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Kunst im Saalekreis Sitte-Galerie in Merseburg ehrt verstorbenen Maler Hans Rothe mit Ausstellung

Hans Rothe war einer der bedeutendsten Maler des Saalekreises. Schon mit 17 studierte er einst an der Burg Giebichenstein. Zwei Jahre nach seinem Tod zeigt die Sitte-Galerie in Merseburg nun eine erste Sonderschau zu Rothe. Doch die soll keine Retrospektive sein.

Von Robert Briest 22.02.2025, 14:37
Es gehe um die Beziehung der Bilder untereinander, sagt Kurator Robert Stephan. Zwischen beiden Werken liegen 38 Jahre.
Es gehe um die Beziehung der Bilder untereinander, sagt Kurator Robert Stephan. Zwischen beiden Werken liegen 38 Jahre. Fotos (2): Robert Briest

Merseburg/MZ. - „Die Freude am Leben stand bei ihm im Mittelpunkt.“ Hans Rothe sei ein sehr eigenständiger Künstler gewesen, einer, der sich der Mode, den Trends zum Abstrakten, auch dem Politischen weitgehend entzogen habe, resümiert Robert Stephan. Der Hallenser ist Kurator der an diesem Samstag startenden Sonderausstellung für einen der bedeutendsten Maler und Grafiker des Saalekreises, der bis zu seinem Tod 2023 in Burgliebenau lebte und arbeitete.

„Erinnerungen“, so der Titel, ist die erste Einzelausstellung, die sich nach Rothes Ableben ausführlich mit dessen Werk auseinandersetzt. Dennoch soll sie vor allem eines nicht sein: eine Retrospektive. Dabei hätte es angesichts von über 70 Schaffensjahren dafür mehr als genug Material gegeben. Aber: „So eine chronologische Darstellung kann die Entwicklung eines Malers aufzeigen, aber sie kann auch schnell langweilig werden“, begründet Galeriechef Michael Finger die Entscheidung. „So sieht man die Sprunghaftigkeit und die Vielfalt seiner Motive.“

Anfänge an der Burg Giebichenstein

Die Bilder seien weder chronologisch, noch thematisch geordnet, betont auch Stephan, sondern nach ihrer Wirkung untereinander und zu den Ausstellungsräumen in der Sitte-Galerie. Erinnerungen kämen ja auch in der Regel nicht chronologisch und die Besucher sollen sich eigene schaffen.

Hans Rothe starb 2023
Hans Rothe starb 2023
Foto: Ralf Penske

Treten sie im obersten Stock aus dem Fahrstuhl, treffen die Gäste direkt auf eines der ältesten Bilder der Schau: „Mädchen mit Eule“ aus dem Jahr 1948 stellt dar, was es im Namen verspricht. Die Wirkung ist düster. Kurator Stephan nennt die Farbgebung „gedeckt“: „Das Bild ist noch voll im Duktus der Halleschen Schule nach dem Krieg.“ Rothe sei 1946 als 17-Jähriger als jüngster Schüler in die Malklasse von Charles Crodel an der Burg Giebichenstein gekommen. Von der Halleschen Schule inspiriert habe Rothe in seinen frühen Jahren auch oft Zirkus und Artisten gemalt, bis er dann zur Darstellung seiner unmittelbaren Umgebung gewechselt sei.

70 Jahre Schaffen von Rothe

Zu der zählte auch Halle. Direkt neben dem „Mädchen mit Eule“ hängt eine Szene eines Bootskorsos zum Laternenfest aus dem Jahr 1986. Im weiteren Verlauf der knapp 50 Werke umfassenden Schau aus dem Fundus der Familie des Künstlers stoßen die Besucher auch auf Stadtansichten aus Freyburg und Merseburg, auf Bilder der Spergauer Lichtmeß und des Pfarrhauses, in dem Rothe lebte. Einige sind Grafiken, viele Gemälde. Gerade auf denen ist die Handschrift des Burgliebenauers unverkennbar: der kräftige Pinselstrich, der aus der Ferne betrachtet trotzdem Details zulässt.

Rothes Wohnhaus in Burgliebenau
Rothes Wohnhaus in Burgliebenau
Briest

Stephan deutet auf ein großformatiges Stillleben mit Blumen. „Es ist in seinen Bildern immer eine gewisse Ordnung, ein bewusster Umgang mit Farben. Die Bilder sind lebhaft, aber nicht unruhig.“ Viele, auch der Naturdarstellungen, seien im Atelier entstanden. Rothe habe sie aus dem Gedächtnis gemalt. Er habe auch viel Zeit im halleschen Zoo verbracht, bis er die dortigen Bewohner passend darstellen konnte. Dabei sei es nicht um eine fotorealistische Abbildung gegangen, sondern wie oft in Malerei darum, das Wesen zu erfassen.

„Erinnerungen“, eine Schau mit Werken von Hans Rothe, ist bis 11. Mai in der Sitte-Galerie Merseburg zu sehen. Vernissage am heutigen Samstag um 14 Uhr.