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Ehemalige Freyberg-Brauerei Ehemalige Freyberg-Brauerei: Ex-Bierpalast wird zum neuen Kiez

Von Detlef Färber 24.09.2019, 04:00
Die Fassade mit den Turm-Zwillingen zur Saale hin soll auch künftig das Wahrzeichen des Gebäudeensembles sein.
Die Fassade mit den Turm-Zwillingen zur Saale hin soll auch künftig das Wahrzeichen des Gebäudeensembles sein. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Rettung läuft. Schon seit ein paar Wochen tut sich was im Hof eines fast schon verloren geglaubten Baudenkmals, das von der Saaleseite her stets als eines der prächtigsten Gebäude Halles galt - und das seit einem Vierteljahrhundert schon als eines der traurigsten gilt: Die Rede ist von der Freybergschen Brauerei, die leer steht, seit Anfang der 1990er Jahre ein Reaktivierungsversuch eines fränkischen Bierunternehmens scheiterte.

Damit war eine Brauerei, die zeitweise als eine der größten ihrer Art in Deutschland galt, Geschichte - und ihr prachtvolles Gebäude-Ensemble begann, sich in eine Ruine zu verwandeln. Schließlich schien vor zwei Jahren ein Brand dem verbliebenen baulichen Bestand noch den Rest gegeben zu haben.

Innenhof wird grün

Doch nun ist ein spätes Happy End greifbar, seit sich das Magdeburger Unternehmen MCM Investor Management des Projekts angenommen hat - mit viel Mut und großen Plänen. Für MCM-Chef Peter Pfeffer ist es nicht das erste Engagement in Halle, wo er zum Beispiel in der Großen Brunnenstraße im Bereich Bestandsimmobilien-Sanierung Gründerzeithäuser auf Vordermann gebracht hat. Zu diesem Schwerpunkt passt nun auch die Freyberg-Brauerei, wenngleich sie noch mal von einer ganz anderen Dimension ist.

Denn dort, wo in Spitzenzeiten (1931) bis zu 100.000 Hektoliter Bier produziert worden sind, sollen künftig bis zu knapp tausend Leute wohnen können. Schließlich sind in den 213 Wohneinheiten, die Pfeffer und sein hallescher Architekt Matthias Prinich geplant haben, viele von großer Abmessung: Vier-Zimmer-Wohnungen und Lofts, die auch für Familien mit mehreren Kindern genügend Platz bieten.

Am Ende 15.083 Quadratmeter neue Wohnfläche in Glaucha

Insgesamt sollen am Ende 15.083 Quadratmeter Wohnfläche in Glaucha entstanden sein - und außerdem noch eine Gewerbeeinheit. Was sich, nachdem die Bagger nun schon eine Weile am Werk sind, in dem einstigen Fabrikhof als freie Fläche darbietet, wird wohl auch weitgehend eine solche bleiben - „und als Raum für Begegnung genutzt werden können“, wie Investor Pfeffer erläutert.

Grün werden soll die Fläche ohnehin - als eine mit Rasen bedeckte Dachfläche jener notwendigerweise den ganzen Innenhof ausfüllenden Tiefgarage. Dort werden Stellplätze für 137 Autos entstehen. Hinzu kommen aber auch noch Fahrradgaragen.

Diverse Baustile in Harmonie

Was aber vor allem hinzu kommen wird und dieses Projekt von so manch anderem unterscheiden dürfte, ist sein besonderer architektonischer Reiz. Und der wiederum hat mit der höchst ungewöhnlichen Baugeschichte zu tun, die auch ein Stück hallescher Industriegeschichte ist. Sie begann mit einer Brauerei, die der Stärkefabrikant Gottfried Rauchfuß am Großen Berlin vor nun genau 203 Jahre gegründet hatte. Somit darf 1816 als Gründungsdatum gelten.

Doch obwohl dies hier noch an der Fassade steht, begann die Geschichte am Glauchaer Standort erst ein halbes Jahrhundert später - im Besitz und unter der Direktion von Hermann Freyberg. Der wurde zum Namensgeber und ersten Bauherren, an dem sich seine Nachfolger offenbar gemessen haben - was zu diesem fast beispiellosen Ensemble geführt hat, in dem Spitzenarchitektur aus mehreren Epochen auf engstem Raum miteinander harmoniert: Die Jugendstilfassade zur Saale hin, Gründerzeitbauten, Moderne-Hallen und Treppentürme aus den 1930er Jahren.

Und diese Harmonie soll auch nach der Sanierung nebst Um- und Neubau bewahrt werden, sagt der Investor. Gerade auch von der Saale aus bleibe der Anblick eindrucksvoll, so Peter Pfeffer - wie es auch seine Pläne zeigen. Aus vielen der prägenden Türmchen sollen Dachterrassen werden - auch dies eine reizvolle Herausforderung für alle Beteiligten. Zwei Jahren habe man nun Zeit, meint der Investor, doch schon 2021 soll sich der einstige Freybergsche Bierpalast in einen neuen halleschen Kiez verwandelt haben. (mz)

Entkernte Gebäude und Schutt im Innenhof: 137 Garagen sollen hier entstehen.
Entkernte Gebäude und Schutt im Innenhof: 137 Garagen sollen hier entstehen.
Silvio Kison
Auch die Turmbauten der Moderne werden das Ensemble weiter prägen.
Auch die Turmbauten der Moderne werden das Ensemble weiter prägen.
Silvio Kison