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Mutmaßlicher Täter in U-Haft Eselsmühle in Halle-Neustadt: Trauer um getötete 40-Jährige

Von Anja Förtsch 30.12.2017, 14:09
Die 40-Jährige wurde am Donnerstagabend im Einkaufszentrum Eselsmühle in Halle-Neustadt erstochen.
Die 40-Jährige wurde am Donnerstagabend im Einkaufszentrum Eselsmühle in Halle-Neustadt erstochen. Privat

Halle (Saale) - Auf den ersten Blick scheint im Einkaufszentrum an der Eselsmühle in Halle-Neustadt am Freitagmorgen alles wie immer: Ein Schlüsseldienst räumt seine Auslagen zurecht, eine Frau bedient an der Kasse eines Ein-Euro-Shops die Kunden. Nur ein einziges Geschäft bleibt an diesem Morgen geschlossen.

Im Reisebüro Tourex brennen am Freitag keine Lichter, kein Angestellter, kein Kunde ist zu sehen. Ein Zettel am Fenster sagt, dass das Büro geschlossen bleibt. Warum, das verrät die Szene vor der Tür: Blumen liegen auf dem Boden, rote und weiße Rosen. „In stillem Gedenken“ steht auf einer Engelstatue. Denn das Reisebüro wurde am Donnerstagabend Schauplatz eines Verbrechens.

Staatsanwältin: „Es handelt sich um eine Beziehungstat“

Eine 40-jährige Angestellte wurde in dem Geschäft erstochen. Der mutmaßliche Täter ist ein 49-jähriger Mann, offenbar der Lebensgefährte der Frau. „Es handelt sich um eine Beziehungstat“, bestätigte die Leitende Oberstaatsanwältin Heike Geyer am Freitag der MZ.

Der Tatverdächtige wurde noch am Donnerstag festgenommen und anschließend vernommen. Er hat die Tat gestanden, so Geyer. Die Staatsanwaltschaft hat am Freitagmittag Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn erlassen. Der Mann befindet sich jetzt in Untersuchungshaft.

Der Tatverdächtige stammt aus Russland, die Getötete aus der Ukraine. Die beiden sollen ein Paar gewesen sein. Was der Auslöser der Tat war, ob es Streit gab und worüber, all das ist derzeit noch unklar. Auch die Staatsanwaltschaft machte im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben zu den Hintergründen.

Die 40-Jährige war am Donnerstagabend gegen 17.30 Uhr mit schweren Verletzungen in dem Reisebüro aufgefunden worden. Nach ersten Erkenntnissen war mehrfach auf sie eingestochen worden. Erste Gerüchte, wonach die Frau erschossen wurden, stellten sich als falsch heraus. Obwohl die Rettungskräfte umgehend zu Stelle waren, konnte die Frau nicht mehr gerettet werden.

Die Getötete war in der Saalestadt keine Unbekannte. Sie war selbst sehr sportlich, engagierte sich außerdem für den Tanz- und Sportgymnastikverein Tabea. Dort war man dementsprechend geschockt über die Nachricht vom Mord an der Ukrainerin. Der Vereinsvorsitzende Detlef Marx wollte am Freitag gegenüber der MZ keinen Kommentar zu dem Fall abgeben.

Große Anteilnahme nach Bluttat in Halle-Neustadt

Groß ist freilich auch die Anteilnahme in der Stadt. Und besonders in dem kleinen Einkaufszentrum, in dem praktisch jeder jeden kennt. Wo am Donnerstag noch das Blaulicht von Polizei und Kriminaltechnik die Nacht erhellte, Einsatzkräfte und Absperrbänder das Bild bestimmten, herrscht am Freitagmorgen nur Stille.

Die Polizei hat die Tatortarbeit abgeschlossen, die Absperrbänder sind verschwunden. In dem Geschäft selbst ist nichts von dem Verbrechen des Vorabends zu erkennen. Die Stühle stehen ordentlich vor den Schreibtischen, auf einem Sofa in der Ecke liegt noch ein Paket. Alles wirkt wie immer - abgesehen von den Blumen und Kerzen vor der Tür. Passanten bleiben mit ernsten Mienen vor der improvisierten Gedenkstätte stehen, halten einen Moment inne, bevor sie weitergehen. Bis der Schock verdaut ist und sich die Atmosphäre wieder normalisiert hat, wird es wohl noch einige Zeit dauern. (mz)

Blumen vor dem Reisebüro, in dem die Frau getötet wurde
Blumen vor dem Reisebüro, in dem die Frau getötet wurde
Anja Förtsch
In einem Reisebüro in der Eselsmühle in Halle-Neustadt ist eine Frau getötet worden.
In einem Reisebüro in der Eselsmühle in Halle-Neustadt ist eine Frau getötet worden.
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