Deutscher Bauherrenpreis nach Halle Deutscher Bauherrenpreis nach Halle: Was den Neubau im Königsviertel so besonders macht

Halle (Saale) - Bei der halleschen Wohnungsgenossenschaft (WG) Freiheit haben am Mittwochabend die Sektknorken geknallt: Das Unternehmen hat den Deutschen Bauherrenpreis 2018 gewonnen. Prämiert wurde das Unternehmen für den Neubau im Königsviertel nahe des Riebeckplatzes. Der Preis wurde in Berlin verliehen.
In der Kategorie „Weiterbau von Quartieren“ konnte sich die WG Freiheit gegen die Mitnominierten, die Uferhöfe in Berlin-Mitte/Gesundbrunnen und die Wohnbebauung Blumenheckstraße in Pforzheim, durchsetzen. Insgesamt wurden 173 Projekte eingereicht, 33 davon wurden in elf Kategorien nominiert. Das Königsviertel hatte vor allem die Nase vorne, weil damit eine rund 7.000 Quadratmeter große innerstädtische Brache bebaut und einer neuen Nutzung zugeführt wurde - und das noch zu „tragbaren Kosten“, lobte die Jury, die „ein hervorragendes Projekt durch ambitionierten Wohnungsbau“ auszeichnete.
Deutscher bauherrenpreis: WG Freiheit in Feierlaune
Und auch am Donnerstag ist Vorstand Dirk Neumann noch in Feierlaune: „Der Preis ist die Bestätigung für unsere bisherige Herangehensweise, dass Kunst, Architektur und Funktionalität eine Symbiose bilden müssen.“ Nur so könne Wohnungsbau Identität prägend und gleichzeitig Stadtteil prägend sein.
Gelungen ist dieses dadurch, dass die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in die Planungen des Ende 2016 fertiggestellten Ensembles mit 114 Wohnungen einbezogen wurde. „Es ist schon das sechste gemeinsame Projekt mit der Burg“, betont Neumann. So ist im Karree zwischen der Niemeyerstraße und der Kurt-Eisner-Straße in der Nähe des Riebeckplatzes der ungewöhnliche Neubau für rund 17 Millionen Euro entstanden. Das Königsviertel präsentiert sich selbstbewusst mit Goldflächen, Lilien als royalen Symbolen und stilisierten Schlossruinen im Innenhof - der Name ist eine Anspielung auf die Königsstraße die hier einmal entlang verlief.
In Neubauten blitzt überall die digitale Revolution durch
Außerdem blitzt in den Neubauten überall die digitale Revolution durch. In jedem der Mietshäuser hängt ein digitales schwarzes Brett, auf dem unter anderem auch Wetter-Vorhersagen oder die Abfahrtzeiten der Straßenbahnen angezeigt werden. Besonderes Extra: Die Wohnungen lassen sich statt mit Schlüsseln durch Transponder öffnen. Trotz dieser Extras, so betont Neumann, zahlen Mieter hier nur eine durchschnittliche Miete von 8,30 Euro pro Quadratmeter. Alle 114 Wohnungen sind aktuell vermietet.
Derzeit laufen die Planungen für ein weiteres Projekt, an dem auch wieder die Kunsthochschule Burg Giebichenstein mit eingebunden werden soll. „Gemeinsam mit der Burg und der Wohnungsgenossenschaft Frohe Zukunft wollen wir genossenschaftliche Stadthäuser entwickeln“, sagt Neumann über die Pläne. Die Mehrfamilienhäuser mit sechs bis acht Wohnungen sollen auf genossenschaftseigenen Brachen entstehen, die durch Abriss von Wohnungen entstanden sind.
WG Freiheit: Modellhäuser könnten Bürokratie vereinfachen
Der Vorteil eines solchen Modellhauses: Es vereinfacht die notwendige Bürokratie, weil eben dasselbe Haus - gegebenenfalls in leichten Modifikationen - an verschiedenen Standorten in der Stadt gebaut werden soll. Außerdem ist geplant, Kooperationsverträge mit Baufirmen zu schließen, um die Realisierung abzusichern - aktuell ist es nämlich teilweise schwierig, Unternehmen für Bau und Ausbau zu finden, da die Wirtschaft auf höchstem Niveau boomt.
Auf der Silberhöhe, in Heide-Nord oder in der Südstadt könnten dann voraussichtlich ab 2022 solche genossenschaftlichen Stadthäuser entstehen, die diese Viertel aufwerten sollen. „Unser Ziel ist es, auch bei diesen Wohnungen bei der Neuvermietung unter neun Euro Miete pro Quadratmeter zu bleiben“, sagt Neumann. Bei der WG Freiheit geht man davon aus, dass es weiter Bedarf an neuem Wohnraum gibt. „Halle hat stabile Einwohnerzahlen“, so der Vorstand. Noch mal ein so großes Projekt wie das Königsviertel zu stemmen, das sei jedoch nicht geplant. „Wir wollen jetzt kleinteiliger und flexibler bauen“, ergänzt Neumann. (mz)