1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Ehrung für Pionier der Fotografie

Ehrung für Pionier der Fotografie

Von Katja Pausch 12.09.2008, 17:27

Halle/MZ. - 1744 fand Schulze seine letzte Ruhe auf dem Stadtgottesacker. Der Professor der Altertümer und Medizin ist in der Gruft 85 beigesetzt. Der Schwibbogen nun soll, initiiert von halleschen Wissenschaftlern und dem Heimatort Schulzes, eine Gedenktafel erhalten.

Johann Heinrich Schulze, am 12. Mai 1687 in Colbitz bei Magdeburg geboren, besuchte einst die Lateinschule August Hermann Franckes, studierte in Halle Medizin, Theologie sowie alte und orientalische Sprachen und war laut Hans-Dieter Zimmermann mehr als andere seiner Zeit ein Universalgelehrter. "Schulze hatte umfangreiche Kenntnis in Medizin, Botanik, Chemie sowie Latein, Griechisch, Türkisch und Arabisch", weiß Zimmermann, der von 1956 bis 1998 als Assistent und später Kustos am Institut für Altertumswissenschaften an der halleschen Universität lehrte, forschte und promovierte.

Als Kustos beschäftigte sich Zimmermann vor allem mit der Münzsammlung, die ebenfalls auf Johann Heinrich Schulze zurückgeht. "Schulze hat nicht nur die Numismatik in den wissenschaftlichen Betrieb eingeführt, sondern war dank seiner Kenntnisse der Altsprachen auch der erste wahre Geschichtsschreiber der Medizin", so Hans-Dieter Zimmermann. Ihm selbst, dem heute 75-Jährigen, ist eine Korrektur zu verdanken: Ursprünglich wähnte die Fachwelt die fotografische Entdeckung Schulzes im Jahr 1727, weil 1917 eine vermeintlich erste Publikation Schulzes in Schriften der Leopoldina gefunden wurde. "Doch Schulze hat seine Experimente auf der Suche nach einem phosphorisierenden Leuchtstein bereits zehn Jahre früher betrieben - übrigens beim berühmten königlichen Leibarzt Friedrich Hoffmann", so Zimmermann. In Hoffmanns Labor in Halle habe er mit Kreide, Salpetersäure und mit Silber verunreinigtem Scheidewasser hantiert. Das Ergebnis war eine Violettfärbung der Kreide bei Lichteinfall - der erste Schritt zu lichtempfindlichem Fotopapier. Seine fotochemisch bedeutende Entdeckung publizierte Schulze 1719 unter dem Namen Scotophorus in der Zeitschrift "Bibliothecae Novissimae Observationum ac Recensionum". Der Wissenschaft habe Schulze, so Hans-Dieter Zimmermann, viele Denkanstöße gegeben, "doch keiner war so weitreichend wie seine Entdeckung in der Fotografie".

Mit der geplanten Tafel, die Bildhauer Marcus Golter anfertigt und deren Kosten Schulzes Heimatdorf Colbitz tragen will, soll der Gelehrte nun eine späte Ehrung erfahren.