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Felix Graf Luckner Felix Graf Luckner: "Seeteufel" und ein Retter der Stadt

20.04.2015, 06:29
Felix Graf Luckner im Jeep am 17. April 1945
Felix Graf Luckner im Jeep am 17. April 1945 Archiv Maurer Lizenz

Es gibt ein Foto der berühmten Szene, in der Felix Graf Luckner am 16. April abends wenige Stunden vor der geplanten Bombardierung Halles mit General Terry Allen verhandelt und die Schonung der Stadt erreicht. Der „Count“, immerhin als Bittsteller gekommen, schüttelt die erhobene Faust. Die andere Hand hält eine Zigarette. Im Foto nicht zu sehen ist der Whisky, dem die Verhandlungspartner zusprachen. Der General schaut beinahe skeptisch auf diesen Mann, der so leidenschaftlich argumentiert.

Die große Geste lag Felix Graf Luckner (1881 bis 1966). Der tollkühne Abenteurer und selbst ernannte „Seeteufel“, der im ersten Weltkrieg in einem Segelschiff auf Kaperfahrt ging und als ritterlicher Seeoffizier sowie später als Buchautor und Vortragsreisender berühmt wurde, war auch in Amerika populär. General Terry Allen berichtete später von dem Treffen: „Graf Luckner erkannte die Hoffnungslosigkeit der Situation in Halle. Er brachte mit Vehemenz das in menschlicher Hinsicht dringende Erfordernis des Schutzes der Gebiete um die Lazarette zum Ausdruck und setzte sich für die Vermeidung schwerer Verluste unter den Frauen und Kindern der Zivilbevölkerung ein.“ Das war Verrat: Mehrere Zeitzeugen berichten über Radio-Durchsagen aus Berlin, wonach Luckner schon Tage zuvor als Verräter zum Tode verurteilt worden sei.

In der DDR wurde Luckners unbestreitbar wichtige Rolle bei der Rettung Halles schlicht unterschlagen. Das hat sich seit der Wende geändert. Heute ist die Stadt Sitz der Internationalen Felix-Graf-von Luckner-Gesellschaft. Sie hat 250 Mitglieder aus 22 Ländern. Gegründet hat sie Rechtsanwalt Matthias J. Maurer. Der Hobbyhistoriker hat auch die Errichtung des Denkmals für die Befreier Halles, die Timberwölfe, initiiert. „Halle ist sicher die einzige ostdeutsche Großstadt, in der es ein Denkmal für amerikanische Soldaten gibt.“

14 Straßen und Plätze in Deutschland tragen den Namen des Bundesverdienstkreuzträgers Luckner. In der Stadt, die dieser stets „mein liebes Halle“ nannte, tut man sich damit schwer. Kontrovers diskutiert wird vor allem Luckners Rolle im Nationalsozialismus. War er Propagandist der Nationalsozialisten? Und: War der „Graf“ ein Kinderschänder? Als solcher wurde er in einem geheimen „Sonderehrengerichtsverfahren“ der Nazis verurteilt. Vom Stadtrat beauftragte Gutachter halten die Akten für glaubwürdig. Viel Verteidiger Luckners sehen das anders. Ein Schuldeingeständnis Luckner gab es nie.