Showdown am Glascontainer Er wollte den versprochenen Hund und steht nun vor Gericht
Halle (Saale) - Sie schienen so prächtig zueinander zu passen: die Schäferhundmischlingsdame und der Schäferhund-Rottweiler-Mix. Sie sollten Welpen haben, fanden die beiden Besitzer, die sich zufällig an einem Supermarkt in Halles Süden kennengelernt hatten. Die Hunde erwarteten schneller Nachwuchs als gedacht, doch das Verhältnis von Frauchen und Herrchen muss sich darüber enorm abgekühlt haben. Er steht nun vor dem Landgericht - angeklagt wegen Einbruchs, Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung.
Dass er am Tattag Ende Januar vergangenen Jahres am Tatort in Neustadt war, leugnet der 38-Jährige zum Prozessauftakt am Dienstag nicht. Aber er sei weder in die Wohnung der Hündinnenbesitzerin eingebrochen, noch habe er dort ein Handy gestohlen, die Frau geschlagen und getreten und dabei ein zweites Handy irreparabel beschädigt, lässt er seinen Anwalt berichten. Es sei ihm lediglich um den versprochenen Welpen aus der tierischen Liaison gegangen, versichert er.
Mitsamt Welpen die Flucht ergriffen
Die Wohnungstür habe offen gestanden, und der kleine Hund sei ihm schon entgegengekommen. Als er im Foyer des Mehrgeschossers auf die Frau traf, habe die ihm das Tier wegnehmen wollen und sei dabei auf ihn losgegangen. Er habe mitsamt Welpen die Flucht ergriffen, bis Frau und Mann am nahen Glascontainerplatz wieder aufeinandertrafen. Der Mann, so viel ist wohl unstrittig, fuhr schließlich ohne den Hund davon.
Der Vorsitzende Richter Jan Stengel lässt nun Videoaufzeichnungen aus Fahrstuhl und Foyer des Mietshauses zeigen. Zu sehen ist, wie die beiden sich an der Haustür begegnen, sie kommt bei einem Gerangel zu Boden, steht wieder auf und tritt ihn später, als er zur Tür hinaus will.
Was sich am Containerplatz zugetragen haben soll, hat keine Kamera aufgezeichnet
Was sich am Containerplatz zugetragen haben soll, hat keine Kamera aufgezeichnet. Die 31 Jahre alte Frau berichtet als Zeugin, sie habe nur den kleinen Hund schützen wollen. Ja, es sei verabredet gewesen, dass er einen Hund zu sich nehmen wollte und ja, den Erlös aus dem Verkauf der kleinen Hunde wollten sich beide teilen. „Aber dem habe ich dann nicht mehr zugesprochen.“ Seine Erziehungsmethoden seien ihr gegen den Strich gegangen. „Elektroschocker und so.“ Außerdem habe er nicht wie zugesagt die Tierarztrechnungen beglichen, als die Hündin nach der Geburt medizinische Hilfe brauchte und für die Entwurmung der Jungen. Das stellt der Angeklagte anders da, und sein Anwalt legt zum Nachweis der Zahlungen Quittungen vor. Der Mann wiederum gibt an, die Frau habe vor dem fraglichen Tag schon die Hunde im Internet angeboten.
Die Ereignisse vom 30. Januar 2020 hatten zunächst zu einem Verfahren vor dem Amtsgericht geführt, das im Januar dieses Jahres ans Landgericht verwiesen worden war. Für den Prozess sind zwei Tage angesetzt. Das Urteil wird für Freitag erwartet. (mz)