Fotografie Fotografie: Moritzburg bekommt 230 Bilder von Heinrich Koch
Halle (Saale)/MZ. - Das Fotografieren hat Heinrich Koch in nur zwei Jahren erlernt. Und doch war er - wenn auch nur für kurze Zeit - Leiter der Fotoklasse an der heutigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein: von 1932 bis 1934. Zuvor hatte Koch, 1896 im mährischen Uherské Hradisté geboren, während der Zeit des Ersten Weltkriegs Kunstgeschichte, Jura und Bildhauerei in Wien studiert und in den Jahren 1922 und 1923 eine Ausbildung am Bauhaus zunächst in Weimar, später, nach dessen Umzug, in Dessau. Bis 1929 arbeitete Koch als selbstständiger Innenarchitekt, doch nach dem Börsenkrach im Oktober 1929 ließen Aufträge nach - seine Arbeit war nicht mehr einträglich genug.
Seine Hochzeit mit der Bauhäuslerin und Leiterin der Weberei an der Burg, Benita Otte, brachte ihm zum einen die Übersiedlung nach Halle - und zum anderen die Fotografie nahe. Denn als Innenarchitekt hatte Koch nicht mehr allzu viel zu tun, sodass er sich intensiv dem Umgang mit der Kamera widmete. Zwei Jahre lang, von 1930 bis 1932, war Koch Schüler in der Fotoklasse Hans Finslers, der die führende Meisterklasse an der Burg leitete. Finslers Stil der Neuen Sachlichkeit übernahm Koch - und wenig später auch dessen Amt als Dozent, das er 1934 aufgrund der Machtergreifung der Nazis verlor. Im gleichen Jahr starb der nach Prag ausgesiedelte Koch bei einem Autounfall.
Zahllose Fotos entstanden in der kurzen Zeit - viele Material- und textile Strukturstudien; vor allem aber fand Heinrich Koch, anders als sein Lehrer, in Porträt und Landschaften seine bevorzugten Motive. Schwerpunkte in Kochs fotografischem Werk sind ebenso Städte und Architektur, Pflanzen und Tiere. Kochs aufmerksamem Blick auf seine Wahlheimatstadt Halle durch den Sucher seiner Kamera sind auch viele hallesche Ansichten zu verdanken. So lichtete Koch die Burg Giebichenstein ab, drückte vor dem Halle-Leipziger Flughafenrestaurant (damals wurde die Saalestadt im Namen als Erste genannt) - entworfen von seinem Bauhauskollegen Hans Wittwer - auf den Auslöser, fotografierte er den Amtsgarten im Schnee.
Lange hatte sich der Kustos der Fotosammlung der Moritzburg, T. O. Immisch, um die "Heimholung" der Bilder Heinrich Kochs, die zu Teilen in der Berliner Galerie Kicken, in Düsseldorf und im Stift Bethel verstreut waren, bemüht. "Doch für einen Ankauf durch das Kunstmuseum wären sie zu teuer gewesen", so Immisch, der bereits 2002 eine Ausstellung mit Fotografien Kochs in der Moritzburg organisiert hat. Auf Initiative der Berliner Galerie Kicken sei nun eine gute Lösung gefunden worden: "Die Arkudes Foundation in Köln hat die Bilder erworben und uns überlassen - als Dauerleihgabe", erklärt Immisch. Es sei "schön, dass das fotografische Werk Kochs wieder hier in Halle ist". Zu sehen sein wird es ab Mitte November in einer Ausstellung der Fotosammlung des Kunstmuseums.