Projekt Ein neuer Verein will das Salzwasser für die Halloren aus Halle (Saale).

Halle - Die Frage kommt, unweigerlich, bei nahezu jedem Schausieden auf der Saline: Woher stammt denn die Sole, aus der sich so eindrucksvoll das Salz herauskristallisiert? Und ein bisschen beschämt müssen die halleschen Salzsieder dann bekennen, dass hier nicht auf einen halleschen Bodenschatz, sondern auf einen aus Bernburg zurückgegriffen werden muss.
Keine funktionierenden Solebrunnen in Halle (Saale)
In Halle selbst nämlich, der Salzstadt, in der mehr als 4.000 Jahre lang das sogenannte weiße Gold gewonnen wurde, gibt es keinen funktionierenden Solebrunnen mehr. Das muss sich ändern, dachten sich einige Halloren vor geraumer Zeit und gründeten den Verein „Neue Hallesche Pfännerschaft“ mit dem Ziel, den letzten noch zugänglichen von einst zahlreichen Salzbrunnen wiederzubeleben.
Er befindet sich am Holzplatz, wurde 1925 gebohrt, Anfang der 60er Jahre verschlossen, und in den 90ern wurde der alte Bohrturm abgerissen. An seiner Stelle steht heute eine Stele als Erinnerung. Der Salzgehalt des Wassers beträgt 21 Prozent. Und das soll in absehbarer Zeit wieder sprudeln, so der Plan. Tobias Heinicke ist der Vorstandsvorsitzende der „Pfännerschaft“, selbst Hallore und Fischerstecher, und er sagt, dass das große Ziel zum 300-jährigen Bestehen der ehemaligen Königlich-Preußischen Saline im Jahr 2021 erreicht sein solle.
Der Traum: ein Brunnen, ein Bohrturm, ein Pumpenhäuschen und ein kleines Solelager. „Wie der Turm aussehen wird, wissen wir noch nicht genau. Zumindest die Silhouette soll an das historische Vorbild erinnern.“ Dabei sei der Turm so, wie ihn die Hallenser noch in Erinnerung haben, eigentlich auch nur ein Fragment gewesen, sagt Tobias Heinicke. Ursprünglich nämlich seien Turm und Pumpenhäuschen eingekleidet und verbunden gewesen. „Wie eine Kirche sah das aus.“
Das sind die nächsten Schritte für den Verein
Bis es aber an diese Entscheidungen geht, liegt noch ein langer Weg vor dem Verein. Zunächst nämlich muss erst einmal die bergrechtliche Genehmigung vom Landesamt für Geologie und Bergwesen vorliegen. „Wir müssen nachweisen, dass die Voraussetzungen für die Förderung, also Technik und Wissen, vorliegen. Wir müssen den Bedarf nachweisen und einen Betriebsplan erstellen“, zählt Tobias Heinicke auf. Wird das Bergrecht erteilt, kann der Brunnen untersucht werden.
Die Beschaffenheit der Rohre ist noch reichlich unklar; dass einige kaputt sind, weiß man aber schon. 576 Meter tief reichen sie in den Boden, ihr Umfang beträgt oben 21 Zentimeter, ganz unten sind es elf. Mit einer genauen Bestandsaufnahme rechne man noch in diesem Jahr, so Tobias Heinicke, und dann könne man auch über Zahlen sprechen. „Wir rechnen mit einer Summe im niedrigen sechsstelligen Bereich, aber mehr können wir noch nicht sagen.“
Interessierte Partner aus der Wirtschaft wollten sich an diesem Projekt beteiligen, heißt es seitens des Vereins. Aber auch Spenden werden benötigt. Vielleicht gelingt es sogar, an Fördertöpfe heranzukommen, aber auch das ist noch Zukunftsmusik. Erste Vorgespräche mit der Stadt habe es bereits gegeben, Entgegenkommen bezüglich des Grundstückes habe sie signalisiert. Immerhin, meint Tobias Heinicke, passe das Anliegen gut ins Projekt „Salinehalbinsel“ mit dem Planetarium, dem Saaleradweg und dem Saline-Museum.
Verein „Neue Hallesche Pfännerschaft“ besteht seit einem Jahr
Um das Projekt voranzutreiben, hat sich die „Neue Hallesche Pfännerschaft“ vor einem Jahr gegründet. Der Name ist bewusst gewählt: Die halleschen Pfänner und später die „Consolidierte Hallesche Pfännerschaft“ gab es einst. Sie waren Besitzer der Produktionsmittel für die Salzgewinnung, also der Pfannen zum Beispiel, die die Halloren selbst nie besessen haben. Die alte Pfännerschaft stellte aber auch Kohle, Ziegel und Glas her – in so manchem Haushalt stehen noch alte Einweckgläser, zu erkennen am kleinen geprägten Hallorenhut, dem Markenzeichen des Betriebes. Bis in die 20er Jahre gab es diesen, er ging dann auf in der Mansfeld AG, die wiederum nach dem Krieg zum Mansfeld-Kombinat wurde.
Ein großer Name also, den sich der Verein gegeben hat, mit großem Ziel. Das im übrigen noch nicht erreicht ist, wenn die Sole spätestens 2021 gefördert wird. Mit dem Gewinn aus der Sole will der Verein, zum einen, die Gesundheit der Bevölkerung fördern, man denkt da zum Beispiel an eine Kaltvernebelungsanlage oder an Trinksole. Zum anderen will man kulturelle Veranstaltungen fördern oder auch die Weiterbildung von Kindern auf naturwissenschaftlichem Gebiet unterstützen. Und schließlich sollen Salinemuseum und Salzwirkerbrüderschaft ebenfalls etwas abbekommen.
Seit dem Mittelalter wurde in Halle aus verschiedenen Brunnen Sole gewonnen. Sowohl der Meteritz- , als auch der Gutjahrbrunnen, der Deutsche Born und der Hackeborn lieferten die Sole, die in den Siedehütten auf dem Hallmarkt zu Salz verarbeitet wurde. Das auch als „Thal“ bezeichnete Areal besaß sogar eine eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit im „Thalamt“ am Hallmarkt. 1869 stellte die pfännerschaftliche Saline den Betrieb ein, da die Salzgewinnung auf die königlich-preußische Saline auf der Salinehalbinsel übergegangen war.
(mz)