1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Der Sojabauer von Halle: Der Sojabauer von Halle: Thomas Schubert kultiviert einen Exoten

EIL

Der Sojabauer von Halle Der Sojabauer von Halle: Thomas Schubert kultiviert einen Exoten

Von Denny Kleindienst 06.09.2020, 09:00
Thomas Schubert auf einem abgeernteten Kräuterfeld seines Betriebs, in der Hand die Blüte einer Ringelblume.
Thomas Schubert auf einem abgeernteten Kräuterfeld seines Betriebs, in der Hand die Blüte einer Ringelblume. Denny Kleindienst

Halle (Saale) - Bio-Landwirtschaft hat eine lange Tradition auf dem Gut Döllnitz im Süden von Halle. Seit 1991 gibt es den Betrieb, der seinen Sitz auf einem ehemaligen NVA-Gelände in Radewell-Osendorf hat, und seitdem auch schon entsprechend der Demeter-Richtlinien arbeitet, wie Thomas Schubert sagt. Demeter wiederum wurde vor knapp hundert Jahren gegründet. „Die waren der erste Bioverband“, so Schubert.

Seit 1997 ist er der Betriebsleiter von Gut Döllnitz. Er erklärt, dass über die Jahre mehr und mehr Flächen dazu gepachtet wurden. Inzwischen bewirtschaftet der Betrieb rund 700 Hektar in und um Halle. Zu den angebauten Pflanzen gehört: Soja. Dabei verortet man die Pflanze eher in Südamerika. Brasilien gilt als weltgrößter Soja-Produzent. Wie also kam Soja nach Halle?

„Wir hatten Probleme mit Erbsen und Ackerbohnen“

„Wir hatten Probleme mit Erbsen und Ackerbohnen“, erzählt Thomas Schubert und dass es zugleich eine Nachfrage nach Soja aus deutscher Produktion gegeben hat. Seit fast zehn Jahren baue das Gut Döllnitz nun Soja an, mittlerweile auf rund zehn Prozent seiner Fläche. Beliefert werde damit ein Tofu-Produzent in Freiburg. Der Betriebsleiter bestätigt, dass es in den vergangenen Jahren einen Soja-Boom gegeben hat. Und, auch wichtig: „Es geht, hier anzubauen.“ Ganz einfach sei das allerdings nicht.

Schubert spricht von sehr schwankenden Ernteerträgen. Die Trockenheit der letzten Jahre sei schlecht für die Pflanze. Man sei deshalb „auf der Suche nach neuen Soja-Kulturen, die eine Trockenresistenz haben“. Die gebe es auch, nur sind sie in Deutschland noch nicht zugelassen.

Alles, was auf Gut Döllnitz angebaut wird, geht in die Lebensmittelproduktion

Alles, was auf Gut Döllnitz angebaut wird, geht in die Lebensmittelproduktion. Die Sonnenblumen- und Kürbiskerne werden so aufbereitet, dass sie „mühlenfertig sind“ , so Schubert, wenn sie an die entsprechenden Ölmühlen geliefert werden. Seit ein paar Jahren werden auch Kräuter angebaut - Kümmel, Ringelblume, Brennnessel. „Noch ist es eine Nische bei uns“, sagt der Betriebsleiter, der sich selbst als jemanden beschreibt, der Lust hat am Experimentieren.

Entscheidend dafür, um als Bio-Betrieb zu bestehen, sei es, Abnehmer zu haben. Das dauert, betont Thomas Schubert. Messen abzuklappern gehöre zum Beispiel dazu. „Das haben wir alles gemacht.“ Inzwischen erziele das Gut Döllnitz mit seinen Waren deutlich höhere als die konventionellen Preise. Das Wichtigste aus seiner Sicht ist aber, Bio aus Überzeugung zu sein. Denn die brauche es, um Ausfälle zu ertragen. „Wenn du es wegen des Geldes machst, lass es!“, sagt Thomas Schubert.

Er habe selbst gehadert, als die Soja-Ernte im zweiten Jahr in Folge vom Distelfalter aufgefressen wurde. Und doch hätten sie kein Spritzmittel eingesetzt. Es geht laut Schubert eben auch ohne den Einsatz chemischer Stoffe. Und das zu sehen, treibt ihn an. Bio schließt dabei Technik nicht aus. „Wir wollen auch mit Robotern arbeiten“, sagt Schubert, der privat einen Tesla fährt. (mz)

Soja-Blüte
Soja-Blüte
Gut Döllnitz
Soja-Pflanze
Soja-Pflanze
Gut Döllnitz