Dichter und Moderator Dichter und Moderator: Das ist der neue Stadtschreiber von Halle

Halle (Saale) - Nun gehört auch er zu dem erlauchten Kreis der Stadtschreiber: Christian Kreis, Lyriker, Erzähler, Kolumnist, Poetry-Künstler und - aus hallescher Sicht eher an erster Stelle von alledem - auch Moderator und Gastgeber (Mit-Gastgeber) der kultigen Lesebühne „Kreis mit Berg“, die bis zu neun mal jährlich im Kabarettsaal der „Kiebitzensteiner“ im Palais S in der Ankerstraße über die Bühne geht.
Eine ganze eigene Mischung aus Talk und Lesung, etwas Musik und anschließender Geselligkeit, die nicht nur aus Halles literarischem Leben nicht mehr wegzudenken ist, sondern viel mehr auch nicht aus dem Kulturkalender der leider wohl nur noch selbst ernannten Kulturhauptstadt von Sachsen-Anhalt - kurz: Christian Kreis ist längst schon eine Institution. Was es nur umso logischer erscheinen lässt, dass ihm nun auch eine quasi institutionelle Förderung zuteil werden wird.
Bereits vor zwei Jahren heißester Anwärter für das hallesche Literaturförderstipendium
Er hat sie längst verdient! Und er galt auch schon vor zwei Jahren als heißester Anwärter für das hallesche Literaturförderstipendium, das mit dem altehrwürdigen Namen Stadtschreiber einen hohen Rathaus-Rang seines Trägers suggeriert - weil ja auch über Jahrhunderte tatsächlich ein Amt so benannt war.
Doch dann vereitelte eine kulturpolitische Neuprofilierung des Stadtschreiber-Projekts die Kür von Kreis. Nachdem diese Ehrung zuvor nahezu allen namhaften und etwas älteren hiesigen Literaten zuteil geworden war, sollte der hallesche Stadtschreiber nun deutschlandweit ausstrahlen und also generell für deutschsprachige Schriftsteller ausgeschrieben werden.
Stadtschreiber von Halle: Für ein halbes Jahr wird Christian Kreis nun in Ruhe arbeiten können
Und so konnten die erste und auch die zweite Kür unter der neuen Prämisse keinesfalls einem Hallenser zuteil werden. Vielmehr zog mit dem aus Serbien stammenden Wiener Marko Dinic und zuvor der Leipzigerin mit russischen Vorfahren, Anna Kuschnarowa, auch ein internationales, zumindest aber überregionales Flair in die hallesche Literaturszene ein. Doch genau dafür sorgen Christian Kreis und sein Kollege Peter Berg auch bei ihrer Lesebühne, die jeweils einen auswärtigen Dichter als Gast präsentiert - und damit zur deutschlandweit gut gelisteten Veranstaltungsadresse geworden ist.
Für ein halbes Jahr wird Christian Kreis nun - ausgestattet mit 1.250 Euro monatlich - in Ruhe arbeiten können, ohne die zugleich verfügbare Stadtschreiber-Wohnung in Anspruch nehmen zu müssen. Geplant hat er für diese Zeit mit einem Verlag bereits ein poetisches „Halle-Alphabet“ und will außerdem sein satirisches und zeitkritisches Roman-Projekt vorantreiben, in dem er, angelehnt an eigene Erfahrungen, die „Irrungen und Wirrungen“ seines Helden beschreibt, der, wie er selbst, zur Maueröffnung vor 30 Jahren gerade mal 13 war.
Am 11. April, 19 Uhr, gibt es im Literaturhaus übrigens eine Art Amtseinführung. Und wer Christian Kreis kennt, weiß, dass das lustig wird. (mz)