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Elisabeth-Krankenhaus  Elisabeth-Krankenhaus : Schwestern ziehen sich zurück

Von michael tempel 24.07.2013, 21:29
Zwei der Ordensschwestern in Halle.
Zwei der Ordensschwestern in Halle. elisabeth-krankenhaus Lizenz

halle/MZ - Für das renommierte Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle brechen neue Zeiten an: Das wirtschaftlich unter Druck geratene, kirchlich geführte Haus bekommt ab 2014 einen neuen Träger. Wie der Kaufmännische Direktor des Krankenhauses, Manfred Brümmer, erläuterte, bilden der jetzige Betreiber, die Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth, und die Kirchliche Stiftung St. Bernward in Hildesheim (Niedersachsen) den gemeinsamen Hospitalverbund St. Elisabeth und St. Vinzenz (E+V). Dem gehören künftig insgesamt acht Kliniken sowie vier Service-Gesellschaften an.

Brümmer zufolge übernehmen damit professionelle Manager die entscheidenden Posten in den Kliniken. Und die Schwesternorden, auf deren Tradition die Krankenhäuser gründen, ziehen sich endgültig aus dem operativen Geschäft zurück - das heißt, sie werden keine Entscheidungen mehr mittreffen. So würden die Kliniken des Verbundes künftig allesamt als selbstständige Tochtergesellschaften geführt. Das hallesche Krankenhaus am Franckeplatz, für das Brümmer seine Dienste auch als künftiger Geschäftsführer angeboten hat, soll so wieder in die Gewinnzone. 2012 wurde ein ausgeglichenes Ergebnis verbucht.

Für die 1 400 Mitarbeiter (darunter 180 Ärzte) und jährlich 50 000 Patienten aus der ganzen Region soll sich nach Darstellung des Kaufmännischen Direktors nichts ändern. „Es sind keine Personaländerungen geplant“, sagte er der MZ. Beibehalten werde auch der Lohn- und Gehaltstarif. An der Struktur mit 14 Kliniken und Abteilungen und 613 Betten werde ebenfalls festgehalten. Doch laut Brümmer ergeben sich mit dem Zusammenschluss dennoch große Einsparungspotenziale, etwa durch einen zentralen Einkauf von Technik, Medikamenten und Verbrauchsmitteln. Gleiches gelte für den Austausch von Innovationen und für die Weiterbildung von Medizinern und Fachkräften innerhalb des Verbundes. Zudem werde die Gruppe bei Verhandlungen mit den Krankenkassen bessere Konditionen bei der Bezahlung der Klinikleistungen aushandeln. Wie sich das konkret auf das Elisabeth-Krankenhaus auswirken könnte, dazu sagte Brümmer nichts. „Es ist in der Branche nicht üblich, Zahlen zu nennen.“

Eine Zeitenwende bei den kirchlichen Krankenhausbetreibern: Die Stiftungen sind einst von katholischen Schwesternorden gegründet worden. Die in Hamburg-Reinbek ansässige Wohltätigkeitsanstalt entstand 1864. Derzeit lenken Schwestern in einem Kuratorium und im Aufsichtsrat die Stiftung mit. Künftig hätten sie nur noch indirekten Einfluss - durch die Ernennung von Mitgliedern fürs Kuratorium und für den Aufsichtsrat des neuen E+V-Verbundes. „Die Schwesternschaft hat erkannt, dass sie die Führungsarbeit heute nicht mehr leisten kann“, so Brümmer. Der Orden zählt immer weniger Schwestern, und diese würden immer älter. Zeitgleich wachsen die Anforderungen und der wirtschaftliche Druck. Gleichwohl seien die künftigen Entscheidungsträger „ordensgebunden“, so Brümmer. Sie müssen der Katholischen Kirche nahestehen.

In Halle leben noch 55 Schwestern, die zum Orden von der heiligen Elisabeth gehören. Ihr Heim ist das Kloster innerhalb des Krankenhauskomplexes. Vier von ihnen arbeiten noch in den Kliniken in der Seelsorge oder auf der Palliativstation. Laut Provinzoberin Schwester Dominika zählt die Ordensgemeinschaft heute deutschlandweit noch 225 Schwestern. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl fast halbiert“, sagte sie. Das Durchschnittsalter liege bei 74 Jahren. „Es gibt kaum noch junge Frauen, die diesen Lebensweg wählen“, so Schwester Dominika. Das habe mit der Überalterung der Gesellschaft zu tun, es gebe aber auch soziologische und religiöse Gründe. Dieser Trend verlaufe praktisch in allen Ordensgemeinschaften ähnlich.