Franziskus-Grundschule in Halle Franziskus-Grundschule in Halle: Ein Heiliger zieht um

HALLE (Saale)/MZ - Der Heilige Franziskus wiegt schwer - zehn Kilo vielleicht. Zu schwer jedenfalls für die Erstklässler. Deshalb wurde die Holzskulptur am Freitagvormittag auch an den Jüngsten in der langen Doppel-Reihe aus Schülern und Lehrern vorbeigetragen. Bei den Stühlen aber konnte dann wieder jeder anfassen - bei diesem ungewöhnlichen Umzug: Am letzten Schultag vor den Winterferien, noch vor den Zeugnisausgabe, hat am Freitagvormittag in einer so sympathischen wie symbolträchtigen Aktion der Umzug der St. Franziskus-Grundschule begonnen - per Hand.
Rund 300 Meter waren zu bewältigen, über die Straße praktisch nur, von der alten Plattenbauschule hinüber in den wohl modernsten Schulbau Deutschlands. Denn der bunte Neubau an der Murmansker Straße gegenüber dem Elisabeth-Gymnasium ist die erste Passivhaus-Schule Sachsen-Anhalts.
Auch die Eltern tragen Möbel
Die Polizei hatte eigens die Straßen gesperrt. Schüler der drei benachbarten, von der katholischen Edith-Stein-Schulstiftung betriebenen Häuser bildeten eine „Kette“. „Es sind wohl doch 900 Schüler geworden. Ein schönes Bild“, sagte lachend Grundschulleiterin Iris Wiese. Auch die älteren Schüler, mehr oder weniger freiwillig da, fassten dennoch sichtbar mit Spaß zu. Weitergereicht wurden unter anderm rund 100 Stühle, das große Schulschild „St. Franziskus-Grundschule“, aber auch das Modell einer Windmühle. Die meisten Einrichtungsgegenstände können die Grundschüler zurücklassen, ihre Neubau ist möbliert. Aber Stühle und Tische müssen mit. Die Tische werden übrigens am Sonnabend von den Eltern transportiert. Auf 200 hofft Schulleiterin Iris Wiese.
Für die Figur des Heiligen Franziskus ist es mindestens der dritte Umzug im Schuldienst. „Den haben wir vom Kloster Heilige Dreieinigkeit geschenkt bekommen. Dort standen die Container, in denen wir 2001 die Schule gegründet haben“, sagt Iris Wiese. Wie schon beim Einzug 2003 in die Plattenbauschule stand am Freitag die Skulptur als Erstes im Neubau.
Die erste Passivhaus-Schule
Der ist tatsächlich ungewöhnlich. Das Gebäude ist Sachsen-Anhalts erste Passivhaus-Schule. Es hat keine herkömmliche Heizungsanlage oder keinen Fernwärmeanschluss. Dafür eine thermische Solaranlage in der Fassade, die Wärme im Haus liefert. Sie soll nur ein Zehntel der Heizwärme verbrauchen, die im alten Plattenbau benötigt wurde.
Erreicht werden soll dies unter anderem durch die luftdichte Gebäudehülle, die vor allem aus Holz besteht. „Zumindest in dieser Holzbauweise dürfte das Gebäude in ganz Deutschland und darüber hinaus einzigartig sein“, sagt Steffen Lipowski, Abteilungsleiter Schulen der Edith-Stein-Schulstiftung. Trotz der als Gemeinschaftserlebnis zelebrierten Umzugs-Aktion wurde im neuen Schulhaus selbst allerdings noch überall gearbeitet.
Fertigstellung in den Ferien
„Bis zum Schulanfang nach den Ferien wird aber alles fertig sein - beinahe“, sagt Lipowski. Lediglich die Küche sei wohl erst im März zu benutzen. So lange müssen die Grundschüler im benachbarten Gymnasium essen gehen.

