Nicht nur Tanken Essen, Tanken und Tabak: Das macht den A14-Autohof bei Halle zur zweiten Heimat für Brummis

Halle (Saale) - Ein gleichmäßiges Rauschen bildet die Geräuschkulisse des Autohofs in Halle-Tornau, Benzingeruch liegt in der Luft, ein kalter Wind pfeift zwischen den Zapfsäulen und dem hell erleuchteten Verkaufsraum hindurch. Wie der Stall aus der Weihnachtsgeschichte strahlt der Autohof inmitten von graubraunen Feldern. Hirten kommen hier keine vorbei, sondern Autofahrer aus Halle und dem nördlichen Saalekreis aber vor allem: Lastwagenfahrer.
Managerin des Rasthofs an der A14 versucht alle Trucker unterzubringen
Der Autohof ist nur wenige Hundert Meter von der Autobahn 14 entfernt und Anlaufpunkt für Trucker, die eine warme Mahlzeit oder einen Parkplatz für die Nacht anfahren wollen. Dessen Geschicke lenkt Tankstellen-Managerin Cornelia Bärenß.
Und während die Herbergsväter aus der Weihnachtsgeschichte die reisende Maria und ihren Josef vor 2019 Jahren abwiesen, versucht Bärenß immer, alle Trucker unterzubringen. Sei es auf den 90 Stellplätzen oder an einem der Tische im Restaurant. Ein Hotel gibt es in Tornau nicht.
Trucker, Tanken und Tabak: Freundlichkeit verbinde die Menschen am Autohof der A14
„Unter der Woche sind wir sehr, sehr gut besucht. Oft sind alle Stellplätze voll, denn unser Autohof ist beliebt“, sagt die 55-Jährige. Für zwölf Euro die Nacht können Lkw-Fahrer hier duschen und die Toilette benutzen, außerdem ist im Preis ein Verzehrgutschein im Wert von acht Euro enthalten. „Das kommt an. Die Lkw-Fahrer sagen, dass wir preiswert sind“, sagt Bärenß stolz. Die meisten von ihnen kämen aus Osteuropa, aber auch viele Deutsche seien dabei. Sie alle verbinde die ausgesprochene Freundlichkeit.
Liegt es am Essen, dass ein echter Koch frisch zubereitet? Oder an der Pause, in der die Trucker für ein paar Stunden dem Zeitdruck auf der A14 entfliehen können? Die Tankstellen-Managerin weiß es nicht. „Aber ich habe noch keinen einzigen unfreundlichen Fahrer erlebt. Mit einigen verständige ich mich auf Englisch, für andere habe ich ein paar Brocken Schul-Russisch wieder hervorgekramt.“ Begriffe wie „Schlüssel“ etwa seien ihr ab 2016, seitdem sie hier arbeitet, wieder eingefallen.
Jeden Tag lerne man etwas Neues: „Ich liebe meine Arbeit!“
Das ist noch gar nicht so lange her. Bärenß leitete zuvor den Supermarkt im halleschen Hauptbahnhof. Das Klientel dort sei kein Vergleich zum jetzigen. Seit drei Jahren - so lange gibt es den Autohof erst - steht sie in der Tankstelle hinter dem langen Tresen mit großer Tabakauswahl „und ich liebe meine Arbeit!“ Jeden Tag lerne man etwas Neues, oft könne man Kunden schon mit Kleinigkeiten wie einer Wegbeschreibung helfen.
Angst, überfallen zu werden, wie in anderen Tankstellen, habe sie nicht, da sie auch nachts meistens zu zweit in der Filiale seien. Übrigens: Den Benzinpreis kurz herabsetzen, wenn Bekannte oder sie selbst günstig tanken wollen, das geht nicht. „Ich habe absolut keinen Einfluss auf die Spritpreise“, sagt die Managerin. Die Preise werden von der Total-Zentrale vorgegeben und automatisch ins System eingespielt.
Zur Weihnachtszeit sind wenige Lkw-Fahrer auf der A14 unterwegs
Freude am Arbeiten habe sie auch an den Weihnachtsfeiertagen, die sie stets im Autohof verbringt. „Meine Kinder sind aus dem Haus, und mein Mann ist bei der Autobahnpolizei. Auch er hat Weihnachten Dienst.“ Für sie beide sei die Vorweihnachtszeit die schönste Zeit. Viel sei dann auf dem Autohof nicht los. Nur wenige Lastwagenfahrer sind an den Festtagen unterwegs, die meisten sind bei ihren Familien. Deshalb gibt es auch auf der Speisekarte am 24. Dezember kein Weihnachtsmenü. „Das würde sich nicht lohnen.“
Zu Ostern schreibe ihr Chef schon einmal Lamm auf die Karte, doch gefragt seien übers ganze Jahr hinweg vor allem Schnitzel, Burger und Co. - wie gesagt, frisch zubereitet. Derzeit baut hinter dem Autohof Burger King eine neue Filiale. Ob sie dem Autohof Konkurrenz machen kann, könne man noch nicht sagen, meint die Bad Dürrenbergerin. Schlimmer als im Herbst könne es sowieso nicht kommen. Da war die Abfahrt der Lebensader A14 für vier Wochen gesperrt. „Fast die Hälfte weniger Kunden hatten wir“, erinnert sich Bärenß. Seit dem Ende der Baustelle sei es wieder gerammelt voll. (mz)
