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Erinnerung an die Anfänge Erinnerung an die Anfänge: Was sich in 25 Jahren im Halle-Center Peißen getan hat

Von Oliver Müller-Lorey 20.10.2018, 10:02
Die Ladenstraße im heutigen Peißen-Center.
Die Ladenstraße im heutigen Peißen-Center. Ralf Lehmann

Peißen - Festgehalten auf Fotopapier zeigt das Bild den Traum eines jeden Center-Managers: Vor zwei großen Glas-Drehtüren mit grünem Rahmen warten Hunderte aufgeregte Hallenser mit Einkaufswagen. Mit dem Rücken zum Fotografen eine schwarz gekleidete Frau und ein Mann im Hawaii-Hemd. Wenige Sekunden später werden sie die Türen entriegeln, wenige Sekunden später strömen zum ersten Mal Kunden in Halle-Center in Peißen.

Auf einem anderen Foto, näher aufgenommen, erlauben Dauerwellen und Schnäuzer der Besucher eine Einordnung dieses Ereignisses in die frühen 1990er-Jahre. Thomas Saul weiß es ganz genau. „Es war im Oktober 1993“, sagt der Center-Manager.

Wie könnte er dieses Datum auch vergessen? Einen Einkaufstempel wie diesen eröffnet man eben nur einmal im Leben. Und Kunden die sich die Nase an den Drehtüren platt drücken, bis sie endlich hineindürfen. Gibt es die überhaupt noch? Das Center sei immer noch gut besucht, sagt Saul.

Wie das Peißen-Center in Halle heute Kunden lockt

Von alleine kommen die Kunden freilich nicht. Es hat sich viel getan in den genau 25 Jahren, die das Einkaufszentrum nun steht. Kunden wollen etwas geboten bekommen. „Demnächst werden sie in der Ladenstraße ein öffentliches W-Lan-Netz nutzen können. Außerdem wird demnächst auf dem Gelände des Centers eine Ladestation für Elektrofahrzeuge errichtet werden“, sagt der 55-Jährige.

Mit regelmäßigen Aktionen wie dem holländischen Stoffmarkt, Konzerten und Autopräsentationen sollen noch mehr Besucher nach Peißen kommen.

Halle-Center Peißen analysiert seine Kunden genau

Saul und seine Angestellten wissen, was die Kunden wollen, weil sie alle drei Jahre nach ihren Wünschen und ihrem Kaufverhalten befragt werden. Das und andere Analysen erlauben interessante Rückschlüsse auf die Besucher des Centers, etwa wie hoch ihr sogenannter Durchschnittsbon ist. Er bezeichnet die Summe, die ein durchschnittlicher Besucher in allen Läden inklusive der Tankstelle lässt. „Im Halle Center liegt sie bei 120 Euro. Das ist besonders hoch“, verrät Saul, der einen guten Vergleich hat, weil er auch in Jena zeitgleich ein Einkaufszentrum leitet.

Grund für den hohen Durchschnittsbon ist auch die Lage des Centers auf der grünen Wiese und die Verknüpfung verschiedener Läden. Fachleute wie Saul nennen das den „Cross-Selling-Effekt“, zu deutsch etwa: Kopplungseffekt.

Halle-Center Peißen: Kuchen, Lotto, Blumen und Waschanlage in einem Abwasch

Kunden, die etwa ihren Wocheneinkauf bei real erledigen, kaufen beim Bäcker noch ein Stück Kuchen, spielen Lotto im centereigenen Laden, bringen einen Strauß Blumen mit und fahren noch durch die Waschanlage. So kommt während eines Besuchs eine Menge Geld zusammen. „Der Wocheneinkauf ist für manche, wahrscheinlich vor allem die Männer, eine lästige Pflichterfüllung. Wir bieten ihnen Zeitersparnis“, so Saul.

Dieses Prinzip war auch schon 1993 bekannt. Die Auswahl an Geschäften, unter denen die Hallenser in ihrer Stadt wählen konnten, war aber ungleich kleiner. Saul war damals sogenannter Junior-Manager, also bereits in der Geschäftsführung aktiv. Der gebürtige Remscheider (Nordrhein-Westfalen) ist stolz, eines der ersten Objekte in Ostdeutschland eröffnet zu haben. „Supermärkte hatten zwar keine Zeltverkäufe mehr wie nach der Wende, aber eine Handelseinrichtung in dieser Größe war damals schon ein einschneidendes Erlebnis.“ Dementsprechend groß war der - auf Foto gebannte - Andrang bei der Eröffnung. „Aber ob sich ein Zentrum halten kann, das entscheidet sich erst mit der Zeit“, weiß Saul.

Halle-Center Peißen hat auch turbulente Zeiten hinter sich

Das Peißen-Center konnte sich halten, trotz so mancher Turbulenzen wie der Praktiker-Pleite, bei der auch der Baumarkt in Peißen schloss. Heute ist auf der Hälfte der ehemaligen Fläche der Möbelmarkt Multipolster vertreten, die andere Seite steht noch immer leer. Es ist der einzige Leerstand im ganzen Center, sagt Saul. Weil die Gesetze so streng seien, dürften keine Geschäfte nachziehen, die der Innenstadt Konkurrenz machen.

Über den anstehenden Verkauf der Supermarktkette real will er indes nicht reden. Die Zukunft des Centers sehe er positiv. In den vergangenen Jahren sei viel investiert worden, etwa in den Brandschutz, ein neues Dach und die Entwässerung.

Große Umbauten stünden in absehbarer Zeit nicht an, sagt Saul, der seit der Eröffnung an seinem Konzept festhält: Besuchern den Wocheneinkauf so unkompliziert wie möglich zu machen. Manche Stammkunden würden jede Woche denselben Weg durchs Center nehmen, die gleichen Produkte in den gleichen Läden kaufen. Seitdem sie sich 1993 die Nase an den großen Drehtüren, die sich noch immer drehen, platt gedrückt haben. (mz)

Das Einkaufscenter bei seinen Anfängen in den 90er Jahren.
Das Einkaufscenter bei seinen Anfängen in den 90er Jahren.
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