Na das passt doch. Mein Mann hätte sich über die Anerkennung sehr gefreut. Er hat Halle geliebt und das hat man ja auch gemerkt.“

Umbenennung Bahnhofsvorplatz: Barbara Genscher findet den Ort sehr passend

Den Ort findet Barbara Genscher, Schirmherrin der Deutschen Herzstiftung und Bundesverdienstkreuzträgerin, sehr passend. „Mein Mann ist gern mit den Zug gefahren. Da hatte er die Muße, Bücher zu lesen oder in Akten zu stöbern. Zumeist ist er natürlich geflogen. Generell hat er jedes Verkehrsmittel genutzt, auch das Auto.“ Genscher, 1927 in Reideburg geboren, war mit der Familie 1933 nach Halle gezogen.

Neben dem normalen Personen- und Güterverkehr wurde der Hauptbahnhof der Stadt im Dritten Reich vor allem auch militärisch genutzt. Und zu den dunkelsten Kapiteln dieser Zeit gehört die Deportation von Juden aber auch von Sinti und Roma in die NS-Vernichtungslager. Ohne die Reichsbahn ging das nicht. Genscher kämpfte zu Kriegsende als junger Mann in der Wehrmacht, geriet in Gefangenschaft. Später hatte er wie viele Pendler heute auch ein ganz praktisches Verhältnis zur Bahn.

Barbara Genscher hält die Namensgebung auf dem Bahnhofsplatz auch aus rein nüchternen Gründen für richtig

Zwischen 1946 und 1949 studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Halle und Leipzig. „Er ist zwischen beiden Städten immer mit dem Zug unterwegs gewesen. Besser ging es nicht“, erzählt Barbara Genscher, die den FDP-Politiker 1969 geheiratet hatte.

Dass der Stadtrat diesen Platz für die Namensgebung aussuchte, findet sie richtig. „Hier kommen so viele Menschen an. Das ist ein Ort der Begegnung. Oh ja, das hätte er gemocht.“ Zudem hält Frau Genscher die Namensgebung auf dem Bahnhofsplatz auch aus rein nüchternen Gründen für richtig. „Es gab ja auch die Diskussion, die Delitzscher Straße zu nehmen, die an seinem Geburtshaus in Reideburg vorbeiführt. Aber stellen Sie sich mal vor, wie viele Ausweise aber auch Briefköpfe dafür hätten geändert werden müssen.“

Gemeinsam mit Halles OB Bernd Wiegand (parteilos) soll Barbara Genscher am Bahnhof das neue Straßenschild enthüllen. Am Abend, 18 Uhr, folgt ein Festakt in der Leopoldina. Die Rede hält Genschers Weggefährte, Ex-Innenminister Gerhart Baum. (mz)