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Erholen, buddeln, treffen Ein Besuch der wohl höchst gelegenen Kleingartenanlage Halles

Keramikerin Marie-Luise Meyer schätzt die Nachbarn und den Ausblick von der wohl höchst gelegenen Kleingartenanlage Halles.

Von Silvia Zöller 02.05.2021, 11:01
Genießen die Sonne: Die Gartenfreunde Ulrike Lustfeld (rechts), Jana Menke (links) und Marie Luise Meyer (Mitte).
Genießen die Sonne: Die Gartenfreunde Ulrike Lustfeld (rechts), Jana Menke (links) und Marie Luise Meyer (Mitte). (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale) - Viel zu tun gibt es bei Marie-Luise Meyer im Garten jetzt im Frühjahr: trockenes Holz aus den alten Obstbäumen schneiden, der Zaun muss repariert werden, die Beete vorbereitet. Doch in der Parzelle der Künstlerin, die an der Burg Giebichenstein Plastik und Keramik studiert hat, kann man nicht anderes, als auch einmal die Beine hochlegen und den Ausblick genießen. Der Garten von Marie-Luise Meyer liegt am höchsten Punkt der romantisch gelegenen Kleingartenanlage am Klausberg - mit direktem Blick auf den Zoo und dem Petersberg in der Ferne.

Und so kommt es auch öfter vor, dass sich Marie-Luise Meyer einfach mal mit Gartennachbarinnen zum Kaffee trifft. Auf den Tisch kommen dann keineswegs Teller und Tassen aus ihrer eigenen Werkstatt: „Das ist für den Garten zu teuer. Hier passt besser das Geschirr aus den 1960er Jahren, das ich noch von den Gartenvorgängern habe“, erzählt die Künstlerin.

„Jetzt werde ich selbst ständig gefragt, ob ein Garten frei ist“

Durch eine Freundin, die ebenfalls Künstlerin ist und hier am „Klausberg“ einen Garten hatte, lernte sie die Vorteile eines Kleingartens kennen und lieben. 2011 konnten sie dann einen Garten in der Anlage übernehmen. „Jetzt werde ich selbst ständig gefragt, ob ein Garten frei ist. Ich weiß aber, dass manche gut eineinhalb Jahre darauf gewartet habe“, sagt Marie-Luise Meyer.

Was ist das Schöne für sie am Kleingärntern? Zum Beispiel die netten Nachbarn - Meyer ist keineswegs die einzige Künstlerin in der Anlage, auch Bildhauer, Designer und Textilkünstler sind hier anzutreffen. . „Man hilft sich hier gegenseitig“, berichtet sie und blickt auf Jana Metke, die aus dem Garten gegenüber nicht nur zum Kaffee rüber kommt, sondern auch auch mal die Heckenschere ausleiht. Kräuter werden hier ausgetauscht oder auch Tipps zum Anbau. „Marie-Luise baut hier Stielmus an, ein Gemüse, das sie aus ihrer Heimat im Emsland kennt. Das habe ich aus ausprobiert“, sagt Gartennachbarin Ulrike Lustfeld.

„Den Kürbis ziehe ich auch schon vor“

Und natürlich ist Marie-Luise Meyer auch der Anbau von eigenem Obst und Gemüse wichtig: Aprikosen, Kirschen, Quitten werden zu Marmeladen oder Chutneys verarbeitet, ihr Lieblingsgemüse Grünkohl - ebenfalls eine Leidenschaft aus der Heimat Emsland - wächst hier im Sommer neben Tomaten, Zucchini und Physalis. „Den Kürbis ziehe ich auch schon vor“, berichtet die Gartenfreundin. Das Gewächs wird dann wohl wieder wie im Vorjahr die Pergola vor der Laube beranken.

„Besonders im Vorjahr war ich so froh, dass ich diesen Garten habe“, blickt sie auf das erste Coronajahr zurück. So hatte sie neben ihrer Keramikwerkstatt einen weiteren Anlaufpunkt außerhalb der Wohnung. Froh ist die Künstlerin auch, dass sie schon vor Corona einen Web-Shop eingerichtet hat, der gut läuft. „Viele Märkte sind ausgefallen, aber über das Internet habe ich nun Kunden, die vorwiegend auswärts und nicht in Halle wohnen“, sagt sie.

Und: In Coronazeiten kann man sich an der frischen Luft mit Freunden treffen - einzeln momentan, aber immerhin. „Für die Kinder ist es toll, dass das Nordbad gleich in der Nähe ist“, listet sie einen weiteren Pluspunkt der Anlage auf. In Badelatschen kann man so auf dem kurzen Weg in das Freibad laufen. Auch an Geburtstage oder kleine Feste im Garten in der Vor-Coronazeit denkt sie gerne zurück. Dabei geht es jedoch bei Marie-Luise Meyer wie auch bei den anderen Kleingärtner am „Klausberg“ immer moderat zu. „Es ist immer sehr ruhig in der Anlage. Niemand schaltet Gedudel an“, schwärmt sie. (mz)